GK0120 - Die Geisterhöhle
dann geschah das Grauenhafte.
Die Köpfe der Rocker begannen sich zu verwandeln. Die Haut trat zurück und gab die blanken Knochen frei. Die langen Haare fielen ab. Kahl glänzten die Schädel.
Der Dämon hatte den ersten Teil seiner Rache vollendet. Er hatte die Köpfe der Rocker in Totenschädel verwandelt, zum Brandmal eines besessenen Teufels…
***
Tom Tarras war am Höhleneingang stehengeblieben. Angewidert verzog er das Gesicht. Die herausströmende modrige Luft schlug ihm auf den Magen. Jetzt war er froh, nicht mitgegangen zu sein.
Die Umrisse der vier Rocker verschmolzen im Innern der Höhle mit der Dunkelheit. Dann und wann huschte nur noch der schwache Strahl einer Taschenlampe durch die Dunkelheit.
Tom Tarras drehte sich um. Mit dem Jackenärmel wischte er sich den Schweiß von der Stirn. Das Lagerfeuer warf zuckende Schatten auf sein kantiges Gesicht.
Lässig schnippte sich Tarras ein Stäbchen aus der Packung.
»Gib mir auch eine«, hörte er Ginnys Stimme.
Das Girl hockte am Feuer. Ginny hatte es sich auf einem Stein bequem gemacht und das rechte Bein lang ausgestreckt. Das linke hatte sie angewinkelt. Der Minirock war weit hochgerutscht, und die sonst weißen Schenkel wurden durch das Feuer mit einem rötlichen Schimmer übergossen.
Es lag auf der Hand, was Ginny wollte.
Und daran ließ auch ihre Haltung gar keinen Zweifel.
Tom warf ihr einen Glimmstängel zu, den Ginny geschickt auffing. Sie griff nach einem brennenden Zweig und zündete sich die Zigarette an.
Würziger Rauch kräuselte in den Nachthimmel.
Tom Tarras legte sich neben Ginny. Er hatte die Augen halb geschlossen und blinzelte in den dunklen Himmel. Die Zigarette verqualmte zwischen seinen Lippen.
Ginny beugte sich zur Seite. Leicht stieß sie den Rockerboss an. Tarras wandte nicht einmal den Kopf. »Was willst du?«
»Kannst du dir das nicht denken?«
»Deshalb sollten wir also allein bleiben.«
»Genau.«
Tom Tarras wälzte sich träge herum. »Ich hab aber keine Lust. Vielleicht nachher.«
»Wer weiß, was dann ist«, maulte Ginny.
Sie konnte sich diesen Ton erlauben, da Tom und sie allein waren. Wenn Toms großkotzige Freunde nicht in der Nähe waren, konnte er manchmal ganz zugänglich sein.
Tom legte die Zigarettenkippe auf seine Mittelfingerkuppe und schnippte den Glimmstängel mit einer lässigen Bewegung seines Daumennagels ins Feuer.
Auch Ginny warf ihre Zigarette weg. Ihre Hände fuhren mit einer spielerischen Handbewegung unter Toms Lederjacke. Die Fingerspitzen streichelten seine behaarte Brust.
Dicht über sich sah Tom die verlockenden Lippen seiner Braut. Und er spürte, wie er schwach wurde.
»Nun, du Vollstrecker? Jetzt zeig mal deine Kunst«, hauchte Ginny und knabberte an Toms Ohrläppchen herum.
Der Rockerboss war in seiner Eitelkeit gekränkt. Er wollte seinem Namen alle Ehre machen. Mit einem gekonnten Griff hatte er Ginnys Pullover hochgeschoben. Das Girl kicherte und drehte sich zur Seite. Es war wie immer. Sie zierte sich bewußt, weil das Tom noch mehr anstachelte. Und Tarras reagierte prompt.
Seine Hände schnappten nach Ginny.
Dabei mußte er sich ein Stück zur Seite wälzen.
Im gleichen Augenblick erstarrte er zur Salzsäule. Sein Blick war auf den Höhleneingang gefallen und auf die Gestalt, die dort stand.
»Aber, Tom, was ist…«
Da sah es auch Ginny.
Zwei, drei Sekunden lähmte sie das Entsetzen. Sie saugte das Bild förmlich in sich auf, das sich ihren Augen bot.
Die Gestalt trug die Kleidung der Rocker. Doch der Kopf war verschwunden.
Er hatte einem Totenschädel Platz gemacht!
Die Flammen des Feuers tanzten über das beinerne Gebilde.
Die Augenhöhlen glühten in einem seltsamen Licht. Der Mund klaffte auseinander. Das Gebiß bestand aus lückenhaften, spitzen Zahnstummeln.
Und da entlud sich Ginnys Entsetzen in einem gellenden Angstschrei, der wie ein Trompetenstoß in die Nacht hinaus jagte, sich überschlug und mit einem Wimmern erstarb.
Das Girl schlug beide Hände vors Gesicht und warf sich in Toms Arme.
Auch Tarras war geschockt. Er konnte nicht begreifen, was er dort sah.
Diese Gestalt, dieses Ungeheuer – das mußte Red Bull sein!
Tarras stöhnte. Ohne daß er es wollte, gruben sich seine Fingernägel tief in Ginnys Fleisch. Ein gequälter Atemzug drang aus seinem offenen Mund.
Ginny zitterte wie Espenlaub. Sie hatte ihr Gesicht an Toms Schulter vergraben.
Nur Sekunden waren seit dem Auftauchen der ersten Gestalt vergangen. Doch diese Zeit kam Tom
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