GK0125 - Der Hexenclub
trotzen.
John Sinclair lächelte kalt. »Nun, Mister Robinson, überrascht?«
»Nein!« Das Wort strafte sein Verhalten Lügen. »Sie werden nicht umsonst Geister-Jäger genannt, Sinclair. Irgend etwas muß ja dran sein, daß Sie diesen Namen bekommen haben. Aber das spielt jetzt alles keine Rolle mehr. Nun gehören Sie zu uns.«
Robinsons Stimme klang gehässig. Mit einem Ruck riß er sich die Maske ab.
John sah in ein schweißnasses Gesicht. Die Haare klebten feucht auf Robinsons Kopf. Ein wildes Feuer leuchtete in seinen Augen. Nichts war mehr von dem sonst so eleganten Mann übrig geblieben. Paul Robinson stand vollständig unter dem Einfluß des Bösen.
John Sinclair hob die Schultern. »Gut, Sie haben gewonnen, Mister Robinson. Und da ich ja jetzt zu Ihnen gehöre, wie Sie schon sagten, hätte ich einige Fragen.«
»Was wollen Sie wissen?«
»Die Spielregeln. Was genau geschieht mit den Leuten, die sonst hier sind? Wie werden Sie unter Druck gesetzt?«
Robinson lachte. »Es ist doch ein Kinderspiel. Die Diener bekommen den Trank der Hexe. Es ist ein Gebräu, dessen Zusammensetzung nur Lukretia kennt. Die Menschen verfallen in einen Rauschzustand und sind bereit, alles zu tun, wenn Lukretia es verlangt.«
»Und Ihnen fiel es nicht schwer, Informationen zu bekommen, an die Sie auf dem normalen Dienstweg schwerlich herangekommen wären.«
»Genau.« Robinson sonnte sich im sicheren Gefühl des Sieges. »Wollen Sie sonst noch etwas wissen, ehe Sie Ihre erste Prüfung bestehen müssen, Sinclair?«
»Ja. Wer ist Lukretia?«
»Das werde ich Ihnen lieber selbst sagen, Geister-Jäger!«
John wandte den Kopf. Aus dem Schatten einer Nische löste sich die Gestalt einer Frau. Mit langsamen wiegenden Schritten kam sie auf die Treppe zu. Und je mehr sie sich John Sinclair näherte, um so besser konnte der Oberinspektor die Menschen verstehen, die Lukretia verfallen waren. Auch Dean Jagger.
Schwarz wie die Seele des Teufels war ihr Haar, das in langen Wellen bis auf die Schultern floß. Das rote seidige Gewand lag wie eine zweite Haut auf ihrem Körper. Jede Bewegung war, geschmeidig, erinnerte unwillkürlich an eine Raubkatze, die jeden Moment zum tödlichen Sprung ansetzen konnte.
Weiß stach das Gesicht aus der schwarzen Haarflut hervor. Wie unergründliche, dunkle Brunnenschächte wirkten die Augen, und John erkannte darin ein verhaltenes wildes Feuer.
Das war also Lukretia!
John Sinclair atmete schwer. Auch ihn hatte die Frau in ihren Bann geschlagen. Selten hatte er ein Weib von solch einer berückenden Schönheit und Ebenmäßigkeit gesehen. Doch man durfte sich hier von der Äußerlichkeit nicht täuschen lassen. Lukretias Seele gehörte dem Teufel.
Ein unergründliches Lächeln spielte um ihre Lippen, als sie vor John Sinclair stehenblieb. Ihre nackten Arme fuhren schlangengleich aus dem dunkelroten Gewand hervor. Sanfte Fingerspitzen streichelten Johns Gesicht und ließen Schauer über den Rücken des Oberinspektors rieseln.
Jahn hielt den Atem an. Unzählige Schweißtropfen klebten auf seiner Stirn.
Laß dich nicht fertigmachen! hämmerte er sich ein. Dieses Weib will dich umgarnen, dich fesseln, damit sie dich um so sicherer in ihren Fängen hat!
»Der berühmte John Sinclair!« Die blutroten Lippen flüsterten die Worte, und es schwang ein nicht überhörbarer Triumph mit. »Viele haben versucht, dich in ihre Gewalt zu bekommen. Doch mir allein ist es gelungen. Ich werde in der Rangleiter der Dämonen aufsteigen und gleichberechtigt neben Asmodis, dem Höllenfürsten, sein.«
John ließ seine Arme schlaff herabhängen. Sein Körper versteifte sich, und auch äußerlich ging der Oberinspektor auf Distanz.
Die Hexe merkte dies genau, und für Augenblicke glomm ein gefährliches Funkeln in ihren Augen auf, das jedoch schnell wieder verlosch.
»Wer bist du, Lukretia?« fragte John Sinclair. Seine Stimme glich mehr einem Krächzen.
Die Hexe lachte und trat einen Schritt zurück. Sie breitete die Arme aus. Das blutrote Gewand floß auseinander, und John erkannte, daß Lukretia darunter ein hautenges schwarzes Trikot trug mit einer giftgrünen Teufelsfratze in der Mitte.
»Ich bin Lukretia, die Hexe und Gefährtin des Teufels. Vor über sechshundert Jahren hat mir der Satan das ewige Leben gegeben, damit ich in seinem Sinne auf die Menschheit einwirken kann. Ich habe die Geschichte miterlebt und bestimmt. Ich war zugegen, als die Menschen sich gegenseitig umbrachten. Der Keim des Bösen war
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