GK0137 - Das Todeskabinett
wie Larry Harker aus dem Haus gerannt war. Im ersten Augenblick wollte sie ihm nachlaufen, bezwang sich aber dann.
Janet stand hinter einer Hausecke. Das Mädchen war durch den Vorgarten geschlichen und hatte die Hinterseite des Hauses in Augenschein genommen. Wie eine Diebin war sie durch den kleinen Garten geschlichen und hatte immer wieder darauf geachtet, daß sie nur nicht entdeckt wurde.
Sie hatte sich allerdings sehr gewundert, daß die Kellerfenster mit Stahlplatten verriegelt waren. Das tat nur jemand, der sich entweder sehr fürchtete – oder etwas zu verbergen hatte, Die Fenster lagen zu ebener Erde. Janet hatte mit dem Fingerknöchel gegen die Platte geklopft und erkannt, daß sie dreimal so dick wie normales Autoblech war.
Die Kellerfenster hatten natürlich die Neugierde des Mädchens noch mehr geweckt. Jetzt war sie ganz sicher, daß es in dem Haus nicht mit rechten Dingen zuging. Sie hatte auch die Verabredung mit dem Oberinspektor fallen gelassen. Sie wollte diesen ›Fall‹ allein aufklären. Aber erst mußte sie mal die Dunkelheit abwarten. Und dann würde sich schon eine Möglichkeit ergeben, ungesehen in das Haus zu kommen. Janet hatte dabei an die Hintertür gedacht, deren Schloß ihr nicht gerade besonders stabil aussah.
Die Haustür knallte zu. Das Geräusch hörte sich an wie ein Pistolenschuß, und Janet zuckte unwillkürlich zusammen. Sie hörte im Haus eine der beiden Frauen keifen, konnte aber nicht verstehen, was gesagt wurde.
Janet sah, wie im Livingroom der beiden Alten das Licht ausgeschaltet wurde.
Gingen sie jetzt schon zu Bett?
Wenn das stimmte, dann waren die Voraussetzungen natürlich ideal. Janet versuchte, durch die Scheibe zu peilen, doch es ging nicht. Die Fenster lagen zu hoch.
Sie wartete noch einige Minuten. Und während dieser Zeit hatte sie nicht einmal mehr die Stimmen der Frauen vernommen. Wahrscheinlich hatten Larrys Tanten sich doch hingelegt.
Jetzt war die Gelegenheit natürlich günstig. Janet Sturgess huschte um die Hausecke, schlich durch den Garten und stand dann vor der Hintertür.
Neben dem Haus war ein Holzstall angebaut worden. Die Bretter waren windschief und verwittert. Hier lagerten die Gartengeräte. Vor dem breiten Türriegel hing ein stabiles Vorhängeschloß.
Janet dachte daran, daß sie unbewaffnet war. Wenn sie sich auch durchaus zutraute, mit den beiden Alten fertig zu werden, so fühlte sie sich mit einem Schlaginstrument doch sicherer.
Janet entdeckte neben dem Schuppen eine handliche Latte. Das Mädchen hob sie auf und wog sie prüfend in der Hand. Ja, die Latte mußte reichen.
Jetzt galt es, das Schloß zu knacken. Janet kam gar nicht in den Sinn, daß das, was sie hier vorhatte, ungesetzlich war. Sie war von der Idee besessen, die beiden Frauen und auch Larry Harker als Verbrecher zu überführen.
Die Hintertür war nicht sehr stabil. Das Holz war schon verwittert und der Lack abgeblättert.
Janet drückte auf die Klinke. Wie sie erwartet hatte, war die Tür verschlossen. Aber das Girl wußte sich zu helfen. Janet kramte in ihren Parkataschen holte einen Dietrich hervor. Den hatte sie sich in weiser Voraussicht besorgt.
Vorsichtig führte sie das Instrument in das Schloß. Sie drehte den Dietrich ein paarmal herum und hätte fast einen Freudenschrei ausgestoßen, als das Schloß zurückschnappte. Hastig ließ Janet den Dietrich wieder verschwinden und packte ihre Latte, die sie solange gegen die Hauswand gelehnt hatte.
Dann stieß sie die Tür auf.
Atemlos verharrte Janet auf der Schwelle, lauschte auf jedes verdächtige Geräusch.
Doch alles blieb still.
Janet schlüpfte ins Haus und drückte die Tür hinter sich behutsam wieder ins Schloß.
Im Haus herrschte ein trübes Halbdunkel, an das sich Janets Augen erst gewöhnen mußten. Langsam schälten sich die Konturen aus dem Zwielicht.
Janet erkannte einen Flur, den schrägen Treppenaufgang und darunter eine Tür, die höchstwahrscheinlich in den Keller führte.
Janet biß sich auf die Unterlippe. Sie dachte an die mit Stahlplatten versiegelten Kellerfenster, und ihrer Meinung nach mußte der Keller ein Geheimnis verbergen.
Janet wollte es herausfinden.
Die Tür war nicht verschlossen. Vorsichtig zog Janet sie auf und war überrascht, daß sie nicht einmal in den Angeln quietschte.
Gähnende Finsternis tat sich vor ihr auf, aus der muffige, verbrauchte Luft in Janets Nase drang.
Janet setzte behutsam den rechten Fuß vor und ertastete eine steile
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