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GK0137 - Das Todeskabinett

GK0137 - Das Todeskabinett

Titel: GK0137 - Das Todeskabinett Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Schlüssel trug Lydia bei sich. Das Schloß war gut geölt und sprang sofort zurück. Lydia drückte die Klinke nach unten und zog die Tür auf.
    Muffige, verbrauchte Luft schlug den beiden Frauen entgegen. Elektrisches Licht gab es hier nicht. Dafür lagen in einer Mauernische immer mehrere Kerzen, sowie Zündhölzer bereit.
    Lydia und Emily zündeten zwei Kerzen an und gingen die schmalen, hohen Steinstufen hinunter.
    Die Treppe war lebensgefährlich, doch die Frauen kannten den Weg im Schlaf.
    Das Licht der Kerzen zuckte über dicke Mauerwände, auf denen weißer Schimmel wie eine Puderschicht lag. Mehrere Türen zweigten zu beiden Seiten des Ganges ab. Es waren einfache Lattenroste, durch Vorhängeschlösser gesichert. Dahinter befanden sich die Vorratsräume der beiden Frauen. Dort lagerten Konserven, Heizmaterial und vieles andere mehr.
    »Ob ER wach ist?« fragte Emily und hatte Mühe, das Zittern in ihrer Stimme zu unterdrücken.
    »Bestimmt«, gab Lydia flüsternd zurück. »Bisher hat ER immer auf uns gewartet.«
    Und dann standen sie vor der geheimnisvollen Tür. Sie war aus dicken Holzbohlen gefertigt, befand sich am Ende des Ganges und besaß drei Schlösser.
    »Halt mal die Kerze«, sagte Lydia, kramte die passenden Schlüssel hervor und schloß auf.
    Aufregung hatte die beiden Frauen gepackt. Obwohl sie schon unzählige Male hier unten waren, war es doch immer wieder ein prickelndes Erlebnis. Nie ließen sich die Reaktionen der finsteren Mächte vorausberechnen, es gab immer wieder neue Überraschungen.
    Lydia zog die Tür auf, Grabesluft wehte den Frauen entgegen und ließ sie frösteln.
    »Henry?« rief Lydia leise. »Bist du da? Wir sind es. Wir wollen dir einen Besuch abstatten.«
    Henry gab keine Antwort.
    Lydia zog ihre Zwillingsschwester mit in das Verlies. Die Kerzen flackerten, bekamen zu wenig Sauerstoff. Und doch reichte der Schein aus, um das unheimliche Verlies zu erleuchten.
    Die Mauern waren mit schwarzen, langen Tüchern verhängt, die bis auf den Boden reichten. Die Tücher waren mit seltsamen Zeichen bestickt. Symbole und Formeln der Schwarzen Magie. Selbst an der Decke waren die gefährlichen magischen Symbole zu sehen. Die Kälte und Beklemmung, die dieser Kellerraum ausströmte, war körperlich fühlbar. Selbst das Atmen wurde hier unten erschwert.
    Das Zentrum des Verlieses jedoch bildete ein hochlehniger Stuhl. Er stand mit dem Rücken zur Tür, und von der Person, die auf dem Stuhl saß, war nur der Hinterkopf zu sehen und ein Teil der strähnigen grauen Haare.
    Lydia blieb stehen. Die rechte Hand mit der Kerze hielt sie ausgestreckt. Der rotgelbe Schein tanzte über dem Stuhl, auf dem der Unheimliche saß.
    »Henry?« rief Lydia. »Bist du da, Henry?«
    Hohl klangen die Worte und wurden von den dicken Vorhängen verschluckt.
    Atemlos warteten die beiden Frauen auf eine Reaktion.
    Sie sollten nicht umsonst gewartet haben.
    Die Person auf dem Stuhl gab plötzlich ein langgezogenes Ächzen von sich und schwang dann unendlich langsam herum…
    ***
    Larry Harker fand einfach keinen Schlaf. Zu sehr hatten ihn die Ereignisse der vergangenen Stunden innerlich aufgewühlt. Immer wieder sah er das Bild der Toten vor seinem geistigen Auge und spürte die Anklage, die ihm Milly entgegenschleuderte. Doch dann war wieder die Angst vor seinen beiden Tanten da. Eine Angst, die sich seit seiner Kindheit in ihm eingefressen hatte.
    Schweißgebadet stand Larry auf. Er zog seinen Morgenmantel über, trat ans Fenster und öffnete es.
    Die kühle Nachtluft tat ihm gut. Am Himmel hingen schwere Wolken, und es roch nach Schnee. In der Ferne sah Larry in unregelmäßigen Abständen Lichtpunkte aufblitzen und wieder verschwinden. Dort führte der Highway entlang, der die beiden Städte London und Southampton miteinander verband. Die Schnellstraße lief an Tonbridge vorbei, war aber durch einen Zubringer gut zu erreichen.
    Er schloß das Fenster, wollte sich wieder hinlegen und überlegte es sich dann aber anders.
    Nein, er würde noch einmal mit den Tanten reden. Bestimmt waren sie noch wach. Sie gingen nie vor Mitternacht schlafen, und die Tageswende war noch nicht erreicht.
    Kurzentschlossen öffnete Larry seine Zimmertür und trat in den Gang. Er beugte sich über das Holzgeländer und blickte nach unten. Aus dem Livingroom fiel schwacher Lichtschein in den Flur. Demnach waren die Tanten noch auf.
    Larry ging die Treppe hinab und bemühte sich dabei nicht einmal, besonders leise zu sein.
    Dann stand

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