GK0168 - Die Nacht des Schwarzen Drachen
Schwarzen Drachen steckt.«
»Schwarzer Drache?«
»Ja, eine Geheimorganisation aus dem alten China. Sie ist schon Jahrhunderte alt und huldigt dem Drachengott, einem Geschöpf der Finsternis. Der Götze nennt sich Tschin und ist unbeschreiblich grausam. Ich will Ihnen kurz erzählen, was es mit diesem Geheimbund auf sich hat.«
Li Tse Feng berichtete über die Entstehung und auch die Vernichtung des Kults.
John hörte aufmerksam zu, und als der Chinese geendet hatte, fragte er: »Und Sie meinen, Li, daß sich dieser Geheimbund hier in London etabliert hat?«
»Genau. Alle schweigen zwar, aber wie gesagt, auch ich habe meine Spitzel, und der Begriff Schwarzer Drache ist mehrere Male gefallen. Wollen Sie jetzt den Auftrag noch immer ablehnen, John?«
»Nein, nicht mehr.« John zündete sich eine Zigarette an.
»Allerdings hätte ich noch einige Fragen.«
»Bitte.«
»Wann und wo wurde Ihre Tochter zum letztenmal gesehen?«
»Das war vor drei Tagen. Sie hatte mit Jim Rander, ihrem Verlobten, Geburtstag gefeiert. Es müssen zahlreiche junge Leute anwesend gewesen sein. Suzy und Jim haben hinterher ein Taxi genommen. Jim hat sich zuerst nach Hause fahren lassen, und der Chauffeur ist anschließend allein mit Suzy weitergefahren. Er hat sie hier vor dem Haus abgesetzt. Mehr weiß der Mann nicht, angeblich. Was dann weiter geschehen ist«, Li Tse Feng hob die Schultern, »ich habe keine Ahnung.«
»Seitdem haben Sie also nichts mehr von Suzy gehört«, folgerte John Sinclair.
»So ist es.«
»Das ist natürlich nicht gerade viel«, sagte der Geisterjäger. »Hoffentlich kann ich Ihnen da helfen. Es wird schwierig für einen Weißen sein, in die Phalanx Ihrer Landsleute einzubrechen. Man wird mir kein Wort sagen.«
»Könnten Sie nicht inkognito arbeiten? Haben Sie zum Beispiel schon einmal gekellnert?«
»Sie meinen, in einem Lokal?«
»Ja.«
John lachte. »Um Himmels willen, tun Sie mir das nicht an. Ich wäre der berühmte Elefant im Porzellanladen.«
»Dann schlagen Sie etwas anderes vor.«
John wiegte den Kopf und drückte seine Zigarette aus.
»Vielleicht könnte ich als eine Art Revisor für Sie tätig sein. Als ein Mann, der die Lokale überprüft…«
Li Tse Feng nickte. »Das ist die Idee, John. Nun gut, Sie sind ab sofort eingestellt.«
»Langsam, langsam. Sagen wir, ab heute abend. Ich muß schließlich meinen Chef von meinem neuen Job in Kenntnis setzen. Wie ich den kenne, wird er nicht gerade begeistert sein.«
»Denken Sie an den Schwarzen Drachen, John. Er bedeutet eine ungeheure Gefahr.«
Der Geisterjäger nickte. Wenn alles stimmte, was ihm der Chinese über diesen Geheimbund erzählt hatte, dann mußte blitzschnell eingegriffen werden, sonst brach die Hölle los. Ein dämonisches Drachenmonster als Herr über London!
Unfaßbar!
Jemand klopfte an die Tür. Es war Suko, der einen Atemzug später das Zimmer betrat.
»Was gibt es?« fragte Li Tse Feng. »Ich wollte doch nicht gestört werden.«
»Ich weiß, Herr. Aber es ist wichtig,«
»Rede!«
»Es ist ein Schrankkoffer mit der Post geschickt worden, Herr.«
Li Tse Feng wurde blaß. »Und?«
»Ich bitte um die Erlaubnis, ihn öffnen zu dürfen.«
»Ja, bring ihn herein.«
Suko verschwand, und als er wieder auftauchte, trug er den schweren Koffer, als wäre er nur eine Apfelsinenkiste.
Geschickt löste der Leibwächter die Verpackung.
John Sinclair war aufgestanden. Ein seltsamer, widerlich süßer Geruch hatte seine Nase gekitzelt. So roch nur Blut…
John ballte die Hände zu Fäusten. Er warf Li Tse Feng einen raschen Blick zu. Der Chinese deutete mit einer Kopfbewegung an, daß Suko den Koffer öffnen solle.
Der Leibwächter hob den Deckel.
Mit einem Schrei fuhr Li Tse Feng zurück. Sein Verstand weigerte sich einfach, das aufzunehmen, was seine Augen sahen. In dem Schrankkoffer lag ein totes Mädchen.
Es war Suzy, Li Tse Fengs Tochter.
Li Tse Feng erkannte sie sofort, obwohl die Tote keinen Kopf mehr hatte!
John Sinclair fühlte, wie ihm der Magen plötzlich wie ein Stein im Körper lag. Gewaltsam mußte er einen Aufschrei unterdrücken. Zu schrecklich, zu grauenhaft war alles.
Gepreßt stieß John den Atem aus.
Er wandte den Blick von der Mädchenleiche, sah Li Tse Feng an, der bleich wie eine frischgekalkte Wand vor dem Koffer stand und sich nicht rührte.
Genau wie Suko, der muskelbepackte Leibwächter.
Minutenlang sprach niemand der Männer ein Wort. Drückend lastete das Schweigen in dem großen Raum.
Weitere Kostenlose Bücher