GK0172 - Die Killerpuppen
Fingern. Goldgelb schimmerte der Whisky, es war ein guter Tropfen, zwölf Jahre gelagert.
Bill trank ihn, ohne das Aroma zu würdigen. Seine Gedanken waren woanders, beschäftigten sich mit Diana Torkano. Was hatte diese Frau zu verbergen? Immer wieder stellte sich Bill Conolly diese Frage, und er wollte auch eine Lösung darauf finden.
Eine schmale Frauenhand legte sich auf seine rechte Schulter. Bill drehte den Kopf.
Sheila stand hinter ihm. In ihrem Blick lag ein besorgter Ausdruck. Das Licht einer Wandlampe warf einen langen Schatten quer über ihr Gesicht.
»Laß es gut sein, Bill«, sagte Sheila leise. »Komm, wir gehen zu Bett.«
Der Reporter trank das Glas leer. »Wenn du die Tote gesehen hättest, Sheila. Ich…«
»Denk bitte nicht mehr daran. Es ist nicht deine Sache.« Mit sanfter Gewalt zog Sheila Conolly ihren Mann vom Fenster weg.
»Okay!« Bill lächelte, hauchte seiner Frau einen Kuß auf die Stirn und legte seinen Arm um ihre Schultern.
Zusammen betraten sie das gemeinsame Schlafzimmer. Es war eine Art Schlaf-Wohnraum mit großem französischem Bett und einem Baldachin darüber. Die Wandlampen an beiden Seiten des Bettes verbreiteten warmes Licht.
Vom Schlafzimmer aus führten Türen in die beiden Bäder. Immer noch weilten Bills Gedanken bei Diana Torkano, und als er unter der Dusche stand, hatte sich sein Entschluß gefestigt.
Er würde der Frau noch einen Besuch abstatten.
Und das in dieser Nacht!
Bill frottierte sich ab und schlüpfte in seinen Pyjama. Sheila kam fast zur gleichen Zeit. Sie hatte ihr blondes Haar gelöst. Es fiel in weichen Wellen bis auf die Schultern. Sheila trug ein halbdurchsichtiges Etwas aus Tüll und weißer Spitze. Sie sah verführerisch aus, aber Bill war an diesem Abend nicht in Stimmung.
Er lächelte seiner Frau zu und legte sich ins Bett. Sheila löschte das Licht. Sie rollte sich in die Decke und legte ihre Hand auf Bills Brust. Ihre Lippen waren dicht an seinem Ohr. »Versprich mir, daß du heute nacht nicht mehr daran denkst. Morgen sieht alles ganz anders aus. John wird den Fall schon schaukeln.«
»Ist gut«, erwiderte Bill. Seine Finger fuhren durch Sheila lockiges Haar.
Wenige Minuten später verrieten tiefe Atemzüge, daß Sheila eingeschlafen war.
Bill wartete noch etwas ab und schwang dann so leise wie möglich seine Beine aus dem Bett. Auf Zehenspitzen verließ er das Zimmer, durchquerte das Bad und gelangte in den Ankleideraum, wo seine Sachen hingen. Bill schlüpfte in eine dunkle Hose und in einen schwarzen Rollkragenpullover. Er zog noch ein leichtes Jackett über, nahm seinen Schlüssel an sich und verließ auf leisen Sohlen das Haus. Es hatte sich noch mehr abgekühlt. Der Nachtwind streichelte Bills Gesicht und sang in den Bäumen und Sträuchern.
Bill Conolly nahm wieder den Weg quer über das Grundstück und wurde eins mit der Dunkelheit. Bald hatte er die trennende Mauer übersprungen und lief, jede Deckung geschickt ausnutzend, auf das Haus der Torkanos zu. Diana Torkano hatte das Licht gelöscht. Dunkel lag der Bungalow auf dem kleinen, künstlich angeschütteten Hügel. Einladend präsentierte sich das zerstörte Fenster. Vor der Garage stand ein weißer Mercedes. Es war der Zweisitzer, und er gehörte Diana Torkano.
Bill stieg in den Living-room. Hinter einem Schrank blieb er erst einmal stehen und lauschte.
Im Haus herrschte eine Stille wie auf einem Friedhof. Der Bungalow war zweigeschossig gebaut. Eine freischwebende Holztreppe führte in die obere Etage.
Bill Conolly war sich darüber klar, daß er sich wie ein Einbrecher benahm und bei einer Entdeckung auch so behandelt werden konnte. Nur suchte er kein Bargeld, sondern Beweise dafür, daß Diana Torkano hinter dem Verbrechen steckte.
Bill hatte noch eine kleine Kugelschreiberlampe mitgenommen, die er hin und wieder aufleuchten ließ. Ohne ein Geräusch zu verursachen, durchsuchte der Reporter die unteren Räume.
Er fand nichts, was auf irgendwelche Beweise hingedeutet hätte. Dann ging er nach oben. Nun mußte er noch vorsichtiger sein, denn hier lagen die Schlafräume des Ehepaares. Bill wußte davon, Diana Torkano hatte es in einem Gespräch mal erwähnt.
Die Teppiche dämpften Bills Schritte zur völligen Geräuschlosigkeit. Seine Augen hatten sich mittlerweile auch so an die Dunkelheit gewöhnt, daß er ohne Lampe auskommen konnte. Er lauschte an mehreren Türen, um herauszufinden, in welchem Zimmer Diana Torkano schlief.
Nicht das leiseste Geräusch drang an
Weitere Kostenlose Bücher