GK0172 - Die Killerpuppen
John.
»Stimmt!« Die Torkano lachte. »Sie wollten ja etwas fragen. Schießen Sie los.«
John ließ sich durch die Frau nicht täuschen. Er hatte das Gefühl, daß die Sicherheit nur gespielt war und schoß plötzlich seine erste Frage ab.
»Wo waren Sie in den vergangenen zweieinhalb Stunden?«
»Hier natürlich. Oder glauben sie etwa, ich lasse das Haus unbewacht? Ich habe zwar jetzt die Alarmanlage eingeschaltet, aber trotzdem ist mir das nicht sicher genug.«
John schüttelte vorwurfsvoll den Kopf. »Sie lügen schlecht, Mrs. Torkano.«
»Wieso?«
»Sie sind gefahren, und das ist noch gar nicht so lange her. Ich habe die Motorhaube Ihres Wagens angefaßt und festgestellt, daß sie noch warm ist. Es dauert seine Zeit, bis sich ein Motor abgekühlt hat.« John Bluff war gut, und der Geisterjäger hoffte, daß die Frau darauf hereinfallen würde.
Aber den Gefallen tat sie ihm nicht. Sie zeigte keine für John positive Reaktion.
»Sie irren sich, Mister Sinclair. Ich bin nicht gefahren. Aber auch wenn es so wäre, das ist noch lange kein Beweis.«
»Wenn Sie wollen, gehen wir nach draußen!« John ließ nicht locker.
»Ich denke gar nicht daran, mich auf solche albernen Spielchen einzulassen.«
»Dadurch machen Sie sich natürlich immer verdächtiger.«
»Haben Sie sonst keine Beweise mehr, Herr Oberinspektor?« fragte Diana Torkano steif.
John lächelte. Es war ein kaltes, gefährliches Lächeln. Der Geisterjäger stand nahe dem Fenster und hatte die Arme vor der Brust verschränkt. Diana Torkano stand neben dem Schreibtisch. Ihre rechte Hand lag auf der Platte, ruhig, nicht einmal die Finger zitterten.
»Ich habe noch Beweise, Mrs. Torkano«, sagte John leise. »Wie kommt es zum Beispiel, daß ich Ihre Stimme aus dem Mund einer Toten gehört habe? Und nicht nur ich, sondern noch ein weiterer Zeuge. Und weshalb haben die Toten plötzlich ihr Gesicht verloren? Daß es Ihre Stimme war, kann ich beschwören.«
»Jetzt spinnen Sie aber«, meinte die Torkano. »Ich glaube, Sie haben zuviel Romane gelesen.«
»Im Gegenteil, viel zu wenige. Ich beschäftigte mich mit Fällen, die ins Übersinnliche spielen, also mit Sachen, die der normale Verstand an und für sich nicht mehr begreifen oder erfassen kann. Ich sage Ihnen auf den Kopf zu, Sie stehen mit finsteren Mächten im Bunde, Mrs. Torkano.«
Diana Torkano hatte sich Johns Rede angehört, ohne mit der Wimper zu zucken. Jetzt trat sie einen Schritt zurück, drehte sich um neunzig Grad und wies zur Tür.
»Gehen sie, Mister«, sagte sie scharf. »Sie haben hier nichts mehr verloren.«
Stur schüttelte John den Kopf. »Da täuschen sie sich, Madam. Ich bestimme, wann das Verhör beendet sein wird.«
»Für mich ist es beendet!«
Diana Torkano wandte sich um und ging zur Tür.
John hatte die Frau mit ein paar Schritten eingeholt. Er legte seine Hand auf ihre rechte Schulter.
»Warum so hastig, Mrs. Torkano?«
»Lassen sie mich los!« zischte die Frau.
John ließ die Hand sinken. »Geben Sie mir den Abraxas«, sagte er.
»Niemals.«
»Doch.« John packte das rechte Handgelenk der Frau und zog sie näher zu sich heran. Aus einer Handbreit Entfernung starrten sich die beiden Gegner in die Augen.
»Es geht hier um Mord, Mrs. Torkano«, sagte John Sinclair gefährlich leise. »Und ich weiß, daß noch weitere Morde geplant sind. Ich werde sie verhindern, und wenn ich Sie monatelang auf Schritt und Tritt bewachen muß. Fay Ranson war die erste. Wer ist als nächste dran? Marion Gilmoor vielleicht? Oder Kitty Lavall?«
In den Augen der Frau blitzte es auf, und John merkte, daß er auf der richtigen Spur war.
»Ich bin längst nicht so dumm, wie Sie mich eingeschätzt haben, Mrs. Torkano. Ich habe mit Ihrem Mann gesprochen. Er hat mir noch einige Namen genannt. Nein, Mrs. Torkano, Sie haben keine Chance mehr. Reden Sie, packen Sie aus.«
Von einer Sekunde zur anderen überzog sich das Gesicht der Frau mit einer kalkigen Blässe. Ihre Augenlider flatterten, ihr Blick wurde starr. John ließ das Handgelenk los.
Diana Torkano preßte die Lippen zusammen. Durch die Nase atmete sie tief ein. John sah die Gänsehaut, die auf ihren Wangen lag. »Ich werde reden, Mister Sinclair«, sagte Diana Torkano und ließ sich auf einen Stuhl fallen. »Geben sie mir bitte ein Glas Wasser. Ich – ich…«
»Wo ist die Küche?«
»Warten Sie, ich zeige Sie Ihnen. Das heißt, ich kann mir das Wasser auch selbst holen.«
»Ich werde lieber mitgehen«, meinte
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