GK0172 - Die Killerpuppen
John.
»Bitte.« Diana Torkano stand auf. Ihr Gang war gebeugt, als sie vor John Sinclair herschritt.
Die Küche war quadratisch und nach den modernsten Erkenntnissen maßgeschneidert.
John blieb in der Tür stehen, während Diana Torkano aus einem der grün lackierten Anbauschränke ein Glas holte und es mit Leitungswasser füllte.
Sie trank in kleinen Schlucken. Dabei blickte sie über den Glasrand hinweg den Geisterjäger an.
John ließ ihr Zeit, das Glas leerzutrinken. »Tja«, sagte die Torkano, »man muß auch verlieren können. Ich hätte nicht gedacht, daß man mir auf die Schliche kommen würde.«
»So wie ich und Bill Conolly«, meinte John. »Womit wir bereits beim Thema wären. Was haben Sie mit meinem Freund gemacht?«
»Nichts Schlimmes. Ich habe ihn bewußtlos geschlagen. Er liegt unten im Keller. Wenn er aufwacht, wird er höchstens Kopfschmerzen haben. Ich kann mich ja bei ihm entschuldigen.«
»Das ist wohl nicht nötig«, erwiderte John, dem der Gesinnungswandel der Frau mehr als seltsam vorkam. Er beschloß, auf der Hut zu sein. »Geben Sie mir jetzt den Abraxas. Er ist wohl der Katalysator zwischen Ihnen und den Mächten der Finsternis.«
»Das stimmt.« Diana Torkano nestelte an den oberen Knöpfen des Negliges herum. »Ich habe ihn wie gesagt aus Ägypten mitgebracht, und seine magischen Kräfte sind auf mich übergegangen. Behandeln Sie ihn bitte vorsichtig, Oberinspektor. Er ist gefährlich.«
»Keine Angst, ich kenne mich in den Dingen aus.«
John stützte sich vom Türrahmen ab, während Diana Torkano mit ausgestrecktem rechten Arm auf ihn zukam. Der Abraxas lag auf ihrem Handteller.
John wollte zugreifen, und da passierte es.
Diana Torkanos linke Hand schnellte blitzschnell vor, umklammerte Johns rechte Handgelenk, und dann zog die Frau den Oberinspektor mit einem Ruck zu sich heran.
John wurde von der Aktion überrascht. Außerdem hatte er keinen richtigen Stand gehabt und flog genau in das hochgerissene Knie der Frau.
Der Schmerz war höllisch. John krümmte sich, ging in die Knie, verlor sekundenlang die Übersicht.
Ein weiterer Rammstoß traf sein Gesicht. Blut stürzte aus seiner Nase. Einige Herzschläge lang war John Sinclair völlig weg. Schattenhaft nahm er wahr, daß die Torkano an ihm vorbeihetzte. Den Abraxas hielt sie nach wie vor fest umklammert. Sie lachte gellend, als sie zurück in das Arbeitszimmer rannte und die Tür hinter sich zuwarf. Hastig riß sie die Schreibtischschublade auf und wühlte fieberhaft darin herum.
Dann hatte sie gefunden, was sie suchte.
Eine Pistole. Es war eine alte P 38, noch aus dem Zweiten Weltkrieg. Dafür aber gut gepflegt – und schußbereit.
Mit einer routinierten Bewegung zog Diana Torkano den Schlitten zurück. Dabei flüsterte sie: »Komm nur, Geisterjäger. Ich werd’ dir schon den passenden Empfang bereiten.«
John Sinclair hatte inzwischen den Schock des Angriffs überwunden.
Aber noch immer wütete der Schmerz in seinen Eingeweiden. Doch was noch schlimmer für ihn war: diese Frau hatte ihn eiskalt überlistet.
John erhob sich mühsam. Die Hände hatte er auf seinen Unterleib gepreßt.
Im Unterbewußtsein hatte er das Schlagen einer Tür gehört. Er wußte aber nicht, welche zugefallen war.
John torkelte aus der Küche, atmete ein paarmal tief durch. Nur allmählich ließ der Schmerz nach.
Mit dem Taschentuch wischte sich John das Blut von der Nase. Vor der Tür zu Rick Torkanos Arbeitszimmer stoppte er. Vorhin, als er mit der Frau das Zimmer verlassen hatte, war die Tür nicht geschlossen gewesen. Jetzt war sie aber zu.
John Sinclair lächelte grimmig. Er wußte nun, wo Diana Torkano steckte.
Er legte seine rechte Hand auf die Klinke, atmete noch einmal tief durch, drückte die Klinke nach unten und fegte wie ein Teufel in das Arbeitszimmer.
Diana Torkano hatte das Licht gelöscht. Da die Tür jedoch offen stand, fiel etwas Helligkeit vom Flur her in den Raum. John konnte Umrisse erkennen, doch Diana Torkano sah er nicht. Wenigstens nicht sofort.
Plötzlich wischte hinter dem Schreibtisch ein Schatten hoch. Undeutlich erkannte John die Waffe in der Hand der Frau, und im nächsten Augenblick schrie Diana Torkano mit sich überschlagender Stimme: »Fahr zur Hölle, Sinclair!«
Dann schoß sie…
***
Bill Conolly ließ sich nicht unterkriegen. Im Gegenteil, er begann zu kämpfen. Diana Torkano hatte einen Fehler gemacht. Sie hatte ihm einige Sekunden Galgenfrist gegeben. Und ein Mann wie Bill Conolly
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