GK0188 - Der Hexer mit der Flammenpeitsche
– Sie – wollen Sie vielleicht eine Tasse Tee trinken?« fragte sie.
John lächelte. »Sehr gern sogar.«
Jane deutete auf ihren Frühstückstisch. »Kommt, wir wollen hier nicht stehenbleiben.«
Sie nahmen Platz. Der Wirt stand unschlüssig neben dem Tisch und blickte auf seine Schuhspitzen.
»Setzen Sie sich doch zu uns«, forderte Jane den Mann auf.
»Ja, danke.« Tom Chester nahm nur auf der Stuhlkante Platz. John Sinclair bot Zigaretten an. Außer ihm rauchte nur noch Jane Collins.
Der Geisterjäger lehnte sich behaglich zurück, blies den blaugrauen Rauch gegen die holzverkleidete Decke und sagte: »Nun erzähl mal, Jane. Wie ich an den Knoblauchstauden erkennen kann, habt ihr es ja schon mit Vampiren zu tun gehabt.«
»Hier im Haus waren diese Blutsauger aber nicht«, warf Tom Chester ein.
»Die werden sich auch hüten. Bei dem Geruch«, meinte John.
Die Detektivin drückte die Asche von ihrer Zigarette. »Was soll ich noch groß erzählen, John. Das Wichtigste habe ich dir ja schon am Telefon berichtet. Allerdings hatte ich heute morgen noch ein unheimliches Erlebnis.«
Jane erzählte, wie sie nur haarscharf der glühenden Peitsche entgangen war.
John streichelte ihre Hand, während der Wirt mit großen Augen auf dem Stuhl saß und nicht fassen konnte, was er eben gehört hatte.
»Da hast du noch mal Schwein gehabt«, sagte der Geisterjäger. »Aber nun zu dieser Schule. Ich habe in entsprechenden Zeitschriften vier Anzeigen gelesen. Die MYSTERY SCHOOL rührt eifrig die Werbetrommel.«
»Du brauchst erst gar nicht weiter zu fragen«, erwiderte Jane. »Ich weiß über die Schule nicht mehr als du.«
»Dann aber bestimmt Mr. Chester?« wandte sich John Sinclair an den Wirt.
Ehe dieser antworten konnte, brachte seine Frau den Tee. Er duftete verlockend und tat den Menschen gut.
Der Oberinspektor setzte die Tasse ab. »Also, Mr. Chester, was hat es mit der Schule auf sich?«
Tom Chester hob die Schultern. »Viel kann ich Ihnen auch nicht sagen, Sir. Ich habe das Haus erst einmal gesehen. Aber drin war ich noch nie.« Er schüttelte sich, als hätte ihm jemand einen Eimer mit eiskaltem Wasser über den Körper gegossen. »Da traut sich niemand aus dem Dorf hin.«
»Wissen Sie denn, wie viele Schüler dort einen Kursus belegt haben?«
»Nein. Ein paar von ihnen sind wohl mal hier in der Gaststätte gewesen, aber sie haben mit den Einheimischen nie ein Gespräch angefangen. Sie tranken ihren Schnaps und sind dann gegangen.«
»Wer leitet denn die Schule?« bohrte John weiter.
»Das weiß ich auch nicht.«
»Aber die Leute müssen doch essen und trinken. Werden sie von hier aus dem Dorf nicht mit Lebensmitteln beliefert?«
»Keine Ahnung.«
»Wahrscheinlich ist es so, daß sie in Sheffield einkaufen«, vermutete Jane.
»Ja, das wäre eine Möglichkeit«, gab der Oberinspektor zu.
Der Wirt meldete sich wieder zu Wort. »Sie wollen doch sicher der Schule einen Besuch abstatten?«
John nahm einen Schluck Tee. »Ja, natürlich.«
»Dann passen Sie auf, man wird Sie kaum reinlassen.«
»Das wollen wir doch mal sehen. Die Polizei ist zwar nirgendwo gerne willkommen, aber man wird sich hüten, uns mit Gewalt zurückzuhalten. Es geht schließlich um die Aufklärung eines scheußlichen Verbrechens. Wie mir Miss Collins berichtete, gehört dieser Phil Sounders auch zu den Schülern. Und ihn will ich sprechen.« John blickte auf seine Uhr und dann auf Suko.
»Was meinst du? Eigentlich könnten wir uns jetzt auf den Weg machen. Die Zeit ist recht günstig.«
»Ich habe nichts dagegen.«
»Und ich komme mit«, sagte Jane Collins.
»Nein.« Entschieden schüttelte John Sinclair den Kopf. »Du hast genug Ärger gehabt, und wenn sie dich sehen, werden sie sofort mißtrauisch. Es soll ja auch nichts weiter als nur ein kleiner Besuch werden. Wir sind bestimmt vor dem Dunkelwerden wieder zurück.«
»Das hoffe ich«, sagte Jane.
John stand auf. Er wandte sich an den Wirt. »Beschreiben Sie uns bitte den genauen Weg. Ich habe keine Lust, noch lange in der Gegend herumzulaufen.«
»Okay.« Der Wirt erklärte John wortreich, wie sie fahren mußten und wünschte ihm und Suko viel Glück.
John bedankte sich. Von Jane Collins verabschiedete er sich mit einem Kuß auf die Wange.
»Bis später, Jane, und halte dich tapfer.«
Jane lächelte, doch in ihrem Innern dachte sie immer wieder: Wenn das nur gutgeht…
***
George Tanner, Chiefinspektor Shermans Assistent, hatte sich Urlaub genommen. Er hatte
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