GK0196 - Die Spinnen-Königin
erschien.
Seltsame Befehle drangen in sein Hirn.
Hart, fordernd.
Komm näher! raunte es in seinem Kopf. Komm zu uns! Komm zu den Spinnen! Wir warten auf dich!
Ja! formulierte Chuck Manners seine gedankliche Antwort und nahm so telepathischen Kontakt mit dem grün leuchtenden Gegenstand auf.
Er setzte den Fuß über die Türschwelle des Raumes und vernahm nicht, wie Madame Wu hinter ihm die Tür leise schloß.
Die Chinesin war draußen geblieben. Sie wußte Chuck Manners in sicherer Obhut.
Ein seltsamer exotischer Geruch raubte Manners fast den Atem und legte sich schwer auf seine Lunge. Ihn schwindelte plötzlich. Der Boden schien unter seinen Füßen zu schwanken, doch unbeirrbar ging Manners auf den grün leuchtenden Gegenstand zu.
Auf die Spinne aus Jade!
Sie stand auf einem Tisch. Grünes Licht hüllte die Figur wie eine Wolke ein und ließ die Kanten der Tischplatte wie in einem Nebel verschwimmen.
Die Befehle in Manners' Gehirn waren stärker geworden, lauter.
»Faß mich an!«
Manners streckte den rechten Arm vor. Seine Finger waren gekrümmt. Sie legten sich wie Klammern um den Oberkörper der Spinne.
Kaum hatte Manners Kontakt, spürte er das Brennen auf seiner Haut. Er wollte seine Hand wegziehen, es ging nicht mehr. Die Spinne klebte daran fest!
Manners keuchte. Seine Augen quollen ihm aus den Höhlen. Jäh begriff er, daß er im Bann der grün leuchtenden Spinne stand, daß er nicht mehr von ihr loskam.
Mit der anderen, noch freien Hand stützte er sich auf die Tischplatte. Er neigte dabei seinen Oberkörper vor. Sein stierer Blick traf die Spinne, und Manners sah mit Entsetzen, daß das aus Jade gefertigte Tier lebte.
Ja, es bewegte sich!
Die in allen Farben schillernden Facettenaugen der Spinne bewegten sich, rotierten um eine unsichtbare Achse. Dann begann die Spinne zu laufen. Acht Beine setzten sich in Bewegung. Die Spinne kroch unter Manners' Handfläche weg, erreichte seinen aufgestützten Arm und krabbelte daran hoch.
Chuck Manners stöhnte vor Entsetzen!
Was er hier erlebte, übertraf noch seine schlimmsten Alpträume. Und er konnte sich nicht rühren. Tatenlos mußte er mit ansehen, wie die Spinne immer höher kletterte, jetzt seine Schulter erreichte und auf sein Gesicht zukroch.
In salzigen Bächen lief Chuck Manners der Schweiß von der Stirn. Er hatte sich schon als kleines Kind vor Spinnen geekelt. Immer wenn er eine gesehen hatte, dann hatte er sie zertreten.
Und jetzt nahm die Spinne Rache!
Die beiden vorderen Füße der Spinne hatten bereits seinen Kragen erreicht. Ein winziges Stück nur…
Da spürte Manners die Beine auf seiner Nackenhaut. Er wollte schreien, doch seine Kehle war wie zugeschnürt. Nicht einmal ein Röcheln drang aus seinem Mund.
Die Spinne ließ sich nicht aufhalten.
Sie glitt an seinem Hals hoch, erreichte das Kinn, tastete sich weiter, über die Lippen, bis zur Nase…
Scharf sog Chuck Manners die Luft ein.
Endlich hatte die Spinne ihr Ziel erreicht.
Wie festgeklebt saß sie auf seinem Gesicht.
Chuck Manners schielte nach unten. Er mußte die Augen sehr verdrehen, um überhaupt von dem Tier etwas erkennen zu können. Er sah die feinen Härchen auf dem grün schillernden Leib. Sie zitterten, als stünden sie unter Strom. Fest lagen die acht Beine auf Manners' Haut.
Manners dachte an die giftigen Beißwerkzeuge.
Wenn die Spinne zubiß, dann war er verloren.
Chuck hatte den Gedanken noch nicht zu Ende gedacht, als er plötzlich den scharfen Schmerz spürte.
Jetzt ist es passiert! schrie es in ihm.
Es war ein Brennen, das seinen gesamten Kopf erfaßte und bis in die letzte Nervenfaser drang. Manners hatte das Gefühl, in seinen Adern würde ätzende Säure pulsieren.
Doch das Brennen verging - und Manners lebte noch immer.
Die Spinne setzte sich wieder in Bewegung. Geschickt lief sie an seinem Gesicht entlang, huschte über den Arm und nahm auf ihrem kleinen Sockel Platz.
Wenige Atemzüge später bot sie sich starr und steif dem Auge des Beobachters.
Eine Spinne aus Jade.
Ein Kunstwerk…
Chuck Manners konnte wieder frei atmen. Auch sein Arm ließ sich wieder bewegen. Schlagartig war die Lähmung von ihm gefallen.
Der Ingenieur richtete sich langsam wieder auf. Seine Sachen klebten ihm am Körper. Fahrig wischte er sich über das Gesicht. Er stand in absoluter Finsternis. Das grüne Licht hatte nachgelassen. Die Spinne war kaum noch zu erkennen.
Da wurde die Tür geöffnet.
Madame Wu betrat den Raum.
»Warum machen Sie denn
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