GK0200 - Das Todeskarussell
nur noch der Teufel persönlich, der das Böse an sich darstellte.
Asmodis jedoch leitete sämtliche Angriffe und Attacken gegen die normal Sterblichen. Er schickte seine grausamen Heerscharen auf die Erde, um auch hier die Schrecken der Dämonenwelt zu bringen. Zeit und Raum spielten bei ihm keine Rolle – er beherrschte beides, und er schaffte es auch immer wieder, Diener unter den Menschen zu finden, die seine Befehle ausführten.
So wie Chandra!
Schon dessen Vorfahren hatten sich mit Asmodis verbündet und immer nur auf ihn gehört. Sie hatten auf ihrer Reise durch Europa seinen Willen den anderen aufgezwungen und manch grausamen Kult gehuldigt. Doch Chandra hatte alle übertroffen. Durch ihn war das Todeskarussell zu einem Einstieg in die Dämonenwelt geworden. Er hatte die magischen Kräfte mobilisiert und sie sogar noch verstärkt. Asmodis Dank war ihm gewiß.
Chandra war einer seiner Unterführer geworden. Ihm gehorchten die niedrigen Dämonen. Auf sein Wort hörten Vampire und Alptraumgeschöpfe. Er war zum Beherrscher der magischen Flammen geworden, hatte seinen Einfluß immer mehr ausgeweitet, ohne jedoch das Racheziel aus den Augen zu lassen.
Die Vernichtung von Brickaville, dem kleinen Ort, in dem man ihm übel mitgespielt hatte.
Chandra hatte sich Zeit gelassen. Irdische Maßstäbe existierten für ihn nicht mehr. Was war schon eine Stunde, ein Tag, oder ein Jahr, wenn man mit der Ewigkeit rechnete.
Und Chandra wußte immer genau, was auf der Welt vor sich ging. Er beobachtete alles. Seine magische Kugel, die er stets bei sich trug, zeigte ihm die Geschehnisse klar und deutlich.
Fast hatte er sein Ziel erreicht und die Wilsons ausgerottet. Jetzt konnte er sich voll auf die übrigen Einwohner von Brickaville konzentrieren.
Niemand sollte davonkommen!
Das hatte Chandra sich geschworen. Und ihm stand ein Heer von Höllengestalten zur Verfügung.
Doch jetzt war ein Mann aufgetaucht, der ihm ernstlich Schwierigkeiten bereiten konnte.
John Sinclair, der Geisterjäger!
Ein Mann, der auch in Dämonenkreisen sehr gefürchtet war, den selbst Asmodis bis aufs Blut haßte.
»Hol ihn her!« hatte er gesagt. »Hol diesen John Sinclair in das Reich der Geister. Locke ihn mit dem magischen Feuer, und er wird für immer in unserer Gewalt sein.«
Es war ein Auftrag, der Chandra großen Ruhm einbringen sollte. Er hatte sich allerdings einmal gefragt, weshalb Asmodis nicht selbst das Heft in die Hand genommen hatte.
Eine Antwort hatte Chandra nicht bekommen, von anderen ranghohen Dämonen jedoch erfahren, daß Asmodis von John Sinclair schon mal in die Flucht gejagt worden war. Seit der Zeit schickte dieser schlaue Fuchs immer andere vor, die für ihn die Kastanien aus dem Feuer holten.
Chandra war das jedoch egal. Er fühlte sich stark genug, es auch mit John Sinclair aufnehmen zu können.
Wie immer hielt er die magische Kugel in der Hand. Er saß auf seinem Lieblingsplatz. Vor dem großen Rad. Es drehte sich langsam. An dieses Rad wurden nur die schlimmsten Feinde des Höllenfürsten gebunden.
Sechs Speichen besaß das Rad.
Eine war noch frei.
Frei für John Sinclair!
Chandras Augen waren starr auf die Kugel gerichtet. Eine Dunstwand umgab ihn. Der Himmel in diesem Land war von einem dunklen, blutigen Rot. Riesige Vögel mit Flügeln so groß wie zwei ausgewachsene Menschen flogen über der stickig heißen Alptraumlandschaft. Sie hatten die Schnäbel aufgerissen, präsentierten nadelspitze Reißzähne und stießen hin und wieder ein schauriges Krächzen aus.
Es waren die geflügelten Todesboten des Dämonenreiches. Vor vielen Jahren hatten sie auch auf der Erde gelebt. Im Vorgebirge des Himalaya hatten sie ihre Opfer gefunden. Auch jetzt gab es sie dort noch, allerdings sehr versteckt und zu Stein erstarrt.
Immer wieder blickte Chandra in die Kugel. Der Flammenmann war wütend, er konnte nicht genau erkennen, was in Brickaville geschah. Über dem Bild lag ein Schleier, der sich sogar noch verstärkte. Weiße Magie ermöglichte dies. Irgendwo in Brickaville mußten sich die Kräften der Weißen Magie konzentriert haben. Und da gab es eigentlich nur einen.
John Sinclair.
Chandra spürte so etwas wie Angst, doch das Gefühl verging schnell.
Nein, auch dieser Mann konnte ihm nichts anhaben.
Für wenige Augenblicke wurde das Bild in der Kugel wieder klar. Chandra sah den Platz mit dem Karussell, und er sah John Sinclair davor stehen. Zögernd, als hätte er Angst, das Karussell zu betreten. Aber
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