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GK0202 - Der Fluch der schwarzen Hand

GK0202 - Der Fluch der schwarzen Hand

Titel: GK0202 - Der Fluch der schwarzen Hand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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hatten die Schminke gelöst und das Gesicht zu einer makabren Fratze gemacht.
    »Du bist schuld, Averell«, sagte sie mit einer Stimme, die selbst ihrem Mann fremd vorkam. »Du hast ihn auf dem Gewissen. Du hast schon lange einen Grund gesucht. Und jetzt – nach meinem Geständnis – hast du ihn gefunden. Ich verachte dich, Averell.«
    »Rede keinen Unsinn«, erwiderte der Lord mit scharfer Stimme. »Er, dein Sohn, hat mich mit dem Messer angegriffen, und du hast dabei gestanden und keine Hand gerührt. Wahrscheinlich hättest du dich gefreut, wenn ich jetzt an seiner Stelle hier liegen würde. Aber der Triumph war dir nicht vergönnt.«
    »Nein, leider nicht!« stieß Lady Parson zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor.
    Ihr Mann sagte nichts mehr. Auf dem Absatz machte er kehrt und ging zu einem der zahlreichen Telefone, die es in diesem großen Haus gab.
    James, der Butler, hatte sich stillschweigend zurückgezogen. Er saß in der Küche und flößte dem Dienstmädchen Beruhigungstropfen ein.
    Lord Parson kannte die Nummer des Hausarztes auswendig. Doc Rainford war beim dritten Läuten am Apparat.
    »Entschuldigen Sie die späte Störung, Doktor«, sagte der Lord. »Aber es ist etwas geschehen, was Ihre Anwesenheit erfordert.«
    »So reden Sie doch«, sagte der Arzt.
    »Ritchie, unser – Sohn ist tödlich verunglückt. Ein schwerer Sturz, es ist nichts mehr zu machen. Ich möchte Sie auch noch bitten, den Konstabler mitzubringen. Er wohnt ja nur ein Haus neben Ihnen. Ich erwarte Sie dann.«
    Der Lord legte auf.
    Seine Frau kniete noch immer neben dem toten Jungen.
    Lord Parson faßte nach ihrer Schulter, doch sie schüttelte seine Hand ab. »Faß mich nicht an!« fauchte sie. »Ich möchte, daß du nach oben in dein Zimmer gehst«, sagte der Lord steif. »Der Arzt und der Konstabler werden bald hier sein. Bitte, geh jetzt.«
    Lady Parson erhob sich. Dicht vor ihrem Mann blieb sie stehen. »Das wirst du mir büßen, Averell. Du hast mir alles genommen, was ich noch besaß. In der Hölle sollst du dafür verflucht sein.«
    Sie machte abrupt kehrt und rannte mit raschen Schritten die gewundene Treppe hoch.
    Ihr Mann sah ihr nachdenklich hinterher.
    Der Butler näherte sich lautlos. Auch sein Gesicht war blaß. »Möchten Sie etwas trinken. Sir?«
    »Ja.« Lord Parson nickte. »Einen Whisky.«
    »Sehr wohl, Sir.«
    Der Whisky wurde serviert. Es war ein Doppelstöckiger. Ohne Eis. Der Lord nahm das Glas, und während er in langsamen Schlucken trank, schloß er die Augen.
    Es war auch für ihn schwer zu verkraften, was ihm seine Frau gesagt. Und seltsam, er empfand nicht einmal Bedauern, wenn er sich die Leiche des Jungen ansah.
    Es war ja nicht sein Kind. Wie hatte Dorothy noch gesagt? Ein Kind des Teufels. Vom Satan gezeugt. Grauenhaft, diese Vorstellung.
    Der Lord stellte das leere Glas weg. Der Teppich dämpfte seine Schritte, als er auf den Toten zuging.
    Ritchie hielt noch immer das Messer umklammert. Lord Parson überlegte einen Augenblick, dann wollte er ihm das Messer aus der Hand nehmen.
    Es war unmöglich.
    Die starren Finger hielten den Knauf der Waffe fest, als seien sie aus Stahl. So sehr sich der Lord auch anstrengte, er konnte die Finger nicht auseinanderbiegen.
    Es schien, als wolle der tote Junge seine Mordwaffe noch mit ins Grab nehmen.
    Wieso ihm plötzlich das alte Sprichwort einfiel, konnte der Lord nicht sagen. Irgendwo hatte er mal gelesen, daß derjenige, der seine Hand gegen die eigenen Eltern erhebt, im Grab keine Ruhe finden würde. Die Hand würde immer aus dem Grab herauswachsen.
    Dem Lord lief eine Gänsehaut über den Rücken, aber der richtige Schock traf ihn wenige Sekunden später.
    Die Hand mit dem Messer veränderte sich.
    Die Haut wurde spröde, nahm eine andere Farbe an. Fleckige, grauweiße Streifen bildeten sich, und die Haut sah plötzlich aus wie dunkles Leder.
    Der Lord schluckte. Unwillkürlich ging er einige Schritte zurück. »Aber – aber das ist doch nicht möglich«, flüsterte er. »Ich – ich bin doch nicht verrückt.«
    Er schloß die Augen, öffnete sie wieder, doch das Bild blieb.
    Die rechte Hand des Toten war pechschwarz geworden!
    Die Gedanken des Lord fuhren in seinem Gehirn Karussell. Er wußte nicht mehr, was er denken sollte. Dieses für ihn unbegreifliche Phänomen konnte er sich nicht erklären. Und was sollte er dem Arzt und dem Konstabler sagen?
    Das Brummen eines Automotors ließ seine Gedanken stocken. Dann klappte eine Wagentür.
    Es läutete.

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