GK0202 - Der Fluch der schwarzen Hand
drangen aus seinem Mund.
John Sinclair knipste auch noch die Wandbeleuchtung an.
Ritchie Parson brüllte. Noch einmal sammelte er all seine Kräfte und warf sich mit seinem gesamten Gewicht auf das Fenster zu.
Die schwarze Hand durchstieß die Scheibe.
Klirrend ging sie zu Bruch.
Kühle Nachtluft fächerte in das Zimmer. Die Nacht! Sie gab den Untoten und Wiedergängern Stärke und Kraft. Wenn dann der Vollmond noch am Himmel stand, konnte nichts mehr ihren satanischen Trieb stoppen.
Das wußte am besten der Geisterjäger.
Und er wollte Ritchie Parson nicht noch im letzten Augenblick entkommen lassen.
Glassplitter waren auf Ritchie Parson geregnet. Er versuchte, durch das zerbrochene Fenster zu klettern, schob seinen Oberkörper Stück für Stück vor.
Da war John bei ihm.
An den Beinen zog der Oberinspektor den Satanssohn zurück.
Ritchie Parson brüllte. Dann fiel er mit dem Gesicht zuerst auf den Boden.
Er versuchte, mit der schwarzen Hand nach John zu schlagen, doch er besaß keine Kraft mehr.
Der Geisterjäger drehte Ritchie Parson auf den Rücken.
Voll traf das Licht sein Gesicht.
Es war Ritchie Parsons Ende.
Hoch bäumte er sich noch einmal auf, bog seinen Oberkörper wie eine Feder durch und sackte dann zusammen. Ein grauenhaftes Röcheln drang aus seinem Mund, vermischt mit einer graugelben Rauchwolke, die gegen die Decke zischte, durcheinanderwirbelte und dann auf das offene Fenster zuwehte und verschwand.
Der Teufel war aus Ritchie Parson herausgefahren.
Der Junge hatte endlich Ruhe.
John Sinclair kniete nieder und schloß ihm die Augen. Dann griff er nach seinen Zigaretten.
Ritchie Parson war tot, aber John fragte sich, ob er das einzige Kind auf der Welt war, das der Satan gezeugt hatte.
Wenn nicht, dann sah die Zukunft düster aus…
***
Der Geisterjäger ging zurück in den Keller. Auch Jo Brown war inzwischen wieder aus seiner Bewußtlosigkeit erwacht. Verwundert blickte er John Sinclair an. Dann das Ehepaar Parson.
Lady Parson mußte den Verstand verloren haben. Sie kicherte und weinte in einem. Dazwischen stieß sie Worte aus, die John nur mit Mühe verstehen konnte.
»Er ist tot! Er ist tot…«
Dorothy Parson lief zu einem Weinregal und schlug mit den Fäusten dagegen, während ihr Mann immer noch apathisch am Boden hockte.
Jo Brown, der Reporter, wischte sich über die Stirn. »Was ist eigentlich geschehen?« fragte er mit kaum verständlicher Stimme. »Ich bekam plötzlich einen Schlag über den Kopf und da…« Plötzlich wurden seine Augen groß. Sein Blick war auf den Butler gefallen, der in verkrümmter Haltung am Boden lag.
»Ist er – ist er…?«
John nickte. »Ja, Mr. Brown, er ist tot. Und Sie können von Glück sagen, daß Sie nur bewußtlos waren.«
Der Reporter hob die Schultern. Dann schüttelte er sich, als würde ein Kälteschauer über seinen Rücken jagen.
»Ich glaube, ich suche mir ‘nen anderen Job«, sagte er leise. »Und nichts mehr, was mit Horror zu tun hat. Davon habe ich endgültig die Nase voll.«
»Das kann ich verstehen«, erwiderte der Geisterjäger. Er ging bereits nach oben, um von dort die Polizei anzurufen.
Als er die Halle betrat und einen Blick auf den Toten warf, erlebte er noch eine Überraschung.
Die schwarze Hand war abgefallen.
Neben dem Körper lag sie auf dem Boden. Der rote Teppich darunter wirkte wie ein großes Blutmeer…
***
Die schwarze Hand wurde das Tagesgespräch der gesamten Umgebung. Bodmin erlebte einen nie gekannten Rummel. Die Hand selbst wurde in der kleinen Kirche aufbewahrt. Unter einer Glasglocke. Zahlreiche Touristen bestaunten sie, und eines Tages versuchte ein unbekannter Einbrecher, die Hand zu stehlen. Der Pfarrer fand ihn am nächsten Morgen. Tot! Er lag neben der Glasvitrine. An seinem Hals waren deutlich Würgemale zu erkennen. Die Polizei hat nie herausbekommen, wer diesen Mann umgebracht hatte. Aber die Leute im Dorf wußten es. Für sie kam nur ein Mörder in Frage. Die schwarze Hand…
ENDE
Weitere Kostenlose Bücher