GK0205 - Flugvampire greifen an
ein Gedicht, doch als Bill und Suko in das Haus geführt wurden, da stockte ihnen der Atem.
Die Räume waren groß. Wertvolle Teppiche bedeckten den Boden. Kleine Springbrunnen und seltene Pflanzen und Blüten zauberten einen ewigen Frühling. Figuren aus Elfenbein schmückten die kostbaren Möbel. Die Sitzkissen waren aus bestem Samt, und zahlreiche Wände waren mit Seidenvorhängen bedeckt.
Bill sah – Buddhafiguren aus echtem Gold. In silbernen Schalen lag frisches Obst, und die Diener bewegten sich lautlos und unauffällig.
Bill und Suko wurden wie Könige behandelt. Der Reporter hatte dabei ein schlechtes Gewissen, wenn er an die Menschen in den Slums von Katmandu dachte, die nicht mit einem Bruchteil von diesem Luxus aufwarten konnten.
Doch dies zu ändern, war nicht seine Sache. Er hatte sich um andere Dinge zu kümmern.
Ein Bad war schnell vorbereitet. Bill genoß es, von dem warmen Wasser umschmeichelt zu werden. Danach wurde sein Körper eingesalbt. Das Öl duftete wie Jasmin.
Bills und Sukos Gepäck war vom Flughafen gebracht worden. Ein Diener stellte dem Reporter die beiden Koffer ins Zimmer.
Vom Fenster aus hatte Bill einen herrlichen Blick in den Garten. Die grünen kleinen Hänge stiegen sanft an. Zwischen exotischen Pflanzen standen pagodenähnliche Häuser. Die Dächer glänzten im Licht der untergehenden Sonne, wie mit flüssigem Gold übergossen.
Marais Vater hatte der Reporter nicht kennengelernt. Er hatte ein Gespräch mit dem König, und dieses würde sich noch bis in die Nacht hineinziehen.
Bill und Suko waren mit Marai zum Essen verabredet.
Die Tafel bog sich unter der Last der erlesenen Speisen. Es gab Reis, Geflügel, zahlreiche Sorten von Gemüse und Schweinebraten. Dazu verschiedene Soßen, die dem Reporter ausgezeichnet mundeten. Als Dessert wurde Obst gereicht, und der Tee, der eingeschenkt wurde, schmeckte phantastisch.
Zwei Stunden dauerte das Essen, dann nahmen Bill, Suko und Marai in einem Zimmer Platz, das im westlichen Stil eingerichtet war.
Marai hatte sich umgezogen. Sie trug einen Sari aus roter Seide, der besonders vorteilhaft zu dem schwarzen Haar kontrastierte. Zum erstenmal sah Bill Conolly die Augen des Mädchens. Er hatte selten so ausdrucksvolle, dunkle Augen gesehen.
Der Reporter war verständlicherweise sehr neugierig, aber er überließ es Marai, das Gespräch zu beginnen. Sie tat es mit einem Lächeln auf den Lippen.
»Sie werden sich sicherlich wundern, daß wir als gebürtige Inder in diesem Land leben, und daß mein Vater solch einen hohen Posten in der Regierung bekleidet. Dazu muß ich Ihnen sagen, daß wir vor einigen Jahren aus unserer Heimat fliehen mußten. Wir hatten uns mit der dortigen Regierung überworfen. Wir sind hier nach Nepal geflohen. Der König ist ein Freund meines Vaters. Er hat uns politisches Asyl gewährt und meinen Vater zu einem seiner Minister gemacht. Das ist schon einige Jahre her. Ich lebte damals in einem Schweizer Pensionat, und als ich mit der Schule fertig war, schickte mich mein Vater nach England. Ich nahm ein Studium in Oxford auf. Volkswirtschaft und Mathematik. Es lief in den ersten Jahren alles prächtig, bis ich auf der Universität einen Guru kennenlernte. Ich muß dazu sagen, ich war damals noch sehr jung, und dieser Guru faszinierte mich. Ich geriet völlig in seine Abhängigkeit.«
»Wie hieß der Mann?« stellte Bill eine Zwischenfrage.
»Padma Lahore.«
»Nie gehört.« Bill schüttelte den Kopf. »Und du, Suko?«
»Auch nicht«, erwiderte der Chinese.
»Aber lassen Sie mich weiter erzählen«, bat Marai und nahm einen winzigen Schluck Tee. »Dieser Guru schaffte es, Kräfte in mir zu wecken, die tief in meinem Innern geschlummert hatten. Ich beherrschte plötzlich die Kunst der Telekinese. Ich konnte Gedanken lesen und auch meine Gedanken sichtbar werden lassen. Und das über riesige Entfernungen hinweg. Es war unwahrscheinlich. Ich erschrak vor meinen eigenen Fähigkeiten, teilte das dem Guru auch mit, doch der lachte mich nur aus. Er sagte, er habe gewußt, daß ich ein Medium sei, und er würde zu gegebener Zeit noch auf mich zukommen. Ich solle ihn nur nie vergessen, es wäre mein Tod. Ich war natürlich zuerst sehr deprimiert, doch als ich fast ein Jahr nichts mehr von ihm hörte, vergaß ich ihn bald. Ich beendete mein Studium mit Erfolg und wollte wieder zurück in meine Heimat. Mein Vater hatte mich darum gebeten. Doch dann erschien einer der Abgesandten des Gurus. Er suchte mich in meiner
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