GK0205 - Flugvampire greifen an
ziehen lassen. Suko war ihm schon mehr als einmal eine sehr große Hilfe gewesen.
Andererseits – weshalb sollten sich Bill und Suko nicht in einer lebensgefährlichen Klemme befinden? Das Himalaja-Gebirge barg genügend Geheimnisse, die ein Europäer schon in Schwierigkeiten bringen konnten. Doch wiederum hatte Bill keine magischen Anlagen, daß er hätte die Nachricht aussenden können.
Wer aber dann?
Johns Grübeleien wurden durch das Schrillen des Telefons unterbrochen.
Der Geisterjäger drückte die Zigarette aus und nahm den Hörer ab. Wer konnte ihn um diese Zeit noch anrufen?
John meldete sich und hörte erst einmal nur ein Rauschen.
Dann eine ganz entfernt klingende Stimme, die irgendwie Ähnlichkeit mit der von Bill Conolly hatte.
»John? Bist du’s?«
»Ja!«
Rauschen.
»Bill, verdammt! Melde dich!«
Rauschen, knacken. Dann wieder der Reporter. »John! Gefahr. Wir…« Rauschen… »Katmandu«. Wieder wurde die Stimme von Störungen überlagert.
»Bill!« schrie der Geisterjäger in den Hörer.
»… schnell… sofort… Marai… Vampire…«
Dann war die Verbindung unterbrochen.
Der Oberinspektor rief noch einige Male Bills Namen, doch er bekam keine Antwort mehr.
Nachdenklich legte John Sinclair den Hörer wieder auf. Er mußte sich aus den Bruchstücken einiges zusammenreimen, und er war jetzt sicher, daß die magische Botschaft von Bill gekommen war.
Der Reporter und Suko befanden sich in Gefahr!
John Sinclair hatte das Wort. Katmandu verstanden. Katmandu war die Hauptstadt von Nepal. Der Geisterjäger wußte, daß Bill und Suko dort eine Zwischenlandung machen mußten. Sollten sie in Katmandu auf Vampire getroffen sein?
John Sinclair spürte, wie ihm eine Gänsehaut über den Rücken lief. Er wußte, was er zu tun hatte. Er mußte Bill. Conolly und Suko helfen.
Der Geisterjäger handelte kurzentschlossen. Er rief am Flughafen Heathrow an und erkundigte sich, wann die nächste Maschine nach Nepal flog.
»Wenn Sie Glück haben, in vier Stunden«, lautete die Antwort.
»Wieso?«
»Denken Sie an den Streik.«
John Sinclair stieß einen Fluch durch die Zähne. Seit einigen Tagen streikte das Bodenpersonal des Flughafens. »Buchen Sie auf alle Fälle einen Platz für mich«, sagte der Geisterjäger.
»Wird erledigt, Sir.«
John Sinclair gab noch seinen Namen an und legte dann auf.
Jetzt kam Teil zwei seiner Mission. Er mußte seinem Chef, Superindendent Powell, klarmachen, daß er nach Asien wollte.
John rief in Powells Privatwohnung an. Mit wenigen Worten erklärte er dem Superintendenten, wie die Dinge lagen, und er war ehrlich überrascht, daß Powell sofort sein »Okay« gab. Er schien sich mittlerweile daran gewöhnt zu haben, daß sein bester Mann kein Spesenritter war und nur Reisen unternahm, wenn wirklich Not am Mann war.
John Sinclair bedankte sich noch einmal und begann anschließend, seine Koffer zu packen.
Zu diesem Zeitpunkt ahnte der Geisterjäger nicht, daß er Katmandu so schnell nicht erreichen würde…
***
John Sinclair ließ sich mit einem Taxi zum Flughafen fahren. Über London lag noch die Dunkelheit. Nur langsam zog im Osten das erste Grau der Morgendämmerung hoch.
Der Taxidriver war noch verschlafen von der Nachtschicht. Er redete kein Wort. John war das recht so. Nur hin und wieder hustete der Fahrer trocken.
Zu viele Zigaretten.
Der Flughafen war hell beleuchtet, Lichterketten markierten die Landebahnen. Auf dem Kontrollturm blinkten die Positionsleuchten.
Es herrschte wenig Betrieb. Ein Bus – fast leer – fuhr in Richtung Innenstadt. Seine breiten Scheinwerferkegel wischten über den nassen Asphalt der Straße.
John Sinclair gähnte. Er nahm sich vor, im Flughafen noch einige Tassen Kaffee zu trinken.
Das Taxi brachte ihn bis vor das Hauptgebäude. John zahlte den Fahrpreis, ließ sich eine Quittung geben und stieg aus.
Das Licht der Bogenlampen spiegelte sich in den großen Wasserpfützen. Ein Pilot – flankiert von zwei Stewardessen – kam John entgegen. Die drei sprachen französisch.
John betrat die Halle, in der um diese frühe Morgenstunde eine relative Ruhe herrschte. Der Geisterjäger hatte nur einen Koffer mitgenommen. Er enthielt außer einigen Kleidungsstücken noch spezielle Waffen, die nur für eine erfolgreiche Dämonenbekämpfung gedacht waren.
Der Oberinspektor visierte den Schalter der British Airways an. Das Mädchen hinter dem Tresen lächelte. Auch die Schminke konnte die Ränder unter ihren Augen nicht
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