GK0208 - Im Haus des Schreckens
gemütliche Atmosphäre. Tischlampen verbreiteten gedämpftes Licht. Dicke Teppiche verschluckten die Schritte. Ober eilten lautlos zwischen den Tischen und der Küche hin und her. Durch das große Fenster hatte der Gast einen wunderbaren Blick auf einen blühenden Garten. Kleine, verschnörkelte Laternen brannten dort. Ihre hellerleuchteten Kuppeln wirkten wie Inseln in der Dunkelheit. Der sanfte Nachtwind streichelte durch die geöffnete Scheibe und brachte den Duft von blühendem Flieder mit.
»Es ist herrlich hier«, sagte die blondhaarige Frau und lehnte sich auf ihrem bequemen Stuhl zurück. »Ich könnte die ganze Nacht hier sitzenbleiben.«
»Was hindert uns daran?« fragte John Sinclair lächelnd.
Jane Collins lachte. »Dein Beruf, zum Beispiel!«
John winkte ab. »Ich habe mir schon mehr als einmal die Nächte um die Ohren schlagen müssen und war am anderen Morgen wieder voll in Aktion.«
»Dann war es aber aus beruflichen Gründen«, sagte Jane Collins.
»Ob beruflich oder privat, was spielt das für eine Rolle.«
Jane beugte sich vor. Dabei breiteten sich ihre blonden Haare wie ein Vorhang zu beiden Seiten des Gesichts aus.
Jane Collins war eine phantastisch aussehende Frau. Sie hatte genau die Maße, die Männer so gern mögen. Dazu das lange blonde Haar, die blauen Augen mit den sanft geschwungenen Brauen und den langen seidigen Wimpern. Der Mund war naturrot, die Nase klein und mit einem einzigen Schwung nach oben versehen.
Man hätte Jane Collins ohne weiteres für ein Mannequin halten können, aber nicht für eine Privatdetektivin.
Ja, diese gut aussehende Frau war Privatdetektivin! Und eine erfolgreiche. Sie war gefragt in London. Eine große Versicherungsanstalt hatte sie engagiert und überwies jeden Monat eine Pauschale auf ihr Konto. Von dem Geld konnte Jane Collins relativ gut leben. Natürlich nahm sie nebenbei auch noch andere Aufträge an – und sie übte eine fast magische Anziehungskraft auf Fälle aus, die in die Kategorie des Übersinnlichen einzuteilen waren.
Daher auch der Kontakt zu John Sinclair, den sie bei einem ihrer Einsätze kennengelernt hatte.
Jane Collins liebte den hochgewachsenen blondhaarigen Oberinspektor von Scotland Yard, und John war die Detektivin auch nicht gleichgültig.
Zu einer Heirat jedoch hatte sich John nicht entschließen können. Er wollte frei und unabhängig bleiben, nicht etwa aus Prinzip, sondern seinem Beruf zuliebe. Der war so gefährlich, daß jeder Tag der letzte im Leben sein konnte.
John Sinclair, auch Geisterjäger genannt, hatte sich zum Kampf gegen die Mächte der Finsternis entschlossen. Er bekämpfte Vampire, Werwölfe, Dämonen und andere Horror-Gestalten aus dem Schattenreich. Denn es gab sie, diese gräßlichen Alptraumgeschöpfe, die Ausgeburten der Finsternis, die durch Schwarze Magie am Leben erhalten wurden und oftmals in anderen Dimensionen hausten, wo sie ein Schreckensregiment führten.
John Sinclair war einer ihrer Hauptgegner. Es gab nur wenige Menschen, die die Gefahr erkannt hatten, die der Welt drohte. John und seine Freunde gehörten dazu. Aber es war ein Kampf gegen eine Hydra mit unzähligen Köpfen. Wurde einer abgeschlagen, wuchsen sofort zwei andere nach.
Unermeßlich waren die Mittel der Dämonen. Und sie wandten sie an.
Brutal und gnadenlos. Wer von den Menschen in ihre Fänge geriet, der war verloren. Die Mächte der Finsternis versprachen zuerst alles, doch der Preis, den die unglückseligen Opfer danach zu zählen hatten, war grauenhaft. Oft gingen sie ein in die Dimensionen des Schreckens und litten bis in alle Ewigkeit.
John Sinclair war einer der meistgehaßten Männer. Er stand auf der Abschußliste der Höllengeschöpfe ganz oben. Zu viele von ihnen hatte er schon vernichtet. Und John Sinclair hatte es gelernt, mit Methoden zu kämpfen, die mehr als unorthodox waren. Seine Waffen waren geweihte Kugeln, Amulette, magische Kreide, Drudenfüße, Vampirpfähle und das Feuer, das auch die Geschöpfe der Finsternis ausrottete.
Er war eine Ein-Mann-Feuerwehr, die immer dann eingesetzt wurde, wo normale Ermittlungsmethoden nicht weiterkamen. John konnte unbürokratisch handeln. Sein Vorgesetzter war Superintendent Powell, und der wiederum war direkt dem Innenminister unterstellt.
Wenn John einmal einen Fall angepackt hatte, brauchte er nicht erst den langen Weg durch die Instanzen zu laufen.
Was das für Vorteile hatte, hatte die Vergangenheit oft genug bewiesen.
Lautlos trat der Ober an den
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