GK072 - Die Feuerbestien
halbmetergroß und gleichen lebenden Flammen. Sie leuchten grünlich, stinken penetrant nach Schwefel und verbranntem Fleisch, haben lange, dolchartige, flammende Zähne, und in ihren dämonischen Augen kreiseln rot glühende Funken. Professor Albright wusste ihren Namen nicht, deshalb schuf er für sie die Bezeichnung Frams. Es handelt sich hierbei um eine Abkürzung – wie bei UFO zum Beispiel. Ein Fram ist demnach ein Flammendes Rache-Monster. Ein flammendes Rachemonster. So hat Professor Albright diese kleinen Ungeheuer genannt.«
»Flammend und Monster ist mir klar«, sagte ich. »Aber was ist mit der Rache?«
Professor Selby erklärte es uns.
»Professor Henry Albright hat sein Leben lang an der Erforschung dieser Erscheinungen gearbeitet. Schließlich töteten ihn die Frams. Aber er hatte einiges über sie in Erfahrung bringen können. Grob skizziert sind Frams Dämonen, die von einer Hexe ausgeschickt werden, um ihre Rache an der Menschheit zu vollziehen. Dazu bedarf es aber noch folgender Erklärung. Solange eine Hexe lebt, verübt sie alle bösen Dinge selbst. Erst wenn sie tot ist, schafft sie sich Diener in Form von Frams, die all das für sie tun, was sie nicht mehr zu tun imstande ist. Verstehen Sie das, Mr. Ballard?«
»Bis hierher geht’s noch«, gab ich schmunzelnd zurück.
»Ich kann Ihnen leider nicht mehr folgen, Professor Selby«, gestand Vicky neben mir, ohne sich deshalb zu schämen.
»Was verstehen Sie nicht, Miss Bonney? Ich bin gern bereit, es Ihnen zu erklären.«
»Die Hexe… Ich meine, Sie sagten, ein Fram wird dann geschaffen, wenn die Hexe tot ist. Die Hexe schafft ihn also, um in ihm sozusagen einen verlängerten Arm zu haben.«
»Dieser Vergleich ist sehr treffend gewählt, Miss Bonney«, nickte Lance Selby.
»Worauf ich hinauswill, ist folgendes: Wenn eine Hexe tot ist, dann lebt sie nicht mehr. Dann ist sie keine Hexe mehr…«
»Ich verstehe«, fiel Professor Selby meiner Freundin ins Wort. »Nun, Miss Bonney, in gewisser Weise haben Sie damit Recht. Wenn eine Hexe tot ist, dann ist sie nicht mehr imstande, jemandem Böses anzutun. Dann kann sie auch keine Frams schaffen. Wenn sie wirklich tot ist. Es gibt jedoch Fälle, wo es nicht gelungen ist, eine Hexe zu töten. Anders ausgedrückt, man konnte ihr zwar das Leben als Mensch nehmen, aber nicht das Leben als Hexe, das weiterhin in ihr wohnen blieb. Deshalb hat man zu Zeiten der Inquisition die Hexen stets verbrannt. Erst dann konnte man sicher sein, sie völlig vernichtet zu haben. Manchmal passierte es aber, dass eine Hexe, aus welchen Gründen immer, nicht vollends verbrannte. Man mauerte sie hinterher irgendwo ein oder verscharrte ihre Gebeine in ungeweihter Erde. Sie konnte ihr irdisches Gefängnis nicht mehr verlassen. Aber sie war sehr wohl noch in der Lage, sich Diener zu schaffen, die ihr unseliges Werk weiterführten.«
Das, was Lance Selby uns zu sagen, hatte, faszinierte mich.
Es war ungemein aufschlussreich für mich.
Wenn ich den Gedanken seiner Worte weiterspann, dann musste es hier irgendwo in der Nähe eine Stelle geben, wo die Gebeine einer Hexe, die man nicht vollends hatte vernichten können, bestattet waren.
Ich fragte mich, wo, und gab mir auch gleich selbst die Antwort. Vorläufig allerdings noch mit einem Fragezeichen: In unserem Haus?
Wir sprachen mit Professor Selby offen darüber.
Er selbst hatte noch keine Beobachtung gemacht, dass es in unserem Haus nicht mit rechten Dingen zuging, aber andere Leute wollten darin jemanden heulen und stöhnen gehört haben.
»Sie wissen ja, wie die Leute sind«, sagte Lance Selby, als wollte er uns keine Sorgen machen. »Wenn ein Haus eine Zeitlang nicht bewohnt wird, können schon mal solche Gerüchte auftauchen. Trotzdem möchte ich Sie bitten, sich in nächster Zeit vorzusehen. Frams sind ungemein gefährlich. Sie verfügen über Fähigkeiten, die man nur erahnen kann. Sie können sich zum Beispiel in verblüffend menschenähnliche Wesen verwandeln. Sie gehen durch Wände. Man kann sie also nicht aussperren. Möglicherweise verfügen sie sogar über hypnotische Kräfte. Was immer auch passieren mag, Miss Bonney, Mr. Ballard. Ich bin jederzeit für Sie da. Wenn Sie Hilfe brauchen, dann kommen Sie unverzüglich zu mir.«
Ich fühlte, dass er das nicht bloß so sagte, wie das andere Leute gern tun.
Er wollte uns wirklich helfen.
Ich hoffte nur, dass wir seiner Hilfe niemals bedurften.
Wir redeten anschließend über Max Hunter.
Ich glaubte dem
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