GK091 - Die Rache des Todesvogels
herabfallen ließ, griff ich nach dem Speer.
Dann kam die Bestie.
Ich riss den Speer hoch. Die Spitze fuhr dem Blutgeier knirschend in die Brust.
Benitez peitschte die Luft mit seinen weiten Schwingen.
Er krächzte. Er riss meine Kleider mit seinen Krallen auf, aber er erwischte mich nicht. Er versuchte mir mit seinem Schnabel die Augen auszuhacken, doch ich brachte mich immer wieder geschickt vor seinen mörderischen Stößen in Sicherheit.
Der Bambusspeer konnte ihn selbstverständlich nicht töten.
Das hatte ich auch nicht erwartet. Aber der Speer hemmte seine Bewegungen. Er störte ihn. Seine Angriffe wurden unbeholfener. Das Ding, das aus seiner Brust ragte, war ihm im Wege. Es machte ihn wütend, er wollte es loswerden.
Frank Esslin lehnte benommen an der Hütten wand. Er starrte mit bleichem Gesicht auf die schmerzhafte Verletzung, die ihm der Blutgeier zugefügt hatte.
Er verlor sehr viel Blut.
Benitez krächzte wild. Er versuchte sich den Speer aus dem gefiederten Leib zu reißen. Er tanzte über uns in der Luft. Wir fühlten seine Flügelschläge.
Ich rannte zum Sarg.
Ich musste Vicky retten.
Sie lag wie tot im Eichensarg. So, wie ich sie in Erinnerung hatte. So, wie ich sie im Keller von Federico Mondos Bestattungsunternehmen gesehen hatte. Bleich. Still. Entschlafen.
Aber sie war nicht tot.
Ich fühlte es, als ich ihre Hand berührte. Sie lebte noch. Sie schlief nur. Ihre Hand war warm. Sie lebte!
Benitez versuchte, mir mit einem gnadenlosen Schnabelhieb das Leben zu nehmen.
Ich hörte ihn herabrauschen.
Blitzschnell fuhr ich herum. Der Vogel kam mit weit vorgestreckten Fängen auf mich zugerast. Sein Schädel stieß im selben Augenblick nach vorn. Ich hatte Mühe, zur Seite zu springen. Er verfehlte mich um Haaresbreite.
Ich griff nach dem Bambusspeer, riss ihn ihm aus der Brust und bohrte ihn ihm im selben Moment durch den Hals.
Er schrie, flog auf, schüttelte den hässlichen Schädel, trudelte ab, flatterte sofort wieder hoch.
»Frank!«, schrie ich gehetzt. »Helfen Sie mir! Schnell!«
Esslin nickte.
Er kam angewankt. Seine Kleider waren von seinem Blut besudelt. Er hielt sich ungemein tapfer.
»Den Sarg!«, keuchte ich, während ich mit vibrierenden Nerven nach oben blickte. »Wir müssen ihn in die Hütte schaffen . Wir müssen Vicky in Sicherheit bringen. In der Hütte kann er ihr nichts mehr anhaben. Fassen Sie mit an. Haben Sie noch so viel Kraft?«
»Es wird schon gehen!«, seufzte Esslin. Sein Gesicht war kalkweiß.
Ich machte mir Sorgen um ihn.
Ob er durchhielt? Benitez schrie wütend über unseren Köpfen, als er sah, dass wir den Sarg in die Hütte schafften.
Esslin ging voran.
Als ich die Hüttentür erreichte, riss mir der zornige Dämon den Rücken mit seinen messerscharfen Krallen auf.
Der Schmerz war höllisch.
Beinahe hätte ich den Sarg fallen gelassen. Ich warf mich nach vorn. Esslin stolperte. Er stürzte in die Hütte hinein. Der Sarg polterte auf ihn drauf und nahm ihm die Luft.
Ich half ihm auf die Beine.
»Jetzt muss er sich etwas anderes einfallen lassen!«, fauchte ich atemlos.
Ich wandte mich um.
»Gott, Tony!«, rief der Amerikaner erschrocken aus.
»Was ist?«
»Sie sind verletzt.«
»Sie nicht?«
»Sie hat es ärger erwischt. Er hat Ihnen den Rücken zerfleischt.«
»Es sieht schlimmer aus als es ist!«, log ich. Mir wurde übel vor Schmerzen. Aber ich kämpfte gegen meinen eigenen Körper an. Paco Benitez durfte nicht siegen.
Er durfte diese Auseinandersetzung nicht gewinnen.
Ich musste ihn vernichten.
Draußen schrie, kreischte und tobte der Dämon. Er flatterte um seine Hütte.
Ich sah seinen Geierschädel, der plötzlich größer wurde. Dann wurde er zum Menschenkopf.
»Ballard!«, schrie der fürchterliche Dämon. »Tony Ballard! Komm heraus! Komm, du Feigling. Warum versteckst du dich vor mir? Hast du Angst?«
»Komm doch herein, du verfluchte Bestie!«, brüllte ich zurück.
»Ihr werdet diese Insel nicht mehr verlassen!«, schrie Benitez: »Du nicht, der Amerikaner nicht und das Mädchen nicht. Ich werde euch töten. Alle drei. Ich werde euch zerfleischen. Ihr könnt nicht ewig in dieser Hütte bleiben. Sobald ihr herauskommt seid ihr verloren.«
Sein Schädel schrumpfte wieder.
Ich sah wieder den tödlichen Geierschnabel. Die Schmerzen in meinem Rücken schwächten mich. Aber mein Wille zu überleben hielt mich aufrecht.
Ich wollte und durfte nicht unterliegen.
Ich musste diesen Teufel zur Hölle schicken. Selbst
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