GK091 - Die Rache des Todesvogels
lesen.«
»In diesem schwarzen Stein wohnen ungeheure Kräfte«, sagte Esslin beinahe ehrfürchtig.
»Stimmt«, gab ich lakonisch zurück.
»Ich hätte nicht gedacht, dass es so etwas gibt.«
»Hätten Sie gedacht, dass es Geschöpfe wie diesen Maori oder Seth Bouchet gibt?«
»Nein.«
»Sehen Sie. Und es gibt sie trotzdem. Aber unser Abenteuer ist damit noch nicht zu Ende. Wir haben es erst mit den Handlangern des wahren Teufels zu tun gehabt. Paco Benitez wartet noch im Hintergrund auf uns. Das wird ein harter Brocken, Frank. Und ich bin ganz sicher, dass er uns nicht erspart bleibt.«
***
Da war die Jacht.
Ich sah sie zuerst. Sie war aus dem diesigen Licht aufgetaucht, das sich über das Wasser gebreitet hatte.
Ich erkannte Seth Bouchet.
Und plötzlich, verdammt, ich hatte das Gefühl, nun müsse mein Herz stehen bleiben, plötzlich sah ich jenen Sarg, hinter dem ich so verbissen herjagte und in dem ich meine Freundin wusste.
Ich machte Esslin darauf aufmerksam. Er meinte, dass wir nun in die letzte Runde gehen würden. Und ich teilte diese Meinung mit ihm.
Der Sarg war der Köder für mich.
Benitez konnte sicher sein, dass ich ihm überallhin folgen würde. Ohne zu zögern, denn für mich war mein Leben nichts mehr wert, wenn es nicht durch Vicky Bonney ergänzt wurde.
Seth Bouchets Vorsprung hatte gereicht, um den Sarg von jenem Atoll abzuholen.
Nun war er vermutlich zu Paco Benitez unterwegs.
Mit mir im Schlepptau.
Er wusste das, und es war ihm verflucht recht, dass ich ihm folgte, denn er hatte den Auftrag, mich mitten hinein ins furchtbare Verderben zu locken.
Den Rest wollte wahrscheinlich dann der scheußliche Blutgeier selbst tun.
Aber ich würde keine leichte Beute für ihn sein. Ich würde mich meiner Haut mit allen mir zur Verfügung stehenden Kräften wehren.
Und nicht nur das.
Ich würde sogar versuchen, den Spieß umzudrehen. Ja, ich würde versuchen, diesen gottverfluchten Blutgeier zur Hölle zu schicken.
***
Seth Bouchet hatte es sehr eilig.
Sobald er die Leprainsel erreicht hatte, holte er den schweren Sarg. Er schleppte ihn von Bord. Die Möwen flogen wütend auf. Sie segelten ärgerlich davon.
Bouchet keuchte den Sandstrand hoch.
Er kam an dem hässlichen Totem vorbei. Seine Füße stolperten über bleiche Skelette. Beinahe wäre er gefallen. Zischelnd fluchte er.
Aber er blieb nicht stehen.
Er wollte dem Meister das Mädchen bringen. Der Herr wartete voll Ungeduld auf sie. Er sollte nicht mehr länger warten.
Mit weit ausgreifenden Schritten lief Seth Bouchet durch den Wald. Die Insel stieg an. Der lebende Tote keuchte ihren Buckel hoch.
Endlich war er oben.
»Herr!«, schrie er. »Herr! Hier bin ich!« Er lief zu der Hütte, in der Paco Benitez hauste. Er stellte den Sarg behutsam auf den hölzernen Altar.
»Herr!«, rief er und sank vor der Hütte auf die Knie. »Ich habe sie gebracht.«
Benitez der Jüngere schleuderte die Tür auf.
Seine Augen funkelten. Er ließ ein begeistertes Lachen hören.
»Sehr gut!«, knurrte er. »Sehr gut, Seth Bouchet. Steh auf! Öffne den Sarg. Ich will das Mädchen sehen.«
Bouchet erhob sich.
Eifrig drehte er die Schrauben aus dem Holz. Wenig später nahm er den Deckel ab.
»Sie schläft noch!«, sagte er unterwürfig.
»Das hast du ausgezeichnet gemacht, Seth!«, sagte Benitez zufrieden. »Ich wusste von Anfang an, dass ich mich auf dich verlassen kann.«
»Oja. Ja, Herr, das kannst du.«
»Und Ballard?«
»Er ist mir gefolgt. Er muss die Insel gleich erreichen.«
»Hervorragend!«, knurrte Paco Benitez.
»Er ist nicht allein, Herr.«
»Ich weiß. Dieser Amerikaner ist bei ihm.«
»Ja, Herr.«
»Du wirst den Mann töten.«
»Ballard?«
»Esslin natürlich. Ballard krümmst du kein Haar, verstanden? Der gehört mir. Mir allein!«
»Gut, Herr. Gut. Ich werde Esslin töten!«
Ein Dröhnen füllte die Luft. Benitez hob mit einem Ruck den Kopf.
»Das ist sein Boot!«, sagte er.
»Ja, Herr. Er wird in wenigen Minuten an Land gehen!«
»Verschwinde, Seth!«
»Ja, Herr…«
»Ist noch etwas?«, fragte Benitez ärgerlich, als Bouchet nicht sofort ging.
»Herr… Ballard hat Tahaa getötet!«
Paco Benitez grinste diabolisch. »Sieh zu, dass du besser bist als Tahaa. Wenn es dir nicht gelingt, Ballard zu übertrumpfen, dann hast auch du den Tod verdient.«
Seth Bouchet senkte den entstellten Kopf.
»Ja, Herr.«
»Hast du Angst vor Ballard?«, fragte Benitez lauernd.
»Nein, Herr. Nicht vor
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