GK095 - Fahrstuhl in die Hölle
Gefallen zu erweisen. Wir hatten Dickinson Boyd bereits kennengelernt. Vicky hatte sich von seinem Gesicht anfangs erschrecken lassen, doch nun war auch sie dahintergekommen, daß diese abweisende, beinahe böse aussehende Miene nicht ernst zu nehmen war. Boyd war ein freundlicher, netter, intelligenter Mensch, mit dem man vortrefflich plaudern konnte.
Wir hatten bereits gegessen.
Ich hatte Ginger Ale getrunken und war nun bei einem guten alten schottischen Whisky angelangt.
Dr. Boyd hatte uns seine persönliche Ansicht von diesem Fall dargelegt. Er war nicht der Meinung, daß hier ein Dämon seine grausame Hand im Spiel hatte. Aber er konnte uns keine andere Erklärung für all diese seltsamen Vorgänge anbieten.
Er beschränkte sich in der Beziehung auf ein ratloses Achselzucken.
»Seit dieses Mädchen in unser Hospital eingeliefert wurde«, sagte Dickinson Boyd mit sorgenvoller Miene, »habe ich Angst vor jedem neuen Tag. Denn jeder Tag kann uns neuerlich einen solchen rettungslos verlorenen Patienten bescheren.«
»Wer bearbeitet diese Axtmorde?«, erkundigte ich mich.
»Lieutenant Brian Stilman«, antwortete Boyd. »Ein netter Mann. Mittlerweile ein Nervenbündel, wie Sie sich vorstellen können.«
Ich nahm mir vor, Stilman in den nächsten Tagen in seinem Büro aufzusuchen.
Nun wandte ich mich an Esslin.
»Sagen Sie, Frank, glauben Sie, daß es möglich ist, in diesem Haus in der Murdock Avenue eine Wohnung zu kriegen?«
Alle sahen mich beinahe erschrocken an.
»Du willst aus Peckinpahs Penthouse schon wieder ausziehen?«, fragte mich Vicky verblüfft.
»Ich finde, Manhattan ist nicht nahe genug dran an St. Albans«, erwiderte ich.
»Eine Wohnung könnte vielleicht zu kriegen sein«, sagte Frank Esslin. »Soll ich mich darum kümmern?«
Ich nickte.
»Das wäre furchtbar nett von Ihnen, Frank. Die Höhe der Miete spielt absolut keine Rolle. Lassen Sie das von Anfang an durchblicken. Das wird Ihnen die Verhandlung sicherlich erleichtern. Feilschen Sie nicht. Mir ist jeder Betrag recht. Ich will nur eine Wohnung in diesem Haus haben.«
»Darf man fragen, was Sie sich davon versprechen, Mr. Ballard?«, erkundigte sich Dickinson Boyd.
Ich zuckte die Achseln.
»Ehrlich gesagt, darauf kann ich Ihnen keine klare Antwort geben. Ich folge bloß einer Eingebung. Ich habe irgendwie das Gefühl, daß dieses Gebäude das Zentrum sämtlicher Vorkommnisse darstellt.«
»Wie kommen Sie darauf, Tony?«, fragte mich Esslin.
»Überlegen Sie mal«, forderte ich ihn auf. »Earl Jenkins und Porter Harrison haben auf der Straße getötet. Auf der Straße! Und nicht in irgendeinem Gebäude. Die Polizei ist der Meinung, Rita Brown hätte sich aus dem Fahrstuhl auf Edward Tagger gestürzt. Das verleitet mich zu der Annahme, daß auch Jenkins und Harrison aus diesem Fahrstuhl gekommen sind. Nur… in ihrem Fall stand niemand vor dem Lift, als sie ihn verließen. Ihnen war es möglich, das Gebäude zu verlassen. Sie begegneten ihrem Opfer erst einige Zeit später.« Ich lächelte. »Natürlich kann ich mit meiner Theorie auch völlig danebenliegen. Aber ich finde, daß man gerade in einem solch geheimnisvollen Fall nichts außer Acht lassen sollte. Deshalb möchte ich eine Wohnung in diesem Haus haben.«
Frank Esslin nickte.
»Okay, Tony. Ich werde sehen, was ich für Sie tun kann.«
***
Julius Faber verlor beinahe den Verstand, als er seinen Freund blutüberströmt zusammenbrechen sah. Brüllend kreiselte er herum. Er rannte los. Dabei schrie er gellend um Hilfe.
Der Mann mit der Axt jagte hinter ihm her.
Faber warf sich durch das Gezweig der Büsche. Äste peitschten ihm ins Gesicht, schlugen ihm die Haut blutig.
Wie von Furien gehetzt keuchte Faber davon.
Hinter sich hörte er die schnellen Schritte des Fremden.
Faber schrie, schrie, schrie.
Der seltsame Mörder holte ihn ein. Mit der linken Hand riß er sein Opfer blitzschnell herum. Zur Salzsäule erstarrt, zitternd vor Grauen, mit weit aus den Höhlen tretenden Augen glotzte Julius Faber den grausamen Fremden an.
Der schwang die Axt hoch.
Sein Gesicht verzerrte sich. Er stieß einen schaurigen Schrei aus.
Auch Faber brüllte. Zum letztenmal.
Dann fällte auch ihn das mörderische Beil.
***
Schon als Hank Powell der schreckliche Tod ereilte, hatte jemand den Polizeinotruf gewählt. Nun raste ein Patrolcar mit Rotlicht und Sirene heran. Er sauste über den Bordstein, fuhr in den Park hinein und rollte wippend über den Rasen, weil das der kürzeste
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