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GK095 - Fahrstuhl in die Hölle

GK095 - Fahrstuhl in die Hölle

Titel: GK095 - Fahrstuhl in die Hölle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A.F.Morland
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bekam Risse. Die Decke begann zu beben. Und plötzlich begann der gesamte Palast zu beben und zu schwanken. Gestein prasselte auf Nicholas Braddock herab. Immer mehr. Immer größere Brocken. Einer davon erschlug ihn.
    Noch im Tod verkrampfte er sich. Er wurde zu einem Tier. Sein Körper bedeckte sich mit struppigen Haaren. Sein Schädel verformte sich zu einem Wolfskopf. Mit leeren Augenhöhlen starrte er uns an, ehe er, vom Strahl seines eigenen Amuletts zur Fackel entfacht, vor unseren Augen verbrannte.
    ***
    Mit seinem Tod schien auch das Ende des Palasts gekommen zu sein.
    Ein Donnern und Tosen erfüllte den Raum. Die Wände wackelten.
    Eine Tür wurde aufgerissen. Nicholas Braddocks Schergen stürmten herein. Sie wollten sich auf uns stürzen. Wir setzten uns ab. Als Braddocks Männer die Mitte des Raumes erreicht hatten, fiel die Decke auf sie herab und begrub sie alle unter sich.
    Für uns hatte sich im Boden eine Öffnung aufgetan. Während das Gebäude immer heftiger rumpelte und rumorte, fielen wir in einen tiefen Schacht, ohne irgendwo Halt zu finden. Ein Krachen und Bersten füllte die Luft. Ein entsetztes Schreien und wahnsinniges Klagen fraß sich in unsere Knochen.
    Wir fielen einer tiefen Dunkelheit entgegen. Der Aufprall mußte tödlich sein.
    Plötzlich war Stille um uns. Für den Bruchteil einer Sekunde entrückten wir der Wirklichkeit. Ich war nicht in der Lage, zu denken. Ich wußte nicht, was im Augenblick mit mir geschah. Ein anderer hatte die Regie übernommen. Ich vermochte ihm in keiner Weise ins Handwerk zu pfuschen, konnte nicht mal hoffen, daß er seine Sache gut machen würde, weil ich überhaupt nicht wußte, was passierte.
    Und dann war ich mit einem Schlag wieder da.
    Ich sah Neonlicht.
    Ich sah Holzwände.
    Ich hörte ein Summen.
    Wir befanden uns im Fahrstuhl und fuhren langsam zum Erdgeschoß herunter.
    Schon glitten die Türen auseinander. Wir sahen die Halle vor uns, traten mechanisch hinaus. Die Lifttür schloß sich hinter uns. Die Hölle hatte uns ausgespien, wir befanden uns wieder im zwanzigsten Jahrhundert.
    ***
    Wenn Mr. Silver nicht neben mir gestanden hätte, hätte ich das alles für einen recht lebendigen Traum gehalten. Aber ich sah nicht nur Silver. Ich sah auch Braddocks Amulett in meiner Hand. Und mein Oberkörper war nackt. Aber ich hatte keine Schmerzen mehr.
    Wir eilten zu jener Wohnung im zweiten Stock hoch, die ich – ich weiß nicht vor wie langer Zeit – gemietet hatte.
    Ich läutete.
    Vicky öffnete.
    Sie stieß einen krächzenden Freudenschrei aus, wunderte sich nicht darüber, daß ich kein Hemd am Leib hatte, sondern flog mir jauchzend in die ausgebreiteten Arme.
    »Er ist wieder, da Mr. Hayes!«, rief sie in die Wohnung hinein. »Tony ist zurückgekommen! Und er ist unversehrt. Er ist nicht von dieser schrecklichen Krankheit befallen. Er wird weiterleben. Mein Tony ist wieder da!«
    Vicky war so durcheinander, daß sie Mr. Silver nicht sah.
    Er trat lächelnd hinter uns ein.
    Wir gingen ins Wohnzimmer.
    Oliver Hayes begrüßte mich mit einem freundlichen Lächeln.
    Er streckte mir seine Hand entgegen.
    Da brüllte plötzlich Mr. Silver hinter mir: »Vorsicht, Tony! Das ist Jonathan Braddock!«
    Silver schien ein Dämonenradar eingebaut zu haben. Mir leuchtete das irgendwie ein. Er war selbst ein Dämon gewesen. Er kannte seinesgleichen. Auch dann, wenn sie sich in einem harmlos scheinenden Körper versteckten.
    Und plötzlich begann sich Oliver Hayes vor unseren erschrockenen Augen zu verwandeln.
    Er wurde erschreckend hager. Sein Gesicht glich auf einmal dem eines gefährlichen Geiers. Wir sahen die starken, blitzenden Wolfszähne. Die Haut seines Gesichts war wie Pergament. Ein grauenerregendes Glühen füllte seine bösen Augen.
    Vom liebenswerten alten Nachbarn war nichts mehr zu erkennen.
    Das also war Jonathan Braddock.
    Hier also hatte er sich verborgen. Im zwanzigsten Jahrhundert. Wohl als eine Art Bodenstelle für Nicholas Braddock gedacht. Er teilte dem Bruder mit, was mit dessen Opfern passierte. Und vielleicht hatte er auch den Fahrstuhl so präpariert, daß er nicht bloß in den neunten Stock, sondern weiter fuhr – bis zum Inquisitor.
    Jonathan Braddock stürzte sich mit einem wilden Fauchlaut auf Vicky.
    Er faßte mit seinen klauenartigen Händen nach ihr.
    Das Mädchen schnellte erschrocken aufschreiend zurück.
    Braddocks Klauen fuhren ins Leere.
    Jetzt richtete ich das erbeutete Amulett auf ihn. Er stieß wahnsinnige

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