GK170 - Die mordenden Bilder
eintreten?«, fragte Nora. Sie wartete seine Antwort nicht ab, sondern kam herein und schloss die Tür hinter sich.
Brian musterte sie mit einem unverschämten Blick. Sie gefiel ihm.
Zum Teufel mit M. G. Sie war zwar die Frau dieses alten Mannes, aber wen kümmerte das? Nora war keine Heilige. Und wenn sie ging, hatten ihre Hüften jenen herausfordernden Schwung, der die Männer verrückt machte.
»Was willst du?«, fragte der junge Mann frostig.
»Ich sah Licht…« Nora kam näher. Brian starrte auf ihre schwingenden Hüften. Ein brennendes Prickeln überlief ihn. »Warum gehst du nicht zu Bett, Brian? Kannst du nicht schlafen?«
»Ich habe noch zu tun«, sagte Brian ruppig.
»Etwas so Wichtiges, dass es nicht bis morgen Zeit hat?«, fragte Nora neugierig. Sie kam noch näher. Ihre Nylons raschelten.
Brian war nahe daran, den Verstand zu verlieren. Sie ist ein durchtriebenes Luder! , dachte er. Das lüsterne Verlangen, das er verspürte, verzehrte ihn langsam. Kommt lange nach Mitternacht nach Hause und tut so, als wäre das die selbstverständlichste Sache von der Welt! , dachte Brian. Ein amüsanter Abend bei irgendeiner Freundin, sagt sie immer, wenn man sie fragt, was lief. Freundin! Brian lachte innerlich. Ich wette, die Freundin muss sich jeden Morgen rasieren. Sie treibt es mit anderen Männern. Sie betrügt M. G. Warum auch nicht? Sie ist jung, hübsch und begehrenswert. Und M. G. ist uralt. Eine Ruine, die nur noch nimmt, aber nichts mehr geben kann. Kein Wunder, dass sich Nora anderswo schadlos hält. Teufel noch mal, warum kam sie noch nie auf den Gedanken, es mit mir zu versuchen? Mann, da würde sie sehen, was sie bislang alles versäumt hat!
Warum nicht jetzt?
Warum nicht heute? In dieser Nacht?
Nora versuchte Brian über die Schulter zu blicken. »Lass mich sehen, woran du so eifrig arbeitest.«
Ein angenehmer, verführerischer Duft wehte ihm aus ihrem blonden Haar entgegen und legte sich schwer auf seine Lungen. Ihm wurde schwindelig. Er wollte nach ihr greifen, doch in diesem Augenblick zuckte sie erschrocken zurück.
Sie hatte die Zeichnung gesehen und war entsetzt.
»Mein Gott, musst du solche scheußlichen Dinge malen, Brian?«, stieß sie heiser hervor.
Der junge Mann fletschte herausfordernd die Zähne. »Hör mal, kann ich denn nicht tun, was ich will?«
»Es… es ist abscheulich, Brian.«
»Du tust doch auch, was du willst!«, behauptete Black anzüglich, »und ich bin davon überzeugt, dass es nicht minder abscheulich ist.«
Nora erstarrte. Sie blickte den Jungen konsterniert an. »Was willst du damit sagen?«, fragte sie schroff.
Brian grinste. »War es wenigstens amüsant? Bist du auf deine Kosten gekommen?«
»Auf welche Kosten denn?«, herrschte Nora den Jungen an. »Ich war bei Nelly Willoby. Was sollen diese versteckten Anspielungen, Brian?«
Brian lachte spöttisch. »Nelly Willoby. Dass ich nicht kichere. Das kannst du M. G. erzählen, aber nicht mir, meine Gute. Der Alte durchschaut dich nicht. Aber ich weiß, was mit dir los ist. Du bist mannstoll. M. G. kann nicht mal mehr einen kleinen Sprung machen, geschweige denn einen großen. Aber was macht das schon aus? Es gibt ja genug andere, weit feurigere Männer als ihn, nicht wahr?«
Nora wurde rot vor Zorn. »Erlaube mal, Brian, was nimmst du dir mir gegenüber heraus?«, fauchte sie. »Ich bin die Frau deines Vaters.«
»Du bist eine kleine, verkommene Nutte. Deine schönen Kleider können darüber nicht hinwegtäuschen. Dreck bleibt nun mal Dreck. Selbst wenn er noch so prächtig verpackt ist.«
Nora war nahe daran, Brian eine Ohrfeige zu geben. Nur mit Mühe konnte sie sich beherrschen.
Sie fragte sich nervös, wie viel der junge Mann wusste und wie viel er bloß vermutete. Es war nicht ratsam, ihn sich zum Feind zu machen. Brian konnte furchtbar gemein sein.
Benommen schluckte sie die Beleidigungen des Mannes hinunter.
Und sie versuchte, einzulenken. »Ich dachte, wir beide könnten so etwas wie Freunde werden, Brian.«
Black grinste. »Aber natürlich. Wir könnten sogar mehr als Freunde werden. Meine Tür ist immer für dich offen. Warum gehst du immer weg, wenn dir danach ist? Warum in die Ferne schweifen…?«
»Du bist unmöglich, Brian.«
»Tatsächlich?«
»Ich kann mich nicht entsinnen, dass ich dir jemals etwas getan hätte. Warum bist du gegen mich?«
»Bin ich doch gar nicht. Sagte ich nicht eben, dass meine Tür immer für dich offen ist?«
Brian atmete schwer. Er wollte Nora haben.
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