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GK170 - Die mordenden Bilder

GK170 - Die mordenden Bilder

Titel: GK170 - Die mordenden Bilder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A.F.Morland
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weit wallende, purpurne Gewand, in der skelettierten Rechten die Sense, mit der er die Menschen gnadenlos dahinraffte.
    Die Erscheinung verströmte eine schreckliche Kälte. Black fror so sehr, dass er mit den Zähnen klapperte. Er rieb sich die Hände, zitterte und fühlte sich nicht wohl.
    »Kannst du mich verstehen, Gevatter?«, fragte er heiser. Der Atem, der aus seinem Mund kam, wurde sichtbar wie ein Hauch im Winter.
    »Ja, Herr«, antwortete der Knochenmann mit hohler Stimme.
    »Hör auf damit. Ich ertrage diese Kälte nicht, verstehst du?«
    »Die Kälte ist mein Atem, Herr!«
    »Nun gut, dann verbiete ich dir eben, zu atmen. Ich kann das von dir verlangen, schließlich habe ich dich erschaffen.«
    Brian war gespannt, was nun passieren würde. Er stand mit nach vorn hängenden Schultern da, nagte an der Unterlippe und wartete.
    Plötzlich fror er nicht mehr. Die eisige Kälte wich aus seinem Zimmer. Gevatter Tod hatte zu atmen aufgehört, wie Brian es ihm befohlen hatte.
    Für Black war dies ein Beweis dafür, dass sein Geschöpf sich vollends unter seine Befehlsgewalt stellte. Er stieß einen erleichterten Seufzer aus.
    ***
    Vom ersten Tag ihrer Ehe an hatte Nora auf getrennten Schlafzimmern bestanden, und M. G. Black hatte ihr diesen Wunsch selbstredend erfüllt. Bevor sie zu Bett ging, duschte sie. Im hauchzarten Nightie schlüpfte sie dann unter die flauschigweiche Decke. Müde schloss sie die Augen, aber sie konnte nicht einschlafen. Zu viele Gedanken stürmten auf sie ein.
    Wie viel wusste Brian? Hatte er ihr verschiedentlich nachgestellt?
    Zweifel peinigten Nora. Sie musste sich eingestehen, dass sie sich niemals darum gekümmert hatte, ob ihr jemand folgte, wenn sie zu Marco fuhr.
    Sie warf sich unwillig herum. Dieser verrückte Kerl. Um ein Haar hätte er sie vergewaltigt. Er musste nicht bei Sinnen gewesen sein.
    Nora erwog, ob sie mit M. G. darüber sprechen sollte. Sie kam zu dem Schluss, dass dies nicht ratsam wäre. Brian war rachsüchtig und gemein. Was man ihm antat, bekam man irgendwann vielfach zurück. Irgendwie fürchtete Nora den Burschen.
    Und was er nur für eine schreckliche Zeichnung auf seinem Schreibtisch liegen gehabt hatte. Allein die Erinnerung daran ließ Nora heftig schaudern. Brian hatte den Tod zu Papier gebracht. So realistisch und so unheimlich, wie Nora es noch niemals gesehen hatte. Beinahe lebendig hatte die schreckliche Spukgestalt ausgesehen.
    Nora atmete kräftig durch.
    Sie wollte nicht mehr daran denken, doch die Erinnerung ließ sich nicht aus ihrem Kopf verbannen.
    Mit einemmal hatte sie das Gefühl, eine eisige Kälte würde durch das ganze Haus kriechen und auch in ihr Schlafzimmer eindringen.
    Der Frost kroch zu ihr unter die Decke.
    Sie zitterte, rieb sich die nackten Oberarme, presste die Lippen fest zusammen und fragte sich, wodurch ein solches Gefühl entstehen konnte.
    Ängstlich setzte sie sich im Bett auf. Auf dem Nachttisch stand der Bourbon. Sie trank davon, wenn sie mit dem Einschlafen Schwierigkeiten hatte. Diesmal hoffte sie, dass der Whisky die Kälte aus ihren Gliedern vertreiben würde.
    Schon nach dem zweiten Schluck fühlte sie sich wohler. Der Frost verging. Nora sank auf das Kissen zurück und versuchte sich zu entspannen.
    Wieder dachte sie an Brian und an den Tod, den der junge Mann seinen Freund genannt hatte. Sie hörte Brian noch einmal sagen:
    »Das hättest du nicht tun dürfen, Nora. Dafür wird dich mein Freund furchtbar bestrafen!«
    Was hatte Brian damit gemeint?
    Mit einem flauen, aber allmählich verebbenden Gefühl im Magen schlief Nora schließlich ein…
    ***
    Mit stolzgeschwellter Brust betrachtete Brian Black sein unheimliches Geschöpf. Er stand vor Gevatter Tod und blickte diesem in die tiefschwarzen Augenhöhlen. Ohne Furcht, denn er wusste, dass ihm von seinem Verbündeten keinerlei Gefahr drohte.
    »Woher kommst du?«, fragte Black mit fester Stimme.
    »Ich habe die Zeiten und Ewigkeiten durcheilt, als du mich riefst, Herr!«, kam es hohl aus dem bleichen Totenschädel. Der blanke Unterkiefer bewegte sich dabei kaum merklich.
    »Weshalb bist du gekommen?«
    »Du hast meinen Geist beschworen Herr, hast ihm einen Körper gegeben!«
    »Gefällt dir dein Körper?«
    »Ich bin damit zufrieden, Herr.«
    Black verschränkte die Arme vor der Brust. Er nagte am Daumennagel, überlegte sich die nächsten Fragen, um sein Geschöpf besser kennen zu lernen.
    Nach wie vor züngelten die Flammen der magischen Kerzen beinahe bis zur

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