GK175 - Dämonenhochzeit
gefangen hatte, preßte sie nervös hervor: »Wo… wo ist mein Mann?«
Dabei fiel ihr auf, daß der Unbekannte Roys Kleider trug. Nun war sie völlig ratlos. Was hatte das alles zu bedeuten? Wo war Roy hingekommen? Wieso trug dieser Unheimliche Roys Kleider? Sie paßten dem Mann nicht. An Armen und Beinen waren ihm Jackett und Hosen zu kurz.
Der Fremde öffnete den schmallippigen Mund. »Ich bin dein Mann, Vilma!« sagte er knurrend. Und er sagte es mit Roys Stimme.
Ein eiskalter Schauer überlief Vilma. Ihre Augen wurden groß. Ihr ganzer Körper begann zu vibrieren. Was für ein grauenvolles Erlebnis war das?
Sie wich mit unsicheren Schritten zurück. Der Fremde bleckte die schneeweißen Zähne. Seine Nasenflügel blähten sich. Mordlust glitzerte in seinen unheimlichen Augen.
Er hob die Hände.
»Nein!« krächzte Vilma. Sie ahnte, was der Unheimliche ihr antun wollte. Seine Hände näherten sich ihrem Hals. Sie starrte auf die sehnigen, zuckenden Finger, und sie wußte, daß sie unweigerlich verloren war, wenn sich diese Finger erst mal um ihren schlanken Hals gelegt hatten.
»Nein!« krächzte sie noch einmal. Dann mobilisierte die Todesangst alle ihre Kräfte. Vilma wandte sich blitzschnell um und rannte auf die Tür zu. In ihrem Kopf überschlugen sich die Gedanken. Noch nie im Leben hatte sie sich so sehr gefürchtet. Schweiß brach aus allen Poren.
Atemlos lief sie auf die Tür zu. Der Unheimliche folgte ihr. Vilma spürte Tränen aufsteigen. Sie konnte sie nicht zurückhalten. Schluchzend floh, sie vor dem Mann, der sie töten wollte.
Mit wilden Sätzen erreichte Vilma die Tür. Sie riß sie auf, hastete ins Haus, warf die Tür hinter sich zu, ohne sie abzuschließen. Dazu war keine Zeit. Der Unbekannte war knapp hinter ihr.
Zitternd lief die junge Frau um ihr Leben. Sie hatte die Absicht, sich in irgendeinen Raum einzuschließen. Dann wollte sie abwarten.
Im Unterbewußtsein wußte Vilma Bancroft aber, daß sie dem Unheimlichen so nicht entkommen konnte. Trotzdem gab sie noch nicht auf. Noch nicht. Sie wollte es wenigstens versucht haben…
***
Daß mit Roy Bancroft irgend etwas nicht stimmte, hielt ich für unwahrscheinlich. Deshalb versuchte ich, mein Versprechen, das ich Vicky gegeben hatte, zu »vergessen«. Was war denn schon Großartiges passiert? Bancroft hatte einen Schrei ausgestoßen und war danach ohnmächtig geworden. Epileptiker tun das auch manchmal. Vielleicht litt Bancroft an dieser Krankheit. Und der viele Alkoholgenuß während der Geburtstagsfeier hatte den Anfall möglicherweise ausgelöst.
War das ein Grund, sich den Urlaub zu verderben und dem Mann auf den Wecker zu fallen. Okay, er hatte sich Vicky gegenüber nicht so benommen, wie es sich gehört hätte. In meinen Augen war es deshalb jedoch nichts weiter als ein Mann ohne Manieren. Erst recht kein Grund für mich, ihn aufzusuchen.
Ich hielt viel mehr davon, meinen Urlaub so beschaulich wie möglich zu gestalten. Wir nahmen mit, was ging. Wir ritten auf den prachtvollen Wellen, die mit weißen Schaumhäubchen gekrönt waren.
Auf Bimini, dem ganzjährigen Paradies für Sportfischer, zogen wir einen blauen Marlin an Land. Zwei weitere Tage lagen wir einfach faul in der Sonne. Ich lernte den Horror-Comics-Verleger Gig Thinnes kennen und fand ihn amüsant.
Wir hatten viel Spaß mit Barbara Fenton. Auch ihren Verehrer, den Stahlmillionär Burgess Durning lernte ich kennen. Ich bemerkte, daß die beiden wunderbar zusammenpaßten, und das fanden sie selber auch. Es hätte einer unserer schönsten Urlaube werden können, wenn Vicky nicht so hartnäckig gewesen wäre.
Ich lag am Strand, als sie wieder damit anfing. »Tony, du hast mir versprochen, mal mit Roy Bancroft zu reden.«
»Ja. Aber wir hatten vereinbart, daß es nicht gleich sein müsse«, gab ich verstimmt zurück.
»Du bist nun schon den vierten Tag hier«, sagte Vicky.
»Richtig. Und ich genieße jede Stunde, in der ich nichts zu tun brauche.«
Über uns rauschten die Palmenwedel. Ganz nah dröhnte die Brandung des Meeres. Die Sonne war warm, aber nicht unerträglich. Ich fühlte mich schon lange nicht mehr so wohl, und es ärgerte mich, diesen prächtigen Zustand beenden zu müssen.
Neben mir setzte sich Mr. Silver auf. Bevor er noch etwas sagte, seufzte ich, denn ich wußte, daß er schon wieder Vicky unterstützen würde.
»Es ist doch wirklich nicht zuviel verlangt, Tony, mal mit dem Mann ein paar Worte zu reden«, sagte mein Freund.
Ich setzte mich
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