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GK181 - Der Spinnenmann

GK181 - Der Spinnenmann

Titel: GK181 - Der Spinnenmann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A.F.Morland
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dessen Spur ich nicht finden konnte. Ich dachte so intensiv an Lance, daß ich ihn plötzlich vor mir hatte. Junge, halte durch! sagte ich zu ihm. Ich hau’ dich aus dieser Klemme raus. Ganz bestimmt. Du mußt nur Vertrauen zu mir haben. Ich werde den Spinnenmann finden, und er wird mich zu dir führen. Es kommt alles wieder klar, Lance. Nur Geduld!
    Geduld! Ich atmete tief ein. Wieviel Geduld würde Lance brauchen? Eine Woche? Zwei Wochen? Einen Monat? Mich schauderte. Zum Teufel, wieso war ich nur so entsetzlich glücklos? Ich versuchte mich damit zu trösten, daß ich mir einredete, daß ein ganzer Polizeiapparat den Spinnenmann erfolglos gejagt hatte. Ich war allein auf weiter Flur. Nicht einmal Lance stand mehr an meiner Seite. Fast hatte ich ein Recht darauf, ebenfalls keinen Erfolg zu haben. Ich hätte es bestimmt halb so tragisch genommen, wenn sich Lance nicht in der Gewalt dieses eiskalten Verbrechers befunden hätte. Damit wurde ich nicht fertig. Das quälte mich so sehr, daß ich keinen Schlaf finden konnte.
    Zornig stand ich auf. Ich rannte mit grimmiger Miene ins Bad und wühlte mich da durch den Medikamentenschrank. Es ist sonst nicht meine Art, gleich Pillen zu schlucken, wenn ich nicht einschlafen kann. Aber diesmal lag die Sache anders. Ich brauchte den Schlaf, um bei Kräften zu sein, wenn es zwischen mir und dem Spinnenmann zur entscheidenden Konfrontation kam. Ich brauchte den Schlaf, und ich sehnte mich nach dem Vergessen. Wenn ich immerzu an Lance Selby dachte, würde ich in naher Zukunft vermutlich überschnappen…
    Da waren die Schlaftabletten.
    Ich ließ zwei Stück in meine hohle Hand rollen. Dann füllte ich das Zahnputzglas mit Wasser.
    Als ich mir die Tabletten in den Mund stecken wollte, schlug im Wohnzimmer das Telefon an.
    Mitten in der Nacht.
    Da mußte einer schon vor mir übergeschnappt sein!
    »Ballard!« meldete ich mich.
    »Nicht böse sein, weil ich Sie um diese Zeit anrufe, Mr. Ballard…«
    »Ich habe sowieso nicht geschlafen«, fiel ich dem Anrufer ins Wort.
    »Das freut mich.«
    »Daß ich nicht schlafen kann?« blaffte ich.
    »Daß ich Sie nicht aufgeweckt habe«, sagte Budd Bonner, der einstige Hehler.
    Ich antwortete mit hängenden Mundwinkeln: »Tun Sie nicht so. Ich wette, es hätte Ihnen mehr Vergnügen bereitet, wenn Sie mich aus dem Tiefschlaf gerissen hätten.«
    »Das ist überhaupt nicht wahr!« protestierte Bonner lautstark.
    »Geben Sie mir einen Grund, Ihnen diesen späten Anruf zu verzeihen!« sagte ich mürrisch.
    »Ich war noch auf ein Spielchen in meiner Kneipe…«
    »Gewonnen?« fragte ich verdrossen. »Wie man’s nimmt.«
    »Was ist das für ejne komische Antwort?«
    »Am Spieltisch habe ich zwar verloren — aber die von Ihnen in Aussicht gestellten 500 Pfund habe ich, glaube ich, gewonnen.«
    »Ich lege noch einen Penny dazu, wenn Sie sofort weiterreden!« sagte ich hastig.
    »Ich habe einen Freund…«
    »Sieh mal an«, sagte ich spöttisch. »Sie auch?«
    »Wir haben einander seit Monaten nicht mehr gesehen«, fuhr Budd Bonner unbeirrt fort. »Er macht heute noch das, was ich früher getan habe…«
    »Warum nennen Sie das Kind nicht einfach beim Namen?« fragte ich ärgerlich. »Warum sagen Sie nicht, Ihr Freund ist ein Hehler?«
    »Also gut. Er ist ein… Hehler. Verlangen Sie von mir nicht, daß ich Ihnen seinen Namen verrate.«
    »Wenn er nicht der Spinnenmann ist, ist mir sein Name schnuppe, Bonner, Fahren Sie fort!«
    »Mein Freund erzählte mir von einem Typ, der ihm den van Gogh, den Cézanne und den Makart zum Kauf angeboten hat.«
    Mir blieb vor Freude die Luft weg. Die Fußangel. Es hatte sich gelohnt, so viele davon auszulegen. Jetzt trug meine fleißige Arbeit endlich Früchte.
    »Weiter!« verlangte ich mit belegter Stimme. Ich schaute an mir hinunter. Ich mußte mich noch umziehen. Im Pyjama konnte ich mir den Kerl nicht kaufen.
    »Der Bursche behauptete, er würde die Gemälde im Auftrag eines Freundes an den Mann bringen«, erzählte Bonner weiter. »Da mein Freund für Gemälde nicht zuständig ist, ließ er den Mann wieder gehen. Er machte ihm aber das Angebot, sich gegen eine geringe Vermittlungsgebühr für den Burschen in der Branche umzuhören. Damit war der Typ einverstanden.«
    »Darf ich jetzt noch ganz schnell für meine 500 Pfund den Namen und die Anschrift dieses Burschen haben?«
    Ich bekam beides. Und ich versprach Bonner, falls mir der gewünschte Erfolg beschieden sein würde, das Geld anderntags vorbeizubringen.

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