GK181 - Der Spinnenmann
Aas hatte den Mumm, gegen ihn aufzumucken — geschweige denn ihm etwas anzutun.
Cappolo war so etwas wie ein lebendes Denkmal. Man bestaunte es von weitem. Aber es fiel keinem ein, ihm einen Arm oder den Kopf abzuschlagen, denn ganz in der Nähe des Denkmals wimmelte es geradezu vor Wachen…
Kid Poko seufzte und drehte sich zur Seite.
Amüsiert sagte er im Geist zu sich selbst: Schlaf ein, du Glücklicher. Denk nicht an die, die es nicht geschafft haben. Sie sind es nicht wert, daß man sich an sie erinnert.
Plötzlich stutzte er.
Da war jemand in seinem Zimmer…
***
Der Spinnenmann kannte sich in der Hierarchie der Cappolo-Gang ziemlich gut aus. Wenn man die richtigen Stellen anzapfte, war es nicht schwierig, die gewünschten Informationen zu erhalten. Daß Kid Poko über Leib und Leben des großen Cappolo wachte, erfuhr man als erstes, wenn man die Ohren in diese Richtung drehte. Es hieß, daß Poko sich für seinen Boß in Stücke reißen ließ. Also mußte Sardo sich zuallererst diesen Burschen vornehmen.
Lautlos öffnete Clips Sardo die gläserne Terrassentür. Wie ein körperloser Schatten huschte er in den großen Living-room. Seine Augen hatten sich schnell an die Dunkelheit gewöhnt. Er konnte das Wohnzimmer durchqueren, ohne gegen eines der Möbel zu stoßen.
Rechts ging es in Cappolos Schlafzimmer.
Sardo hörte die brummende Stimme des Gangbosses. Dann vernahm er die flüsternde Stimme des Mädchens.
Grinsend setzte Clips Sardo seinen Weg fort.
Cappolo und Bonnie würden später drankommen.
Zunächst mußte sich der Spinnenmann Kid Poko vornehmen. Geräuschlos glitt Sardo auf die Tür zu, die in Pokos Zimmer führte. Seine Finger legten sich behutsam auf die Klinke. Er drückte sie langsam nach unten. Dabei hielt er den Atem an.
Poko lag in seinem Bett.
Mit einer fließenden Handbewegung zog der Spinnenmann einen Totschläger aus der Tasche. Bei Poko mußte man auf Nummer Sicher gehen. Der Bursche war so gefährlich wie ein hungriger Tiger. Sardo betrat den Raum und drückte die Tür hinter sich zu.
Poko wußte noch nichts von seinem Glück.
Und das war gut so.
Der Leibwächter rollte sich auf die Seite. Jetzt stutzte er. Er hatte begriffen, daß sich jemand in seinem Zimmer befand…
***
Sie kuschelte sich eng an ihn. Er roch nach Alkohol, aber das störte sie nicht. Behutsam öffnete sie die Knöpfe seines Pyjamas. Dann kraulte sie die Haare seiner Brust. Er schnaufte. Sie wußte, daß er das mochte. Während ihn ihre Hände liebkosten, überlegte sie, wie sie davon anfangen sollte. »Gordon«, flüsterte sie zärtlich.
»Ja, Baby?« Es klang schläfrig. Er war müde. Aber nicht zu müde, das wußte Bonnie aus Erfahrung. Ihre Hände brauchten das eingeleitete Spiel nur weiterzuspielen, und bald würde seine Müdigkeit wie ein scheuer Vogel davongeflogen sein.
»Ich habe bei Carras einen Nerzmantel gesehen — einfach Superklasse, sag ich dir.«
»Carras nimmt aber auch Superpreise«, erwiderte Cappolo. Er lachte leise.
Bonnie hörte, wie er schneller atmete. Sie wußte, daß sie mit ihren Händen auf dem richtigen Weg war.
»Ich wünsche mir nichts so sehr wie diesen Nerz, Gordon«, säuselte das Mädchen gekonnt.
»Es gibt immer etwas, das du dir mehr als alles andere wünschst.«
»Ich dachte… Darf ich’s sagen, Gordon?«
»Natürlich, Baby. Sagen darfst du alles.«
»Ich dachte, Weihnachten steht vor der Tür. Und du hast noch kein Geschenk für mich, soviel ich weiß…«
Er atmete jetzt stoßweise, und er schwieg. Bonnie lächelte. Jetzt fing er zu rechnen an. Was der Nerz kostete, wußte er. Sie hatte mit Kid Poko schon darüber gesprochen, und Kid hatte ihm sicherlich davon erzählt. Ihre Hände hörten nicht auf, ihn zu streicheln. Er wurde davon schon ganz kribbelig. Ab und zu zuckte er kurz zusammen. Schnell sagte er: »Na schön, ich werde mir die Sache durch den Kopf gehen lassen…« Es war seine Art, niemals klar ja oder nein zu sagen. Wenn er also sagte, er würde sich eine Sache durch den Kopf gehen lassen, dann lag der Nerzmantel bereits so gut wie unter dem Weihnachtsbaum.
Bonnie jubelte. »O Gordon, du bist ein Schatz!« Sie deckte sein Gesicht mit Küssen zu.
Er zog sie fest an sich.
Und sie bewies ihm, wie dankbar sie sein konnte, wenn sie glücklich war…
***
Kid Poko schleuderte die Decke zurück und schnellte aus dem Bett. Etwas Schwarzes flog auf ihn zu. Er zuckte zur Seite. Ein harter Gegenstand streifte seinen Schädel. Er stieß ein
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