GK201 - Der Hexer von Colombo
beide Kugeln, die wie Seifenblasen zerplatzten. Grelle Funken stoben auseinander und lösten sich gleich darauf auf. Rajasinha tobte schrecklich, als er sah, daß ich diese Attacke ohne große Schwierigkeiten zunichte gemacht hatte. Er schien sich auf die Wirkung dieser geheimnisvollen Waffe zu sehr verlassen zu haben.
Nun schäumte die Wut in ihm über.
Mit einen furchterregenden Geheul kam er auf mich zugerast.
Matara wollte sich tapfer an meine Seite stellen. »Zurück!« brüllte ich den Mann an, und ich versetzte ihm einen Stoß, daß er nach hinten taumelte. Einen Lidschlag später war Rajasinha bei mir. Er fuhr mir zischend an die Kehle. Mit hochschnellenden Armen wehrte ich diesen Angriff ab. Meine Faust fuhr dem Hexer in den Bauch. Rajasinha verzerrte vor Schmerz das Gesicht. Ich übersah seine Linke, die von unten nach oben schoß, mich an der Wange traf und drei Meter zurückschleuderte. Die Wucht des Schlages war so gewaltig, daß ich mich nicht auf den Beinen halten konnte. Hart knallte ich auf den Boden.
Rajasinha war schneller über mir, als ich mich erheben konnte. Er spreizte die Finger. Mir war sofort klar, worauf er es anlegte, er wollte mich blenden.
In dem Moment, wo er mir mit einem blitzschnellen Stoß das Augenlicht rauben wollte, handelte Matara.
Der Mann riß erschrocken das Kruzifix hoch und schleuderte es mit aller Kraft nach Rajasinha. Wirbelnd sauste das Kreuz durch die Luft und drang dem Hexer mit dem Längsbalken genau in der Mitte der Stirn in den Kopf.
Es war die tödlichste Verletzung, die man dem Hexer von Colombo zufügen konnte. Wie vom Blitz getroffen stand er da. Ich schnellte auf die Beine.
Rajasinhas Hände flatterten zitternd zur Stirn hoch, doch seine Finger vermochten das Kruzifix nicht anzufassen. Entsetzt starrte er uns an, vielleicht auch ein wenig verständnislos, wie es uns möglich war, ihn zu bezwingen. Ein heftiges Beben durchlief ihn und warf ihn zu Boden, und dann ging es unglaublich schnell mit ihm zu Ende. Sein Gesicht wurde grau, der Körper erstarrte, lag vor uns wie eine leblose Puppe. Die Sekunden, die verstrichen, wurden für den Hexer zu Jahrzehnten. Bald sah Rajasinha so alt aus, wie er tatsächlich war. Er zerfiel, wurde zu Staub, auch der verschwand – und schließlich lag nur noch das Kreuz, das ihn getötet hatte, vor uns auf dem Boden.
Mit seinem Tod erlosch das brennende Pentagramm. Ein leerer, flammenzerfressener Gobelin hing an der Wand. Das Haus, das Mimi und Susan Black geerbt hatten, war kein Stützpunkt des Bösen mehr…
***
Sieben Tage später gaben Mimi und Susan ein Fest. Eingeladen waren Mr. Skip Morris, der Nachbar, der sich nicht genug darüber wundern konnte, daß es uns gelungen war, Rajasinha zur Hölle zu schicken, auch ich hatte die Ehre, Gast zu sein – und selbstverständlich hatten Mimi und Susan nicht vergessen, Dawir Matara und Landa in ihr Haus zu bitten.
Dawir und Landa hatten die Einladung begeistert angenommen. Sie hatten am Vormittag geheiratet und kamen am Abend als Mann und Frau. Wir waren uns alle einig: niemand paßte besser zusammen als diese beiden. Matara durfte stolz auf das sein, was er geleistet hatte. Man sagt: Der Glaube versetzt Berge. Und Dawir Matara hatte bewiesen, daß die Liebe das Böse besiegen kann…
ENDE
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