GK206 - Der schwarze Golem
Weib. Sie hat drei Menschen umgebracht. Sie hat den Tod verdient.
Jenny Cobra verhöhnte ihn. Furchtlos griff sie nach seinem Messer. Sie löste es aus seinen Fingern, klappte es zusammen und steckte es in seine Tasche. Ihre Hände waren eiskalt.
Was war das nur für ein seltsames Mädchen?
»Du kannst es nicht, Alec«, sagte sie spöttisch. »Weil wir beide eins geworden sind in jener Nacht, in der ich an Ginas Stelle zu dir gekommen bin. Du würdest einen Teil von dir töten, wenn du mir dein Messer ins Herz stoßen würdest, deshalb bringst du es nicht fertig.«
Schweiß brach dem Wissenschaftler aus allen Poren. »Aus uns beiden wird nichts, Jenny Cobra. Schlag dir das ein für allemal aus dem Kopf.«
»Du bist heute erregt…«
»Ich verabscheue dich, und mich ekelt vor mir selbst, denn ich war so verrückt, dich in meine Arme zu nehmen. Wo hatte ich nur meine Augen, als du zu mir kamst? Ich hätte dich wieder wegschicken sollen!«
Jenny Cobra lachte spöttisch. »Hast du das nicht versucht? Ich habe es jedoch nicht zugelassen.«
Messer erinnerte sich daran. Ja, er hatte Jenny nicht in sein Haus lassen wollen, aber sie hatte ihn gezwungen, die Tür freizugeben.
»Du bist mit dem Bösen im Bunde, habe ich recht?« fragte Alec Messer heiser.
Jenny hob die Schultern. »Vielleicht.«
»Ich werde zu General Kareb gehen, ist dir das klar?«
Jenny schmunzelte. »Was willst du denn da?«
»Ich werde ihm sagen, daß du für diese drei Morde verantwortlich bist!«
»Bin ich denn schwarz und drei Meter groß?«
»Du hast dich eines grausamen Werkzeugs bedient. Wer ist dieser Teufel, den du da heraufbeschworen hast?«
Jenny Cobra trat zwei Schritte zurück. Ihre Augen funkelten kalt wie Eiskristalle. »Willst du ihn sehen? Soll ich dich mit ihm bekannt machen?« Ihr schlanker Körper straffte sich. Sie schien unwahrscheinlich stolz auf ihren schwarzen Henker zu sein und wollte ihn nun dem Mann, den sie liebte, vorführen, um ihm zu zeigen, wie mächtig sie war.
Messer hatte Jenny Cobra in Verdacht, daß sie sich auf dem Gebiete der Schwarzen Magie hervorragend auskannte. Schwarze Magie. Zum erstenmal kam er damit in Berührung. Er hatte das Ganze immer für einen Humbug angesehen. Seiner Ansicht nach war das etwas für Spinner, für Leute, die im Oberstübchen nicht ganz klar waren.
Doch nun wurde er eines besseren belehrt.
Jenny Cobra beherrschte die Kunst der Schwarzen Magie, und sie wußte, wie sie sie zu ihrem Nutzen einsetzen mußte.
Das Mädchen wies neben sich. »Sieh hierher, Alec!« Ihre Stimme war scharf. Er mußte ihrem Befehl gehorchen.
Plötzlich fing sich neben Jenny Cobra etwas zu materialisieren an. Etwas Schwarzes. Es war so riesig, daß es bis an die Decke reichte. Eine eiskalte Schreckenswelle schoß dem Wissenschaftler durch den Körper und lähmte ihn. Er hatte das Gefühl, in diesem Augenblick würde sich eine harte Hand um seinen Hals legen und mit grausamer Härte zudrücken.
Er bekam keine Luft.
Sein Herz ratterte in seiner Brust. Das Blut brauste in seinem Kopf.
Vor seinen weit aufgerissenen, ungläubigen Augen entstand aus dem Nichts der schwarze Golem.
***
Gekrümmt stand die mächtige Bestie neben Jenny Cobra. Das Höllenfeuer loderte in seinen tiefliegenden Augen. Das klumpige Ungeheuer schien ungeduldig auf Jennys Befehl zu warten, es möge Alec Messer vernichten.
Fassungslos starrte der Forscher das gefährliche Monster an. Es war Jenny Cobras Werk. Aber wie hatte sie das Scheusal geschaffen? Womit war es zu vernichten?
»Wer… wer ist das?« stieß Messer krächzend hervor.
»Er beeindruckt dich, das freut mich.«
»Was ist das für ein schreckliches Wesen, Jenny?«
»Er ist mein manifestierter Haß«, erwiderte Jenny Cobra ernst. »Mein Geist hat ihn geschaffen, und es gibt so gut wie gar nichts, womit man ihn vernichten kann. Nur mein Geist kann den Golem wieder liquidieren!«
Alec Messer schluckte aufgeregt. »Laß ihn zur Hölle fahren, Jenny. Du darfst dich dieses grausamen Unholds nicht bedienen.«
Jenny lachte hart. »Ich wäre verrückt, wenn ich auf seine wertvolle Hilfe verzichten würde. Mit ihm erreiche ich alles, was ich will. Der schwarze Golem ist meine Killer-Marionette. Er tut alles, was ich ihm befehle.«
»Das wird General Kareb von mir erfahren!« preßte der Wissenschaftler überwältigt heraus.
»Kareb wird dir kein Wort glauben. Wie sollte er auch? Es klingt doch alles so furchtbar phantastisch. Und selbst wenn er dir glaubt, kann
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