GK206 - Der schwarze Golem
Kareb mir mit allen seinen Männern nicht das geringste anhaben, denn mein Golem wird mich vor ihnen beschützen.«
Messer wischte sich mit einer fahrigen Handbewegung über die Augen. »Mein Gott, du bist eine Teufelin.«
Jenny Cobra bleckte die Zähne. Sie ließ den Golem wieder verschwinden und sagte: »Er wird dir nichts tun. Nicht, solange ich dich liebe, Alec. Wenn meine Liebe zu dir jedoch jemals in Haß umschlagen sollte, bist du rettungslos verloren. Dann wird dich der schwarze Golem ebenso töten, wie er Gina, Loretta und Arlene für mich umgebracht hat!«
Alec Messers Kehle entrang sich ein heiserer Wutschrei. Er hielt es mit einemmal nicht mehr in Jenny Cobras Nähe aus. Wie von Furien gehetzt jagte er aus dem Zimmer.
Wankend kehrte er in sein Haus zurück.
Da warf er sich aufs Bett, vergrub sein Gesicht in den Kissen und brüllte seine Ohnmacht dort hinein…
***
Ich hatte mir noch keinen genauen Marschplan zurechtgelegt, aber es stand für mich fest, daß ich mich um diesen schwarzen Killer kümmern würde. Vorläufig war mir noch nicht klar, ob es mir gelingen würde, in Bir el-Kubba einzudringen. Vielleicht würde das auch gar nicht nötig sein. Möglicherweise könnte ich den schwarzen Teufel, den ich für einen Golem hielt, auch aus Bir el-Kubba herauslocken.
Als ich in Major Noryans Haus zum erstenmal das Wort Golem fallenließ, schaute mich der Chef der Agenten-Crew verwirrt an.
»Das Monster ist Ihrer Ansicht nach ein Golem? Was genau ist das – ein Golem, Mr. Ballard?«
Ich versuchte es ihm zu erklären. »Die kabbalistische Tradition spricht davon, daß große Meister die Herstellung von robotartigen Dienern aus Lehm mit Hilfe des Schöpferwortes schem hamphorasch – das heißt Engel –, verstehen…«
»Wollen Sie damit sagen, daß der Bursche, der diese beiden Morde in Bir el-Kubba begangen hat, aus Lehm geformt wurde?«
Ich schüttelte den Kopf. »Jemand, der die Schwarze Magie beherrscht, kommt auch ohne Lehm aus. Er kann einen Golem allein durch seine Willenskraft entstehen lassen.«
»Solange der Kerl sich nicht an Alec Messer vergreift, wäre von unserer Seite aus nichts dagegen einzuwenden, wenn er in Bir el-Kubba sein Unwesen treibt«, meinte Major Noryan hart.
Ich sagte: »Ihnen wäre doch auch damit gedient, wenn Messer nicht mehr für die Ägypter arbeiten könnte.«
»Das ist nur bedingt richtig, Mr. Ballard. Sehen Sie, wir wollen England einen Gefallen tun, indem wir Messer aus seinem Wüstengefängnis herausholen. Schließlich wäscht eine Hand die andere, und ein so kleines Land wie Israel kann niemals genug Freunde haben. Die Mädchen, an denen sich der schwarze Golem vergriffen hat, waren Freundinnen von Alec Messer. Meiner Auffassung nach besteht demnach auch für den Forscher eine gewisse Gefahr, daß sich das Monster in den nächsten Tagen seiner annimmt. Und das ist es, was Sie, Mr. Ballard, nach Möglichkeit verhindern sollten.«
So weit – so gut.
Ich verließ Tel Aviv. Sowohl Tucker Peckinpah als auch Moshe Noryan wünschten mir viel Glück.
Ich flog nach Kairo, und von da ging es mit dem Hubschrauber nach Marsa Matruh weiter. Als wir El Alamein überflogen, ließ der Pilot die Libelle etwas tiefer sinken. Er wies auf einige Türme.
»Dort unten, das ist das Ehrendenkmal für die Afrikakämpfer des Zweiten Weltkriegs«, erklärte er mir. »Ein Denkmal für die Gefallenen des ehemaligen Deutschen Afrikakorps…«
Ich wunderte mich darüber, daß der Pilot mir ausgerechnet dieses Denkmal zeigte. Er war Ägypter, dem Aussehen nach, doch er eröffnete mir, daß sein Vater aus Düsseldorf stammte. Ich erfuhr mehr über dieses monumentale Denkmal: In sieben Grüften ruhten hier in Einzelsärgen 4200 Gefallene des Afrikafeldzuges. Einer davon war der Vater des Piloten. Das achteckige Bauwerk hatte zwölf Meter hohe Türme und war im arabisch-sarazenischen Stil errichtet. Der Hubschrauberpilot erzählte mir, daß über den Grüften schwere Sarkophage stünden, in die Namen deutscher Landschaften eingraviert wären. Ich sah den in der Mitte des Ehrenhofes stehenden Basaltobelisk.
Dann zog der Pilot die Maschine wieder hoch, und wir steuerten Marsa Matruh direkt an.
Das war die Hauptstadt der ägyptischen Riviera. Während der Hubschrauber langsam niederging, beobachtete ich das wechselnde Farbenspiel des Meeres, das vom dunklen Violett über tiefes Azurblau bis zu Zartblau und Hellgrün reichte.
Der Pilot hatte keine Ahnung, weswegen ich nach Marsa
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