GK206 - Der schwarze Golem
wußte, welche Männer zur Nachtwache eingeteilt waren, und bestach sie mit einer Menge Geld. Es war ein kleines Vermögen, das sie den Soldaten übergab. Das viele Geld blendete die Männer. Sie wußten zwar, was ihnen blühte, wenn General Kareb dahinterkam, daß sie falsch spielten, doch Dahlia verstand es, ihnen einzureden, daß niemand sie verdächtigen würde, die Flucht des Engländers begünstigt zu haben, denn bei Einbruch der Dunkelheit würden zwei Treibstofftanks in die Luft fliegen, und jedermann würde es verstehen, wenn die Wachen angesichts dieser Katastrophe so konfus sein würden und ihre Posten verließen.
Selbstverständlich war es riskant, den Wachen gegenüber so offen zu sein, denn die Männer hätten mit dem Geld zu General Kareb rennen und alles verraten können.
Damit sie das nicht taten, sagte Dahlia warnend: »Solltet ihr mein Vorhaben dem General melden, würde es euch schlecht ergehen.«
Einer der beiden, ein hagerer Bursche, erwiderte grinsend: »Dir aber noch mehr.«
»Ich fürchte den Tod nicht«, behauptete Dahlia ernst. »Als ich nach Bir el-Kubba kam, war mir bewußt, daß die Sache auch schiefgehen kann. Sollte sie durch eure Schuld platzen, wird man mich zwar liquidieren, aber ich habe einen guten Freund hier in Bir el-Kubba, der meinen Tod bitter rächen würde.«
Das stimmte zwar nicht, aber damit machte Beta vier den gewünschten Eindruck auf die beiden Männer. Sie würden sich nun hüten, den General einzuweihen. Schließlich wollten sie noch gern eine Weile leben. Also nahmen sie das Geld der Agentin und versprachen, den Mund zu halten.
Als nächstes begab sich das mutige Mädchen zu den Treibstofftanks, die man – wie so vieles – in die Erde versenkt hatte.
Hastig brachte die Agentin die Plastiksprengsätze an. Sie stellte das Uhrwerk der Zeitzünder nach ihrer Armbanduhr und begab sich dann zu Messers Haus. Der Wissenschaftler hatte vor zehn Minuten das Laboratorium verlassen. Sein Mund war strohtrocken. Seine Augen brannten. Er glaubte, Fieber zu haben. Nervös streckte er der Agentin seine Hände entgegen.
»Sehen Sie«, sagte er heiser. »Sehen Sie, wie ich zittere. Das ist nicht die Furcht vor dem, was wir heute abend vorhaben.«
Dahlia nickte ernst. »Ich weiß, woher es kommt.«
»Mein Körper schreit nach Whisky. Ich habe seit vierundzwanzig Stunden keinen Tropfen Alkohol mehr getrunken. Sie können sich nicht vorstellen, was das für eine entsetzliche Folter für mich ist.«
»Sie müssen durchhalten, Mr. Messer.«
»Sie haben leicht reden. Ich habe heute den ganzen Tag im Laboratorium nur Mist gebaut. Andauernd fiel mir etwas aus der Hand. Alle haben mich so komisch angesehen…«
»Das bilden Sie sich bloß ein.«
»Teufel noch mal, so etwas kann man sich nicht einbilden. Meine Mitarbeiter haben mich angestarrt, sage ich Ihnen. Und je mehr sie sich für mich interessierten, desto nervöser und ungeschickter wurde ich.«
»Sie werden denken, daß Sie krank sind«, sagte Beta vier.
»Angenommen, jemand kommt auf die glorreiche Idee, sich mal mit General Kareb über mich zu unterhalten.«
»Auch Kareb wird denken, daß Sie vorübergehend außer Form sind.«
Messer schüttelte aufgeregt den Kopf. »O nein. Kareb ist nicht so dumm. Ich kann Ihnen sagen, was er denken wird: Er weiß, daß ich Tag für Tag eine Menge Whisky in mich hineinschütte. Wenn ich es plötzlich nicht mehr tue, muß ich dafür einen triftigen Grund haben. Und diesen Grund wird er wissen wollen.«
»Sollte er Sie wirklich danach fragen, dann sagen Sie ihm einfach, in letzter Zeit bekommt Ihnen der Whisky nicht mehr.«
»Einem Alkoholiker ist das doch gleichgültig.«
Die Agentin legte dem Wissenschaftler die Hand auf die Schulter und sagte freundlich: »Sie machen sich viel zu viele Gedanken, Mr. Messer.«
»Man hat mich darauf geschult.«
»Lassen Sie den Dingen ihren Lauf. Machen Sie sich nicht selbst verrückt. Sie werden sehen, es wird alles wunderbar klappen.«
Messer musterte das zierliche Personellen mit flatternden Augen. »Haben Sie alle Ihre Vorbereitungen getroffen?«
»Ja.«
»Werden wir Bir el-Kubba zu Fuß verlassen?«
»Es werden zwei Kamele für uns bereitstehen.«
Alec Messer wies mit dem Kinn auf seine flatternden Hände. »Gütiger Himmel, in diesem Zustand kann ich unmöglich mit Ihnen kommen, Dahlia. Das würde ich einfach nicht schaffen.«
Die Agentin wandte sich um und brachte dem Forscher ein paar Tropfen Whisky. Er behauptete, sich so
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