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GK228 - Das Tribunal der Dämonen

GK228 - Das Tribunal der Dämonen

Titel: GK228 - Das Tribunal der Dämonen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A.F.Morland
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brüllte Zodiac den wartenden Dämonen zu. »Preiset Zodiac, euren Bruder, der mit diesem Coup die Welt in Aufruhr versetzt hat. Tage- und wochenlang werden die Menschen noch mit angstverzerrten Gesichtern berichten, was Zodiac getan hat! Eine prächtige Reklame für das Schattenreich, Freunde. Furcht und Schrecken werden wie eine riesige Flutwelle um den Erdball laufen. Ich, Zodiac, bin der Wegbereiter für neue, schreckliche Taten!«
    ***
    Lorcy baute nun aber doch ab.
    Ich konnte es ihm nicht verdenken. Es war aussichtslos, aus diesem donnernden Käfig rauszukommen. Ich verfügte über keine Waffe mehr, mit der ich den Bann des Dämons hätte brechen können. Und unser Zug war an das Höllentor mittlerweile schon so nahe herangekommen, daß man schon einen ordentlichen Zacken weg haben mußte, wenn man sich einredete, jetzt noch irgendeine Chance zu haben.
    Das Ende.
    Wir rasten mit unglaublicher Geschwindigkeit darauf zu.
    Ich hatte es mir eigentlich anders vorgestellt. Ich hatte – trotz der Gefährlichkeit meines Berufs, den ich ausübte – immer damit gerechnet, als alter, weißhaariger, vielleicht auch glatzköpfiger Greis im Bett zu sterben. Ohne Schmerzen. Ohne viel Aufsehen.
    Einfach hinüberdämmern hatte ich wollen. Wer will das nicht.
    Und nun…
    Ich befand mich in der Gewalt eines rachsüchtigen Dämons, dessen ganze Wut mich und meine Begleiter vernichten würde. Zodiac würde gewiß keine Gemeinheit auslassen. Er würde mich erniedrigen und demütigen, bis ich mich vor mir selbst ekelte. Verflucht noch mal, womit hatte ich ein solches Ende verdient?
    Ein Geist. Nur ein Geist konnte die magische Haut, die diesen Waggon umhüllte, durchdringen.
    Ein Geist!
    Mir kam plötzlich eine Idee…
    ***
    Mr. Silver versetzte ich, nachdem ich mit ihm gesprochen hatte, in Trance. Ich unterstützte seine Bemühungen, indem ich ihm meinen magischen Ring an die Schläfe drückte und Symbole der Weißen Magie zeichnete. Er schaute mich mit leerem Blick an, als er nach einer Minute die Augen wieder öffnete.
    Ich wartete gespannt auf das Ektoplasma, das nun gleich aus seinem Mund quellen mußte.
    Ektoplasma, das ist ein Stoff, aus dem sich bei Materialisations-Seancen eine Geistererscheinung formt. Es ist ein lebender Stoff, der im Körper vorhanden ist, unsichtbar, der jedoch unter bestimmten Bedingungen austreten und gasförmig, flüssig und sogar fest werden kann. Es tritt durch Poren und andere Körperöffnungen aus, leuchtet leicht in der Dunkelheit, riecht charakteristisch und fühlt sich kalt an. Die Temperatur eines Raumes sinkt gewöhnlich merklich, wenn Ektoplasma austritt.
    Und da kam es schon.
    Es war unsere einzige und allerletzte Chance. Mr. Silver hatte den Mund geöffnet. Das Ektoplasma glitt langsam über seine Lippen, kroch an seinem Körper hinunter, erreichte den Boden.
    Jake Lorcy wich vor dieser kälteverströmenden Geistererscheinung zurück. Das Ektoplasma machte sich selbständig. Mr. Silvers Gehirn lenkte es. Es schwebte auf die offene Waggontür zu und durchdrang die magische Haut des Dämons mühelos. So, als würde sie überhaupt nicht existieren.
    Draußen nahm das Ektoplasma Mr. Silvers hünenhafte Gestalt an.
    Es kletterte zwischen die Waggons, verschwand aus unserem Blickfeld. Lorcy stöhnte: »Mein Gott, wir haben das Tor schon fast erreicht.«
    »Wir schaffen es!« erwiderte ich trotzig, einfach deshalb, weil wir es schaffen mußten. »Sie dürfen die Hoffnung nicht aufgeben, Lorcy.«
    Das Ektoplasma hatte von Mr. Silver den Auftrag erhalten, unseren Waggon vom dahinrasenden Zug abzukuppeln. Der Geist des Exdämons arbeitete mit flinken Händen. Eine Verbindung nach der anderen wurde gelöst.
    Der hellrote Schein des Höllentors strahlte bereits in unseren Waggon. Mein Herz krampfte sich zusammen. Wie sollte das noch gutgehen?
    Ich hielt Mr. Silver die Daumen. Schneller! dachte ich verzweifelt. Schneller, sonst sind wir verloren.
    In diesem Moment tauchte die Lok in die lodernde Flammenwand ein. Ich erkannte, daß sich der Zug merklich von unserem Waggon entfernte. Das Ektoplasma hatte es geschafft. Mr. Silver hatte uns in allerletzter Minute gerettet. Ich stürzte mich auf die Notbremse. Jetzt funktionierte sie wieder. Unser Waggon wurde scharf abgebremst. Wir sahen den Zug im flammenden Höllentor verschwinden. Sobald der letzte Waggon durch war, erlosch das übernatürliche Feuer.
    Die Fliehkraft riß uns nach vorn.
    Wir kugelten den Gang entlang, einer über den anderen. Ich

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