GK228 - Das Tribunal der Dämonen
Lorcys Stellvertreter hastig.
»Zwei Reporter. Ich kann sie durch mein Nachtglas genau erkennen. Sie schleichen auf den Zug zu. Sie haben die Lok schon fast erreicht.«
Lorcys Stellvertreter machte den Hals lang. Da fegte plötzlich ein Blitzstrahl aus der Lokomotive. Er prallte gegen die beiden Männer, die in der nächsten Sekunde in entgegengesetzter Richtung davontorkelten. Lorcys Assistenten kam eine Idee.
»Wir werden vor dem Zug und hinter dem Zug einen Lkw auf dem Geleise abstellen, damit die Gangster nicht abhauen können. Alle weiteren Schritte soll dann der Minister entscheiden.«
»Wir warten auf neue Befehle. Ende«, sagte Raft, und Lorcys Stellvertreter kümmerte sich darum, daß die LKWs zum Bahndamm gefahren wurden.
***
Sobald ich frei war, machte ich auch Mr. Silver und Jake Lorcy los. Wir lauschten. Der Dämon, der uns bewachen sollte, war im Moment nicht in der Nähe. Er nahm seine Aufgabe nicht sonderlich genau. Er verließ sich auf die magischen Fesseln, die Zodiac uns angelegt hatte. Er würde aus allen Wolken fallen, wenn er mitbekam, daß es uns gelungen war, uns zu befreien.
Ich riß den schweren Koffer von Jerry Strada von der Gepäckablage herunter. Vorsichtig ließ ich die Verschlüsse hochschnappen. Als wir den Kofferdeckel aufmachten, strahlten unsere Augen. Colts, Remingtons, Walther-Pistolen, Berettas… Lauter funkelnagelneue Waffen. Der Ganove hätte wohl auch niemals daran gedacht, daß er uns mit diesem Kofferinhalt noch mal eine Riesenfreude machen würde.
Wir nahmen jeder eine Kanone in die Hand.
Ich präparierte in großer Eile die dazugehörigen Patronen. Es war nicht vorherzusehen, wie schwer die Kugeln auf den Dämon wirken würden. Sie konnten ihn töten, sie konnten ihn aber auch bloß verletzen. Wir würden es in wenigen Augenblicken erleben.
Es kribbelte in meinen Fingern.
Endlich waren alle Waffen geladen. »Fertig?« fragte ich Mr. Silver und Jake Lorcy.
»Ich bin bereit«, flüsterte Lorcy mit verkanteten Zügen.
»Ich auch«, knurrte Mr. Silver. Seine perlmuttfarbenen Augen verengten sich zu schmalen Schlitzen.
Die Spannung wuchs mit jedem Herzschlag. Sie war mir beinahe schon unerträglich. Sieg – oder Niederlage. In einigen Sekunden würden wir wissen, was für Pläne das Schicksal mit uns hatte. Ich schluckte. Nun mußte ich den Dämon, der uns bewachte, mit einem Geräusch, das ihn mißtrauisch machte, anlocken. Wir richteten unsere Waffen auf die offene Tür des Zugabteils. Dort würde der Helfer Zodiacs in wenigen Augenblicken erscheinen, und dann wollten wir ihn mit unseren präparierten Kugeln so vollpumpen, daß er daran womöglich zugrunde ging.
Ein Schweißtropfen sickerte durch meine Braue und rann mir ins Auge. Das brannte höllisch. Ich wischte blitzschnell mit dem Ärmel über meine Stirn und stampfte dann dreimal mit dem Fuß auf.
Jetzt würde der Dämon kommen…
***
Zodiac lachte aus vollem Halse, als er den schweren LKW auf den Bahndamm rollen sah. Er war gerade im Begriff gewesen, den Zug anrollen zu lassen. Jetzt wartete er damit noch einen Moment.
»Wollen die denn nicht begreifen, daß sie machtlos gegen mich sind?« schrie er kopfschüttelnd. »Wann werden sie endlich lernen, einen Dämon meines Kalibers richtig einzuschätzen? Was soll der Spielzeuglastwagen denn auf den Schienen?« Zodiac brüllte nun so, daß alle ihn hören konnten: »Denkt ihr wirklich, mich mit dieser lächerlichen Barriere aufhalten zu können? Die Gewalten der Hölle werden diesen Zug antreiben, und alles, was sich ihm in den Weg stellt, wird wie nutzloser Tand fortgefegt werden! Ihr Dummköpfe! Zodiac kann man nicht halten. Ich werde mit diesem Zug in die Dimensionen des Grauens eintauchen, und keiner von euch lächerlichen Hampelmännern wird mich daran hindern können! Wozu die Mühe? Es nützt ja doch nichts!«
Und um zu beweisen, was er noch alles auf dem Kasten hatte, blies er eine gewaltige Feuerwolke aus. Knatternd flog sie auf den LKW zu. Das Fahrzeug brannte sofort lichterloh. Die Männer, die darin saßen, sprangen schreiend heraus und suchten mit langen Sätzen das Weite.
Zodiac lachte so laut, daß das Blech der Lokomotive vibrierte.
Das Höllenfeuer erreichte den Treibstofftank des LKW. Es gab eine dumpf knallende Explosion. Brennende Teile des zerfetzten Wracks flogen in hohem Bogen durch die Nacht.
Was auf den Schienen stehen blieb, war der traurige Rest eines schweren Lastkraftwagens, den keine Werkstatt mehr zur Reparatur
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