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GK228 - Das Tribunal der Dämonen

GK228 - Das Tribunal der Dämonen

Titel: GK228 - Das Tribunal der Dämonen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A.F.Morland
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er im Streckenwärterhaus zu tun gehabt hatte, war für ihn niemals echte Arbeit gewesen. Bestenfalls eine Beschäftigungstherapie, um der Langeweile des Alltags ein Schnippchen zu schlagen.
    Getrunken hatte er während des Dienstes niemals. Nicht einen Tropfen. Danach war er einem guten Schlückchen aber nicht abgeneigt gewesen. Und heute, das war eigentlich nur zu verständlich, hatte er ein wenig tiefer als sonst ins Glas geguckt. Nun war er zwar nicht betrunken, aber verdammt guter Laune. Er lachte, obwohl er allein auf der Landstraße dahinmarschierte, sang die Lieder weiter, die er mit seinen Freunden vor kurzem noch im Wirtshaus gesungen hatte, war fröhlich und ausgelassen wie ein Schuljunge. Man hatte ihn noch nicht fortlassen wollen, doch er hatte auf sein Versprechen gepocht, das er dem jungen Ferdy Dunlop gegeben hatte, und es war noch nie vorgekommen, daß Ron Taxier ein gegebenes Versprechen gebrochen hätte. So wollte er es auch in Zukunft halten.
    Von weitem sah er schon das vertraute Licht des Streckenwärterhauses. Mit festem Schritt marschierte Taxier darauf zu. Er kam an jenen Büschen vorbei, hinter denen Dunlop den Spuk entdeckt hatte, und stand wenig später vor der geschlossenen Tür.
    Er hämmerte mit der Faust gegen das Holz. »Ferdy! Ich bin’s. Machen Sie auf!«
    Taxier wartete.
    Doch Dunlop öffnete nicht. Also klopfte der alte Mann noch einmal. Diesmal kräftiger. »Sagen Sie, soll ich mir hier draußen den Tod holen? Lassen Sie mich rein, Ferdy! Schließlich war das bis gestern nacht noch mein Reich. Ich habe ein Recht darauf, von Ihnen eingelassen zu werden.«
    Dunlop pfiff ihm etwas.
    Da wurde Taxier sauer. Aber auch eine gewisse Unruhe machte sich bei ihm bemerkbar. Seine angeborene Hilfsbereitschaft regte sich sofort wieder. Vielleicht war Dunlop etwas zugestoßen. Möglicherweise brauchte er Hilfe. Diese jungen Leute, so dachte Taxier, halten doch nichts mehr aus. Bei allen ist der Kreislauf kaputt und so weiter…
    Besorgt eilte er zum Fenster.
    Hier stellte er zu seiner Verwunderung fest, daß alles in Ordnung war. Ferdy Dunlop saß auf einem Stuhl, vor ihm auf dem Tisch lag eine Zeitschrift, in der er gelangweilt blätterte. Das schlug doch dem Faß den Boden aus. Taxier hämmerte mit den Fäusten gegen die Scheibe. Nun hob Dunlop langsam den Kopf.
    »Sagen Sie mal, was soll denn das, Dunlop!« begehrte Ron Taxier auf. »Mein Lieber, das finde ich aber nicht richtig, einen alten Kollegen einfach zu ignorieren. Wo gibt’s denn so was? Warum lassen Sie mich nicht rein? Machen Sie auf, Dunlop. Mir wird allmählich kalt.« Taxier gestikulierte während seiner Ansprache wild. Endlich bequemte sich Dunlop, sich zu erheben.
    Taxier eilte zur Tür zurück, und als Dunlop aufgeschlossen hatte, blaffte der Alte: »Fast denke ich, es war ein Fehler, Ihnen meine Hilfe anzubieten.«
    Dunlop verzog das Gesicht zu einem komischen Grinsen. »Ich brauche Ihre Hilfe nicht. Ich werde mit meinem Job schon allein fertig. Sie können gleich wieder zu Ihren Freunden ins Wirtshaus zurückkehren.«
    »Ach was. Die Freunde trinken auch ohne mich weiter. Ich habe dem Wirt Geld gegeben. Meine Anwesenheit ist da nicht mehr unbedingt erforderlich.«
    »Hier auch nicht«, sagte Ferdy Dunlop abweisend.
    Ron Taxier trat trotzdem ein. »Ihr Jungen könnt keine Gefühle zeigen, was? Wenn euch einer helfen will, lehnt ihr ihn ab, nur aus Angst, daß jemand auf die Idee kommen könnte, zu sagen, ihr seid schwach. Jeder Mensch hat Schwächen. Warum ist es in der heutigen Zeit so sehr verpönt, sie zuzugeben? Würde es nicht viel eher von einer menschlichen Größe zeugen, wenn einer seine Fehler zugibt?«
    Dunlop schloß die Tür.
    Er kam Taxier irgendwie verändert vor. Der pensionierte Streckenwärter lächelte verständnisvoll in sich hinein. Er dachte: Es ist das Lampenfieber. Denk an deine erste Nacht, die du hier in diesem Haus verbracht hast, Blut und Wasser hast du damals geschwitzt. Ihm ergeht es heute genauso. Aber er gibt es nicht zu. Er braucht keine Hilfe, sagt er, und dabei hat er Hilfe genauso nötig wie du sie damals nötig hattest. Nur damals… da hatte es keinen Ron Taxier gegeben, der nach dir gesehen hätte …
    »War was Besonderes?« erkundigte sich Taxier. Er sah sich kurz um. Alles war ihm bestens vertraut. Sein halbes Leben hatte er hier drinnen verbracht.
    Dunlop lächelte spöttisch. »Keine besonderen Vorkommnisse, Sir. Eine durch und durch ruhige Nacht. Und stinklangweilig.«
    »Nun,

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