GK228 - Das Tribunal der Dämonen
Nicht irgendein Gebrechen. Nein. Ein blödes Datum stempelt mich zum Nichtstuer. Ich finde das nicht richtig…«
Dunlop grinste frostig. »So sind nun mal die Vorschriften, Mr. Taxier.«
»Hören Sie, lassen Sie mich nur einen Zug noch hier drinnen erleben. Wenn er vorbei ist, gehe ich zu meinen Freunden zurück, okay? Nur diesen einen Zug noch. Das ist doch nicht zuviel verlangt, oder?«
»Sie sollten sich auch diesen Zug ersparen, Taxier.«
»Bitte, Dunlop.«
Der junge Streckenwärter bleckte die Zähne. »Ich hätte Lust, Sie jetzt sofort an die Luft zu setzen…«
Taxier riß die Augen auf. »Sie werden sich doch an keinem alten Mann vergreifen wollen!«
»Meinetwegen. Sie können dableiben. Aber was weiter passieren wird, haben Sie sich selbst zuzuschreiben, verstanden?«
Taxier nickte. Er war zufrieden. Er hatte nicht begriffen, wie Ferdy Dunlop seine Warnung meinte und sagte achselzuckend: »So schlimm wird es schon nicht kommen.«
Es sollte jedoch noch viel schlimmer kommen…
***
Leo Shout redete pausenlos auf Candice ein. Er beschwor sie, ihn nicht zu verlassen, denn gerade jetzt mache er eine nervliche und seelische Krise durch, die dadurch noch viel schlimmer werden würde. Er redete mit Engelszungen auf sie ein, machte ihr Komplimente, sprach immer wieder von seiner aufrichtigen Liebe und daß er von nun an treu sein werde.
Amuru, der Guru, hörte, wie es sein sollte, darüber hinweg. Die Geschichte ging ihn nichts an, und Candice legte keinen Wert darauf, daß jemand für sie Partei ergriff.
Jerry Strada hingegen nahm regen Anteil an der Auseinandersetzung. Zunächst beschränkte er sich aufs Zuhören, doch allmählich schaltete er sich in das Geschehen ein. Er hoffte, daß Candice ihm dies in Birmingham in einem verschwiegenen Hotelzimmer heißherzig danken würde.
»Verdammt noch mal, jetzt reichts aber!« knurrte der Ganove. Er plusterte sich auf, um mehr Eindruck auf Leo Shout zu machen. »Ihre Frau will nichts mehr von Ihnen wissen, haben Sie das immer noch nicht kapiert?«
Shout warf Strada einen funkelnden Blick zu. »Sagen Sie mal, was geht Sie denn das Ganze an?«
»Ich sitze mit Ihnen im selben Abteil und muß mir die ganze Zeit Ihren blöden Schmus anhören. Glauben Sie nicht, daß ich ein Recht habe, dazu meine Meinung zu sagen?«
»Candice ist meine Frau…«
»Aber nicht mehr lange, mein Lieber. Sie sollten sie endlich in Ruhe lassen, sonst sähe ich mich gezwungen, handgreiflich zu werden.«
»Wie meinen Sie das?«
»Nun, ich würde Sie rauswerfen.«
»Das möchte ich erleben!«
»Sie trauen es mir nicht zu?«
»Sie nehmen Ihren Mund verdammt voll!« preßte Leo Shout hervor. Seine Hände verkrampften sich zu Fäusten. Fast schien es, als würde er in der nächsten Sekunde aufspringen, sich auf Strada stürzen und diesen zusammenschlagen. Amuru verfolgte die Szene mit unbeweglicher Miene. Candice erhob sich abrupt und verließ das Zugabteil. Auch sie war mit den Nerven ziemlich runter. Zuerst der Schock, als sie erfuhr, daß Leo sie mit dieser dummen Gans betrog. Dann der heftige Streit zu Hause. Jetzt die Auseinandersetzung mit Leo. Und nun auch noch der Zank zwischen Leo und Jerry Strada. Das war einfach zuviel für sie. Das konnte sie im Sitzen nicht verdauen.
Draußen riß sie ein Fenster auf. Der Wind fuhr ihr ins heiße Gesicht und kühlte ihr Stirn und Wangen. Sie fuhr nicht gern nach Birmingham, denn von ihrer Mutter würde sie keine wirkliche Unterstützung bekommen. Vorhaltungen würde ihr die alte Dame machen. Und zu guter Letzt würde sie sagen:
»Ich habe dir immer schon erklärt, daß die Ehe mit einem Schauspieler nicht glücklich sein kann. Das sind alles Taugenichtse. Sie haben fortwährend mit charakterlich schlechten Mädchen zu tun, die alles tun, um nach oben zu kommen. Bei dieser permanenten Versuchung wird der stärkste Mann irgendwann mal schwach, und dann passiert das, womit du schon bei der Eheschließung rechnen mußtest…«
Die dunkle Landschaft wischte schemenhaft vorüber.
Candice zuckte heftig zusammen, als jemand hinter ihr fragte: »Na, fühlen Sie sich jetzt etwas besser?«
Sie wandte sich um. Jerry Strada grinste sie breit an. Sie roch den Whisky, den er getrunken hatte. Seine Augen glänzten. In seinem Flachmann befand sich kein Tropfen mehr. Er hatte fleißig gebechert und hatte jetzt permanent Oberwasser.
»Ja«, erwiderte die junge Frau leise. »Es geht schon wieder.«
»Ihr Mann… das ist ein verdammt hartnäckiger
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