GK236 - Wenn die Zombies kommen
hatte, ihrem Glück im Wege zu stehen, daß er sich darüber freute, wenn sie einen eigenen Hausstand gründete… Dann würden die Urenkel kommen … Mike stellte sich seine und Cindys Zukunft großartig vor.
Er schob die Zigarette in den rechten Mundwinkel und wollte weiterschreiben. Da schlug die Glocke über der Eingangstür an.
Mike blickte erstaunt auf seine Uhr.
Viertel vor eins.
Wer hatte den Mut, zu so später Stunde noch an seiner Tür zu läuten?
Er erhob sich, verließ sein Arbeitszimmer, schloß hinter sich die Tür und machte auf seinem Weg zur Haustür überall Licht. Die Person, die draußen stand, hörte nicht mehr zu läuten auf. Fast schien es, als hätte sie sich den Finger im Klingelknopf eingeklemmt. Das ärgerte Mike Fortescue. Er eilte mit forschem Schritt durch die Diele und riß gleich darauf die Eingangstür auf.
»Was, zum Teufel…«
Cindy stand draußen. In Tränen aufgelöst. Sie zitterte, war totenblaß, wirkte verstört.
»Cindy!« stieß Mike erschrocken hervor. Er trat ihr entgegen.
»Oh, Mike…« Sie sank ihm in die Arme und schluchzte. »Mike, es ist etwas Schreckliches passiert …«
Er holte sie in sein Haus, ging so behutsam mit ihr um, als wäre sie eine Puppe aus zerbrechlichem Porzellan.
Cindy seufzte: »Ich habe versucht, dich anzurufen. Den ganzen Nachmittag hab’ ich’s versucht. Und vorhin wollte ich dich wieder telefonisch erreichen.«
Mike war am Nachmittag unterwegs gewesen, um ein paar Facts für eine neue Story zusammenzutragen, und gleich nachdem er nach Hause gekommen war, hatte er mehrere Kissen auf das Telefon gelegt, damit er ungestört schreiben konnte.
»Das tut mir furchtbar leid, Kleines«, sagte Mike behutsam. Er brachte Cindy in den Living-room. Sie setzte sich in einen der rehbraunen Sessel. Er vermutete das Richtige: Es mußte etwas mit Ed Comstock passiert sein. Nichts anderes hätte Cindy dermaßen hergenommen.
Mike machte schnell zwei Drinks. Dann setzte er sich zu Cindy auf die Sessellehne und legte seinen Arm um ihre Schultern.
Sie schaute mit tränenglänzenden Augen zu ihm auf. »Grandpa ist tot, Mike.«
Er spürte unwillkürlich einen Stich im Herzen. Cindy erzählte ihm stockend. Mike litt mit ihr. Er hatte den alten Mann sehr gemocht, und Ed Comstock hatte ihm diese Zuneigung zurückgegeben. Sie hatten einander ausgezeichnet verstanden. Der alte Comstock hatte viele, für sein Alter geradezu revolutionäre Ansichten gehabt. Das hatte Mike besonders an ihm gefallen.
Cindy erzählte von dem freudigen Schock, der das Herz ihres Großvaters zum Stillstand gebracht hatte, als er die wunderschöne Standuhr auspackte. Sie erwähnte all den Trouble, durch den sie sich anschließend kämpfen mußte, und kam dann auf das zu sprechen, was sich vor wenigen Minuten erst abgespielt hatte.
Mike blieb vor Staunen der Mund offen.
Er goß sich Whisky hinein. Das Zeug brannte in der Kehle und machte ihm auf diese Weise klar, daß er nicht träumte.
Ed Comstock von den Toten wieder auferstanden!
War er bloß scheintot gewesen? Dagegen sprach, daß er nach seinem Erwachen sein Haus verlassen hatte. Dagegen sprach natürlich auch, daß er seine Enkelin, als sie ihm folgte, brutal niedergeschlagen hatte.
Ed Comstock – spurlos verschwunden.
Mindestens ein Dutzend Geschichten fiel Mike Fortescue in diesem Augenblick ein, die alle von sogenannten Untoten erzählten. Also Menschen, die zwar tot waren, von einer geheimnisvollen, bösen Macht aber zu neuem Leben erweckt wurden. Solche Menschen waren dann Geschöpfe des Schattenreiches und mußten als solche alle jene üblen Dinge tun, die ihnen die Mächte der Finsternis beziehungsweise deren Vertreter diktierten.
Ed Comstock – ein Untoter?
Mike schauderte bei diesem schrecklichen Gedanken.
»Mike«, ächzte Cindy verzweifelt. »Mike, ich weiß mir keinen Rat mehr…«
Fortescue drückte sein Mädchen innig an sich. »Es war richtig von dir hierherzukommen, Kleines. Laß uns gemeinsam überlegen, was wir tun können…«
»Wir müssen Grandpa wiederfinden«, sagte Cindy gepreßt.
»Ich fürchte, wir beide würden da nicht allzuviel ausrichten«, erwiderte Mike nüchtern. »Das muß die Polizei übernehmen.«
Cindy fuhr sich an die bebenden Lippen. »O Gott, nein!«
»Beruhige dich. Ich werde mich mit Captain Gilling in Verbindung setzen. Brian ist mein Freund. Von ihm werden wir jene Hilfe bekommen, die wir brauchen.« Ehe Cindy widersprechen konnte, hatte sich Mike bereits erhoben
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