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GK291 - Satan hinter Gittern

GK291 - Satan hinter Gittern

Titel: GK291 - Satan hinter Gittern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A.F.Morland
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entscheiden. Das war absolut kein Widerspruch. Er hatte zwar schon Selbstmordgedanken gehabt. Aber nur während einer depressiven Phase. Wenn die vorbei war, hing er wieder an seinem Leben.
    Plötzlich ein Geräusch an der Tür. Tim Shakespeare zuckte heftig zusammen. Er hatte Bernard Moody nicht kommen hören. Und nun stand der Oberaufseher vor der Tür.
    »Dichter!« hörte Tim den Wächter flüstern.
    Geschmeidig glitt Tim Shakespeare vom Bett. Er begab sich zur Tür. »Ja.«
    Das Aufschließen des Schlosses war kaum zu vernehmen. Die Tür schwang auf. Bernard Moody erschien. Tim war einen Augenblick irritiert. Ein kalter Lufthauch wehte ihm entgegen. Die Kälte schien von Moody verströmt zu werden, aber das mußte eine Täuschung sein.
    Kein Mensch kann Kälte abgeben. Der Oberaufseher blickte den Gefangenen mit starren Augen an.
    »Bist du bereit, Dichter?«
    Tim Shakespeare schaute noch einmal in die Zelle. Er nahm Abschied von allem, was ihm in dem vergangenen Jahr vertraut geworden war.
    »Ja«, flüsterte er dann. »Ja, Mr. Moody. Ich bin bereit.«
    »Dann komm.« Der Oberaufseher machte eine einladende Handbewegung. Tim Shakespeare fühlte sich mit einemmal nicht wohl in seiner Haut. Er konnte nicht sagen, woher dieses Unbehagen kam.
    Er vermutete, daß es irgendwie mit Bernard Moody zusammenhing, und beinahe hätte er kopfschüttelnd gesagt, daß er nicht mitkommen wolle, sondern lieber hierbleiben würde.
    Aber da drängte ihn Moody: »Nun komm doch!« Und Tim machte den entscheidenden, unwiderruflichen Schritt aus der Zelle. Sein Herz schlug auf einmal schneller.
    Er hatte Angst,, ohne erkennen zu können, wovor. Sie hockte in seinem Nacken und ließ ihn nicht mehr los. Die Zukunft erschien ihm von diesem Moment an reichlich ungewiß.
    Wodurch kam das? Er konnte sich nicht auf die Freiheit freuen, weil er instinktiv ahnte, daß er, um diese Freiheit zu erlangen, durch eine schreckliche Hölle gehen mußte.
    Bernard Moody schloß die Zellentür wieder ab. Tim Shakespeare starrte auf das Schloß. Zur Umkehr war es nun zu spät. Er würde den einmal eingeschlagenen Weg weitergehen müssen.
    Das Sprichwort fiel ihm ein: Wer A sagt, muß auch B sagen. Was würde B sein? Bernard Moody legte ihm die Hand auf die Schulter, und nun war es gewiß: Die Kälte kam tatsächlich vom Oberaufseher. Der Mann hatte Finger wie eine aus Eis gehauene Statue. Wie war das möglich?
    »Gehen wir!« sagte Moody knurrend.
    Tim Shakespeare wollte ihn nicht begleiten. Er blieb stehen.
    »Was ist?« fragte Moody ungeduldig. »Warum zögerst du? Hast du’s dir etwa anders überlegt?«
    »Ich weiß nicht…«
    »Hör mal, wir waren uns doch einig.«
    »Ja. Aber jetzt kommen mir doch Bedenken.«
    »Sag mal, willst du mich zum Narren halten?« fragte Moody ärgerlich. »Du wolltest raus aus diesem Zuchthaus. Ich habe versprochen, das für dich zu arrangieren. Was gibt’s denn da noch zu überlegen? Pack die Gelegenheit beim Schopf, Dichter. Sie kommt bestimmt nicht wieder!«
    Tim Shakespeare zögerte immer noch.
    Der Oberaufseher grinste schief. »Du fürchtest dich doch nicht etwa?«
    »Doch, Mr. Moody. Doch, ich muß gestehen, ich habe Angst.«
    »Angst wovor? Vor mir?«
    »Das kann ich nicht so genau definieren. Vielleicht ist es die Angst davor, daß die ganze Sache auffliegt. Dann brummen sie mir bestimmt noch ein, zwei Jahre mehr auf.«
    »Es wird nichts schief gehen, Dichter.«
    »Und wenn doch?«
    »Würde ich meinen Posten aufs Spiel setzen?« fragte Bernard Moody. »Überleg doch mal. Würde ich deinetwegen soviel riskieren?«
    »Vermutlich nicht.«
    »Na also. Komm jetzt. Die Zeit drängt. Wenn du noch länger zögerst, gefährdest du die Sache möglicherweise doch noch.«
    Tim Shakespeare atmete tief ein. So unentschlossen wie in diesem Augenblick war er noch nie gewesen. Er wußte nicht, wie er sich entscheiden sollte. Sein Blick fiel wieder auf die, geschlossene Zellentür. Eigentlich hatte er gar keine andere Wahl mehr. Er mußte mit Moody gehen.
    »Okay«, sagte ér gepreßt. »Okay, ich riskier’s.«
    Bernard Moody griente. »So ist’s richtig. Nur Mut, mein Junge. Es kann überhaupt nichts passieren.«
    Die beiden Männer gingen den Korridor entlang. Sie stiegen eine Eisentreppe hinunter, gelangten in einen düsteren Gang, der vor einer dunklen Holztür endete.
    Bernard Moody schloß auf. Er wies in den finsteren Raum und sagte einladend: »Nach dir, Dichter.«
    Mit gemischten Gefühlen trat Tim Shakespeare ein.

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