GK291 - Satan hinter Gittern
Offenbar sprach Previn von Ron Ritchie, und anscheinend hatte es schon wieder einen Todesfall gegeben.
Hatte ein weiterer Häftling das Zuchthaus als Zombie verlassen?
Clive Clays Miene verfinsterte sich. »Da scheint sich so etwas wie eine Epidemie anzubahnen. Zuerst Ron Ritchie - ein kerngesunder Bursche. Und in der vergangenen Nacht hat sich Gevatter Tod Tim Shakespeare geholt. Auch ein kräftiger Junge.«
Mir rieselte es kalt über den Rücken.
Ich dachte an das, was Ron Ritchie getan hatte: Er hatte seine ehemalige Verlobte eiskalt ermordet, um ihre Energie zu bekommen.
Und nun war vermutlich bereits Tim Shakespeare unterwegs. Auf der Suche nach einem geeigneten Opfer.
Bei diesem Gedanken zog sich meine Kopfhaut schmerzhaft zusammen.
***
Mr. Silver saß im Living-room und starrte mit seinen perlmuttfarbenen Augen Löcher in den Teppichboden. Es gefiel ihm nicht, daß er Tony Ballard allein ins Zuchthaus gehen lassen mußte. Er wäre gern an der Seite des Freundes gewesen, um ihm beistehen zu können, falls es zu Schwierigkeiten kommen sollte. Daß es dazu kommen würde, stand für den Ex-Dämon außer Zweifel.
Auf dem Tisch lag Tonys magischer Ring. Mr. Silver ergriff ihn und betrachtete den glatten schwarzen Stein.
Vicky Bonney kehrte in diesem Augenblick aus der Küche zurück. Ihr Blick fiel auf den Ring.
Sie sagte: »Wenn Tony den Ring bei sich hätte, wäre mir ein bißchen wohler.«
Mr. Silver zog seine silbernen Brauen zusammen. Er nickte. »Tony wird den Ring bekommen.«
»Wie denn? Willst du ihn ihm mit der Post schicken?«
Der Ex-Dämon schüttelte den Kopf. »Ich werde ihn ihm ins Gefängnis bringen.«
»Das kannst du doch nicht.«
»Merk dir, es gibt fast nichts, was ich nicht kann!« erwiderte Mr. Silver ernst. »Es ist mit Tony vereinbart, daß ich mit ihm in unregelmäßigen Abständen Verbindung aufnehme.«
»Na schön. Du kontaktierst ihn auf telepathischem Wege. Damit gelingt es dir aber nicht, diesen Ring ins Zuchthaus zu schmuggeln.«
»Da hast du allerdings recht. Wenn ich mit ihm telepathisch Verbindung aufnehmen würde, könnte ich ihm seinen Ring nicht Zuspielen. Deshalb werde ich auf eine andere Weise Vorgehen.«
»Wie denn?« fragte Cicky Bonney neugierig.
»Ich werde mein Ektoplasma aktivieren.«
Mr. Silver tat dies nicht zum erstenmal. Diese außergewöhnliche Fähigkeit hatte ihm und Tony Ballard schon mal das Leben gerettet. Ein Dämon namens Zodiac hatte sie in einem Zug gefangen und war mit ihnen auf ein brennendes Höllentor zugerast.
Zodiac hatte Tony und den Ex-Dämon ins Schattenreich entführen wollen, doch Mr. Silvers Ektoplasma war es buchstäblich in allerletzter Minute gelungen, den Eisenbahnwaggon von der Lokomotive abzukuppeln - und Zodiac war mit der Lok allein durch das Höllentor gedonnert. [1]
Ektoplasma, das ist ein Stoff, aus dem sich bei Materialisations-Séancen eine Geistererscheinung formt. Es ist ein lebender Stoff, der im Körper vorhanden ist, unsichtbar, der jedoch unter bestimmten Bedingungen austreten und gasförmig, flüssig und sogar fest werden kann.
Es tritt durch Poren und andere Körperöffnungen aus, leuchtet leicht in der Dunkelheit, riecht charakteristisch und fühlt sich kalt an. Die Temperatur eines Raumes sinkt gewöhnlich merklich, wenn Ektoplasma austritt.
Mr. Silver legte den magischen Ring wieder auf den Tisch.
Er sagte zu Vicky Bonney: »Zieh bitte die Vorhänge zu, damit ich mich besser konzentrieren kann.«
Das Mädchen eilte zu den Fenstern. Sobald es dunkel geworden war, beugte sich der Ex-Dämon etwas vor. Er nahm seinen Kopf zwischen die Hände und schloß die Augen.
Vicky wagte sich nicht zu bewegen. Sie wollte den Hünen bei seinem übernatürlichen Kraftakt nicht stören. Mit angehaltenem Atem wartete sie.
Langsam löste sich das Ektoplasma aus Mr. Silvers Körper. Es floß vor allem aus seinem Mund. Träge wie Lava. Ein unheimlicher Anblick. Vicky schauderte, aber nicht deswegen, sondern auf Grund der sinkenden Raumtemperatur.
Die Geistergestalt richtete sich vor dem Ex-Dämon auf, stand abwartend da, sah Mr. Silver zum Verwechseln ähnlich.
Der Hüne mit den Silberhaaren wies auf den magischen Ring und sagte zu seinem zweiten Ich: »Bring Tony seinen Ring, und frag ihn, ob wir sonst noch etwas für ihn tun können.«
Die Erscheinung griff nach Tony Ballards magischem. Ring, zerfaserte in der nächsten Sekunde und war nicht mehr im Raum.
Das Ego des Ex-Dämons befand sich nunmehr auf dem Weg zu
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