GK334 - Im Tal der Vampire
einer Halswunde. Jeder Herzschlag pumpte den roten Lebenssaft aus der Ader.
Sein Hemd tränkte sich damit. Er schwankte, blieb stehen, schaute völlig verstört in die ebenfalls verstörten Gesichter, die ihm starr zugewandt waren.
»Was ist passiert?« fragte ich heiser.
»Mia!« gurgelte Bernd Prack.
»Was ist mit Mia?«
»Sie… sie hat mich in den Hals gebissen!« Ohnmächtig brach der Deutsche zusammen.
***
Ich war wie die anderen erschlagen. Aber ich fing mich am schnellsten wieder. Hastig gab ich meine Anweisungen. Rossein sollte die Leute beisammenhalten. Gloria sollte sich um die Wunde des Architekten kümmern.
»Und was tun Sie?« fragte Bruno Pavarotti aufgewühlt.
»Ich suche das Mädchen!«
»Ich komme mit Ihnen!«
»Besser, Sie bleiben hier, Bruno. Vielen Dank für das Angebot.«
Ich rannte wieder zurück in den Busch. Mia Cicci war verschwunden. Schaudernd dachte ich an die gefährliche Bißwunde, die das Mädchen ihrem Verlobten zugefügt hatte. Dafür gab es nur zwei Erklärungen: Entweder Mia war verrückt geworden, oder…
Die erste Möglichkeit schied ich als erfahrener Dämonenjäger von vornherein aus.
Blieb das ›oder‹!
Großer Gott! Warum wurde uns das nicht erspart?
Ich blieb kurz stehen, um zu lauschen. Aus der Dunkelheit flog mir ein verräterisches Rascheln zu.
»Mia!« rief ich. »Mia! Wo sind Sie?«
Sie war ganz in der Nähe. Ich konnte sie fühlen. Zwischen meinen Schulterblättern bildete sich eine unangenehme Gänsehaut. Plötzlich ein Kichern.
Ist sie doch wahnsinnig?, fragte ich mich.
»Mia!« rief ich in die Dunkelheit hinein.
Tappende Schritte. Ich durchbohrte die Finsternis mit den Augen. Plötzlich nahm ich die schemenhaften Umrisse des Mädchens wahr. »Mia!« rief ich erneut.
Sie blieb stehen. Ich ging auf sie zu. Mein Herz klopfte wie rasend.
»Mia!«
»Hier, Mr. Ballard! Hier bin ich! Hier! Hier. Hier…« Sie kicherte, als wäre ihr Geist total verwirrt. Ich kam langsam auf sie zu. Sie hatte mir den Rücken zugekehrt. Als ich nur noch wenige Meter von ihr entfernt war, drehte sie sich blitzschnell um.
Was war aus dem hübschen Mädchen geworden!
Sie sah grauenerregend aus. Schreckliche Augen starrten mich mordlüstern an. Lange, spitze Vampirzähne ragten aus dem blutroten Zahnfleisch.
Ich hatte diesen Anblick erwartet. Trotzdem prallte ich einen Schritt zurück, als mich die Erscheinung mit ihrer vollen Scheußlichkeit konfrontierte.
Mia Cicci – ein Vampir!
»Der Himmel steh mir bei!« stieß ich aufgeregt hervor.
Mia lachte schrill. Schauer überliefen mich.
»Der Himmel kann dir nicht mehr helfen, Ballard!« fauchte das Mädchen aggressiv.
»Wie konnte so etwas geschehen?« fragte ich verdattert.
Mia Cicci lachte wieder schrill. »Ich werde dein Blut trinken, Ballard. Ich habe Bernds Blut getrunken. Es hat mir geschmeckt. Und nun bist du an der Reihe!«
Unvermittelt griff sie mich an.
Man durfte sich von ihrem Äußeren nicht täuschen lassen. Sie war kein zartes liebenswertes Mädchen mehr. Sie war eine Bestie. Gefährlich wie der Teufel selbst.
Sie war ein Dämon, der in die Haut eines attraktiven, zerbrechlich wirkenden Mädchens geschlüpft war. Aber sie war alles andere als zerbrechlich.
Fauchend flog sie auf mich zu. Sie wollte sich sogleich in meinen Hals verbeißen, aber ich brachte mich mit einem jähen Sprung vor ihr in Sicherheit. Hart schlug ihr Gebiß aufeinander.
Ich schauderte.
Mia setzte zum nächsten Angriff an. »Du entkommst mir nicht, Ballard!« zischte sie. »Du bist verloren. Alle sind verloren! Alle, die den weiten Weg durch den Dschungel gegangen sind. Sie haben ihr Ende erreicht!«
Sie lachte so schrill, daß mich die Wut packte. Ich wich keinen Schritt mehr vor dem Vampir zurück. Ich hob die Fäuste und stellte mich zum Kampf.
Mia packte mich an den Schultern. Wie Eisenzangen waren ihre Finger. Ich hob sie hoch und schleuderte sie zu Boden. Sie war sofort wieder auf den Beinen.
Ihre Hand klatschte in mein Gesicht. Der Hieb war so kraftvoll, daß ich umgeworfen wurde. Meine Wange brannte wie Feuer. Über dem Jochbein war die Haut aufgeplatzt. Blut sickerte aus der Wunde.
Als Mia mein Blut sah, wurde sie verrückt vor Gier. Hechelnd kam sie heran. Aufgeregt leckte sie sich die Lippen. Ihre Augen funkelten.
Als sie zum zweitenmal zubeißen wollte, warf ich mich blitzschnell zur Seite. Diesmal verfehlten mich ihre scharfen Vampirzähne nur um Haaresbreite.
Ich schlug mit der Handkante zu.
Jeden
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