GK337 - Die Saat der Hölle
Zähnen, obwohl es nicht kalt war. Leo Barr zog wortlos sein Jackett aus und hängte es dem zierlichen, zerbrechlich wirkenden Mädchen um.
»Danke«, hauchte sie.
»Schon gut«, sagte er. »Haben Sie keine Angst. Wir sind bei Ihnen. Ich vertraue Tony Ballard. Er wird uns schon irgendwie aus dieser verflixten Situation herausboxen. Nur Mut.«
David Jackson schaute Barr ärgerlich an. »Halten Sie lieber den Mund, Mann. Ich bin sicher, Sie glauben selbst nicht, was Sie da sagen!«
»Natürlich glaube ich es. Wie können Sie wissen…«
»Sind Sie tatsächlich so naiv, oder stellen Sie sich bloß so?«
Leo Barr streifte Paulas bleiches Gesicht mit einem schnellen Blick. »Hören Sie, müssen Sie das ausgerechnet vor Miß Lynas loswerden?«
»Verdammt noch mal, es hat keinen Zweck, den Kopf in den Sand zu stecken, Barr. Es ist vernünftiger, sich beizeiten mit den Tatsachen abzufinden.« Jackson zog die buschigen Brauen zusammen. Er schob sein Amboßkinn vor und schüttelte grimmig den Kopf. »Ich bin das Opfer meiner eigenen Neugier.« Er blickte Paula und Barr an. »Jawohl, das bin ich. Ich mußte ja unbedingt das IPC Building von innen sehen. Okay, jetzt befinde ich mich in diesem verdammten Klotz – und meine Neugier wird mir zum Verhängnis werden.«
»Sagen Sie mal, können Sie das nicht für sich behalten?« herrschte Leo Barr den Mann an, als er die erste Träne über Paulas Gesicht rollen sah.
»Ich lasse mir von Ihnen nicht das Wort verbieten!« gab Jackson unwirsch zurück.
»Da, sehen Sie, was Sie angerichtet haben!« Barr wies auf die Tränen, die nun unaufhörlich aus Paulas Augen strömten. »Sie machen das Mädchen total fertig!«
David Jackson senkte verlegen den Blick. »Es tut mir leid, Miß Lynas«, brummte er. »Das wollte ich nicht. Vielleicht hat Barr recht. Vielleicht haben wir alle doch noch eine Chance. Wer weiß.«
Betretenes Schweigen herrschte eine Weile.
Dann sagte Jackson grimmig: »Ich könnte Lightstone in die verdammte Fresse schlagen, denn der verfluchte Angeber ist an allem schuld. Er hat das Unheil ausgelöst, obwohl ihn Ballard davor gewarnt hat. Bei Gott, wenn er es spüren würde, würde ich ihm jetzt einen kraftvollen Tritt in den Hintern geben!«
Paula wischte sich die Tränen ab. Sie schüttelte den Kopf. »Seien Sie nicht wütend auf ihn, Mr. Jackson. Er ist am schlimmsten von uns allen dran.«
»Das hat der Idiot ja wohl auch verdient, oder?« knurrte David Jackson.
Leo Barr hob plötzlich die Hand.
Paula und Jackson verstummten.
»Würdet ihr euch Lightstone mal genau ansehen?« sagte Barr gepreßt.
»Vielen Dank. Darauf kann ich verzichten. Er bietet keinen allzuschönen Anblick. Was haben Sie denn festgestellt, Barr?« wollte Jackson wissen.
»Mir kommt vor, als wären diese häßlichen Beulen etwas kleiner geworden«, sagte Leo Barr.
Paula Lynas trat zaghaft näher. Sie mußte sich überwinden, dem Ohnmächtigen ins Gesicht zu sehen. »Tatsächlich«, rief sie überrascht aus. »Die schrecklichen Beulen bilden sich zurück. In Mr. Lightstones Befinden scheint sich eine leichte Besserung abzuzeichnen.«
»Wenn der wieder auf die Beine kommt, dann hat er aber mehr Glück als Verstand gehabt«, sagte Jackson.
Nun blickte auch er auf das Gesicht des Bewußtlosen hinunter. Das Gelb der Beulen war nicht mehr so knallig. Die Haut spannte sich über den Beulen nicht mehr so straff.
Len Lightstones Gesichtszüge ließen sich allmählich wieder erahnen.
Leo Barr schüttelte unentwegt den Kopf. »Daß Lightstone noch einmal hochkommt, grenzt für mich an ein Wunder.«
»Für mich auch«, sagte David Jackson.
»Ich gönne es ihm«, seufzte Paula Lynas.
***
Ich ließ mir von Maggie Miller die vier riesigen Brenner der Ölfeuerung und ihre Funktionen erklären. Von hier unten aus wurde also der gesamte IPC-Komplex zentral beheizt.
Selbst im strengsten Winter brauchte niemand in den Büros zu frieren. Thermostate sorgten in allen Räumen für eine angenehme Temperatur von zwanzig Grad Celsius.
Daß es hier unten keine Möglichkeit gab, das IPC Building zu verlassen, sorgte für ein paar Sorgenfalten mehr auf meiner Stirn, die nun schon bald wie ein Waschbrett aussah.
Wir unternahmen einen Rundgang. Ich machte mich mit den Örtlichkeiten vertraut. Vielleicht würde es noch mal wichtig sein, daß ich mich schnellstens zurechtfand.
Nach dem Rundgang blickte mich Lance Selby ernst an. »Es wäre gut, wenn uns beiden recht bald eine brauchbare Idee einfallen
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