GK346 - Die Rache des Magiers

ihm her war.
    ***
    Die Zelle war nicht groß. Aber es war Platz für vier Betten darin. Links und rechts stand je ein Stockbett an der grauen Mauer.
    Bis zur Decke hinauf war die Wand beschmiert und bekritzelt. Jemand hatte die Tage seiner Haft gezählt, indem er Striche an die Wand gemalt hatte. Immer vier, und durch diese vier Striche ging der fünfte schräg durch.
    Vier Betten.
    Aber nur drei Mann befanden sich in der Zelle: Jubilee Gunn, Bumpy Hayes und Moses Brown.
    Es roch nach Schweiß. Der bullige Gunn rümpfte seine breite Nase. »Verdammt, ich hasse es, eingesperrt zu sein.«
    »Ich auch«, sagte Bumpy Hayes.
    »Wie Tiere in einem Zoo hält man uns hier gefangen!« maulte Moses Brown.
    »Wahrscheinlich halten die uns für Tiere«, knurrte Jubilee Gunn. Er ging in der Zelle auf und ab.
    Brown und Hayes saßen auf seinem Bett. Er fragte sie, was sie von Drew Bundini hielten.
    »Bestimmt ein gerissener Anwalt«, sagte Brown.
    »Er meinte es ehrlich mit uns. Er wollte uns wirklich helfen«, sagte Bumpy Hayes.
    Gunn schüttelte energisch den Kopf. »Wir brauchen seine Hilfe nicht. Er soll seine Kraft dort einsetzen, wo sie sinnvoller angwandt ist. Oder seid ihr anderer Meinung?«
    Hayes und Brown schwiegen.
    »Wir haben eine weiße Weste!« sagte Jubilee Gunn. »Wit haben uns nichts vorzuwerfen, und niemand kann uns etwas nachweisen. Wir sind unschuldig. Wir haben Samson Roundtree nicht angefaßt. Wir hätten’s getan. Aber wir brauchten es nicht zu tun. Der verdammte Anwalt sollte nicht auf stur schalten. Zuviel Wissen kann ihn umbringen.«
    »Er scheint deine Worte nicht ernst genommen zu haben«, sagte Bumpy Hayes.
    »Das wird ihm sehr bald leid tun!« knurrte Gunn. »Die Behörden sollten wegen Samson Roundtrees Tod nicht so viel Aufhebens machen. Der Mann hat lediglich bekommen, was ihm zustand. Ihn hat eine gerechte Strafe ereilt.«
    »Es ist nur schade«, sagte Moses Brown, »daß wir es nicht waren, die ihn bestraften.«
    »So, wie es geschehen ist, kann es nur besser sein«, behauptete Jubilee Gunn. »Wir waschen unsere Hände in Unschuld. Und Samson ist das, was wir wollten: nämlich tot.«
    Bumpy Hayes kaute an seinem Fingernagel. »Ich wäre gern schon wieder draußen.«
    »Wir kommen raus. Schon bald«, sagte Gunn.
    Plötzlich ging ein Ruck durch seinen bulligen Körper. Er schloß die Augen, atmete flach, konzentrierte sich.
    Kleine Schweißtröpfchen bildeten sich auf seiner Stirn. Seine Wangen zuckten. Er war nicht mehr ansprechbar.
    Sein Geist schien die Zelle verlassen zu haben. Seine Augenbrauen zogen sich zusammen. Über seiner Nasenwurzel bildete sich eine tiefe Falte.
    »Was ist mit Jubilee?« fragte Moses Brown beunruhigt.
    »Pst!« machte Bumpy Hayes. Er legte seinen Finger an die wulstigen Lippen. »Sei still!«
    Gunns Abwesenheit dauerte nur wenige Augenblicke. Dann begann sich sein Brustkorb wieder stärker zu heben und zu senken.
    Er kehrte von seinem geistigen Ausflug zurück, öffnete die Augen und sah seine Freunde an.
    »Wo warst du?« wollte Bumpy Hayes wissen.
    »Magnus Mo nahm telepathischen Kontakt mit mir auf. Er holte meinen Geist zu sich.«
    »Weswegen?«
    »Um mich und euch zu warnen«, sagte Jubilee Gunn.
    »Was hat er dir mitgeteilt?« erkundigte sich Moses Brown.
    »Wir sollen weiterhin den Mund halten. Wer den Fehler begeht, etwas auszuplaudern, das nicht für jedermanns Ohren bestimmt ist, der endet so wie Samson Roundtree!«
    Moses Brown überlief es kalt.
    Bumpy Hayes machte ein ärgerliches Gesicht. »Diese Warnung hätte sich Magnus Mo sparen können. Er müßte doch eigentlich wissen, daß er sich auf uns hundertprozentig verlassen kann.«
    Jubilee Gunn hob die breiten Schultern. »Magnus Mo ist sehr vorsichtig.«
    »Ich werde schweigen«, versicherte Bumpy Hayes. »Ehe ich ein Geheimnis preisgebe, beiße ich mir lieber die Zunge ab.«
    »Diese Einstellung ist richtig«, sagte Jubilee Gunn. Er schaute Moses Brown an. »Wie sieht’s mit dir aus?«
    »Kein Wort wird über meine Lippen kommen. Was soll die Frage? Das ist doch ganz klar.«
    Gunn grinste. »Ich wollt’s nur hören.«
    ***
    Lionel McKern war nicht erst seit gestern im Geschäft. Er wußte, wie man sich Informationen für eine gute Story verschaffte.
    Im Laufe der Jahre hatte sich McKern ein kleines Heer von Zuträgern und Informanten aufgebaut.
    Sie riefen ihn an, sobald sie eine Sensation witterten, und Lionel McKern honorierte die Tips aus eigener Tasche und nach eigenem Gutdünken.
    Es gab keine