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GK363 - Die Toteninsel

GK363 - Die Toteninsel

Titel: GK363 - Die Toteninsel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A.F.Morland
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ein schwaches Herz hatte, und es war erstaunlich, daß sie der Schock über das plötzliche Ableben ihres Mannes nicht umgebracht hatte.
    Die blonde Frau stand am Fenster und blickte in den Garten hinaus. »Ich kann mich nicht an den Gedanken gewöhnen, daß er nicht mehr da ist.«
    Frank Esslin erhob sich. Er war einunddreißig, hager, und stets gut gekleidet.
    Auf einer seiner Reisen hatte er in der Südsee einen außergewöhnlichen Mann kennengelernt, mit dem ihn nun schon seit vielen Jahren eine wetterfeste Freundschaft verband: Tony Ballard.
    Obwohl ein ganzes Meer sie trennte – Frank war Amerikaner, Tony Engländer –, fanden sie immer wieder zueinander, und Frank hatte mit seinem Freund bereits einige haarsträubende Abenteuer hinter sich gebracht, denn Tony war Privatdetektiv. Jedoch nicht einer, der Verbrechern nachstellte.
    Nein, Tony Ballard machte Jagd auf Geister und Dämonen.
    Frank Esslin trat hinter Cloris Leachman und griff nach ihren Oberarmen. Durch den Stoff ihres schwarzen Kleides, das schlicht geschnitten war, spürte er, wie sie fröstelte.
    »Das Leben geht weiter, Cloris.«
    »Was ist das für ein Leben ohne ihn?«
    »So darfst du nicht sprechen. Das würde ihm ganz bestimmt nicht gefallen. Er möchte gewiß, daß du auch ohne ihn deinen Mann stehst. Und ich werde dir dabei helfen, solange du meine Hilfe brauchst. Das bin ich Charlton schuldig. Er war ein wunderbarer Mensch. Er fehlt auch mir.«
    Cloris Leachman bat um eine Zigarette.
    Draußen sank allmählich die Sonne im Westen. Der Tag ging zur Neige. In den Koniferen, die dekorativ auf dem Grundstück plaziert waren, zwitscherten Vögel.
    Frank blickte dem blauen Dunst von Cloris Zigarette nach. Er hatte an Charlton Leachmans Beerdigung teilgenommen und wohnte seither im Haus des Konzertpianisten.
    Cloris hatte ihm das Gästezimmer zur Verfügung gestellt und ihn gebeten, mindestens eine Woche zu bleiben.
    Nach einigen Telefonaten war alles geregelt gewesen. Frank hatte frei bekommen. Seine Verpflichtungen würden erst wieder in sieben Tagen beginnen.
    Sollte sich Cloris depressiver Zustand bis dahin aber nicht gebessert haben, so würde er noch sieben Tage anhängen, das hatte er mit seinen Vorgesetzten vereinbart.
    Er erinnerte sich an den letzten Winter. Da waren Cloris und Charlton Leachman in New York gewesen.
    Der berühmte Konzertpianist hatte eine Tournee gemacht, und seine hübsche Frau begleitete ihn.
    Cloris und Charlton hatten die Gelegenheit beim Schopf gepackt und Frank in seinem Haus in Queens, nahe College Point, besucht. Sie hatten drei Tage lang die Welt auf den Kopf gestellt, und vor allem Charlton war besonders übermütig gewesen.
    Nie hätte Frank gedacht, daß er so schnell eine Todesnachricht von Charlton Leachman erhalten würde.
    Aber so ist das Leben: unberechenbar. Da kann man Pläne schmieden, wie man will – es ist letztlich das Schicksal, das darüber entscheidet, ob sie zur Ausführung gelangen oder nicht.
    Cloris nahm wieder einen Zug von der Zigarette. Sie blies den Rauch gegen das Fensterglas.
    Plötzlich schrak sie zusammen. Auch Frank hörte plötzlich das leise Klavierspiel im Haus.
    Sanft schwebten die Töne heran. Es war der Beginn eines Stückes, das Charlton besonders geliebt und häufig gespielt hatte. Zu seinem persönlichen Vergnügen.
    Cloris drehte sich nervös um.
    Sie war bleich.
    Ihre großen, rehbraunen Augen starrten Frank Esslin entsetzt an. »Frank!« stieß sie krächzend hervor.
    Angst beherrschte ihren Blick.
    Sie und Frank waren allein im Haus.
    Wer spielte im Musikzimmer auf dem Flügel? Cloris griff sich an die Kehle. Frank sah, wie ihre Hand zitterte. Ihr Blick löste sich von ihm und richtete sich auf die Livingroom-Tür.
    »Wer ist das?« fragte Frank.
    »So spielt nur einer«, sagte Cloris furchtsam. »Frank, das kann niemand anders als Charlton sein!«
    Frank Esslin konnte nicht verhindern, daß ihm die Gänsehaut über den Rücken rieselte.
    ***
    Ratlos blickte Bill Bourbon seinen toten Freund an. Das Abbruchhaus war von Polizei umstellt.
    Was sollte er tun?
    »Unsere Geduld ist gleich zu Ende!« rief die kalte Lautsprecherstimme. »Kommt endlich heraus!«
    Bourbon fletschte die Zähne. »Hörst du’s?« sagte er zu seinem toten Komplizen. »Die möchten, daß du rauskommst, diese Idioten. Verdammt, warum mußte das passieren? Warum hast du den Cop nicht kräftiger niedergeschlagen? Hattest wohl Angst, daß er nicht mehr aufwacht, wie? Und wie hat es dir dieser

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