GK384 - Die Legion des Bösen
riß die Herrschaft über Venedig an sich. Er duldet niemanden neben sich. Vor allem keine weißen Dämonen. Erst gestern Nacht verlor wieder einer von uns sein Leben.«
Tucker Peckinpah wechselte mit mir einen raschen Blick.
Ich wandte mich danach wieder an Ludo Arra. »Warum setzt ihr euch nicht zur Wehr? Warum jagt ihr Zepar Ness und seine Vampire nicht aus der Stadt?«
»Wir wollen nicht kämpfen. Ehrlich gesagt, wir können es nicht mehr. Wir haben zu lange im Frieden gelebt. Zepar Ness ist meiner Sippe in jeder Hinsicht überlegen. Er wird nicht Ruhe geben, ehe der letzte weiße Dämon sein Leben eingebüßt hat. Unsere übernatürlichen Fähigkeiten sind größtenteils verkümmert. Mr. Silver hatte in dieser Beziehung mehr Glück. Er konnte sich wenigstens einen Teil davon erhalten.«
»Und wie soll die Hilfe aussehen, um die Sie uns bitten?« fragte ich.
»Schicken Sie Zepar Ness und seine Bande zur Hölle, Mr. Ballard. Gemeinsam mit Mr. Silver können Sie das schaffen.«
»Aus keinem anderen Grund sind wir hier«, erwiderte ich. »Sie hätten sich den Weg sparen können.«
Ludo Arra schaute mich wieder mit seinen stechenden Augen an. »Bis vor kurzem waren wir im Besitz einer Waffe, mit der wir Zepar Ness hätten gefährlich werden können. Es war das Schwert der Erkenntnis. Seit Jahrtausenden befand es sich im Besitz meiner Sippe. Der schwarze Satan wußte, daß wir ihn damit hätten töten können, deshalb ließ er uns von seinen Vampiren überfallen und das Schwert rauben. Viele Brüder und Schwestern verloren in jener Nacht ihr Leben. Unser zentrales Versteck wurde zerschlagen. Wir wurden in alle Winde zerstreut, und ich hatte große Mühe, meine Sippe wieder zusammenzuholen. Wenn nicht bald etwas gegen den schwarzen Satan unternommen wird, gibt es keine weißen Dämonen mehr in Venedig. Und Zepar Ness wird eine noch grausamere Herrschaft als bisher antreten.«
»Wo befindet sich das Schwert der Erkenntnis?« fragte ich.
»Bei Zepar Ness.«
»Das ist mir schon klar. Aber Wo ist das?« wollte ich wissen.
»Der schwarze Satan wohnt in einem riesigen Palazzo«, erklärte Ludo Arra. Er nannte den genauen Standort. »Ein Reich für sich«, fuhr er fort. »Für die meisten Menschen ist es unmöglich, da einzudringen. Aber einem Mann, der so große Kampferfahrung hat wie Sie, Mr. Ballard, müßte es gelingen.«
Ich lächelte. »Ich kann’s ja mal versuchen.«
»Wenn Sie das Schwert der Erkenntnis an sich gebracht haben, halten Sie einen sehr großen Trumpf in Ihren Händen, Mr. Ballard. Damit können Sie den schwarzen Satan ausradieren.«
»Nichts, was ich lieber täte.«
»Das Schwert gehört nach wie vor uns«, sagte der weiße Dämon.
»Wenn ich es nicht mehr brauche, kriegen Sie es wieder«, versprach ich.
»Damit würden Sie uns einen großen Gefallen erweisen, Mr. Ballard.«
»Wo finde ich Sie?«
»Wir werden mit Ihnen Kontakt aufnehmen. Bitte verstehen Sie unsere Vorsicht. Wir haben Angst. Je weniger Personen Kenntnis von unserem Schlupfwinkel haben, desto sicherer ist es für uns. Das hat nichts mit Mißtrauen zu tun.«
»Schon gut«, sagte ich und winkte ab.
»Sie werden es also wagen, den schwarzen Satan zu bekämpfen?«
»Seine Vampire haben immerhin den Freund meines Freundes getötet«, sagte ich. »Deshalb erachte ich es als meine Pflicht, einzugreifen.«
»Wir wünschen Ihnen Glück, Mr. Ballard«, sagte Ludo Arra.
»Danke. Das kann ich gebrauchen.«
Der Hagere machte seinen Begleitern, die die ganze Zeit stumm dagestanden hatten, ein Zeichen. Dann gingen sie.
Juliet Mason stieß die Luft geräuschvoll aus. »Weiße Dämonen. Schwarze Dämonen. Mein Gott, Eric, in was sind wir da hineingeraten?«
»Beruhige dich, Darling«, sagte Eric Mason. »Wir werden’s überstehen.«
Tucker Peckinpah wandte sich an mich. »Was halten Sie von der Geschichte, Tony?«
»Reichlich seltsam.«
»Aber wahr«, schaltete sich Mr. Silver ein.
Ich blickte ihn an. »Hast du schon mal von Zepar Ness gehört?«
Der Hüne mit den Silberhaaren nickte. »Es ist schon lange her. Damals war Zepar Ness noch ein aufsässiger Revoluzzer, der alles besser und grausamer machen wollte. Mittlerweile scheint er in den Dimensionen des Grauens zu mehr Macht und Ansehen gelangt zu sein.«
»Mit einem Wort: Ein schwieriger Brocken.«
»Nicht, wenn du im Besitz des Schwertes der Erkenntnis bist. Damit kannst du ihn fertigmachen.«
»Und damit es dazu nicht kommt, hat er diese Waffe schlauerweise
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