GK384 - Die Legion des Bösen
unnatürlichen Todes sterben würde.
Jedermann in dieser Stadt war gefährdet, denn die Monster kannten kein Mitleid. Wen sie sich als Opfer auserkoren hatten, der erlebte den nächsten Morgen nicht mehr.
Leise tauchte das Ruder in das graue Wasser ein. Jeder Schlag schob die Todesgondel vorwärts.
Die Todesschwadron des schwarzen Satans war wieder einmal ausgerückt, um Angst und Schrecken in die Stadt zu tragen.
Aus einem engen, finsteren Kanal schob sich die schlanke schwarze Gondel. Reglos wie Statuen hockten die Blutsauger in dem Gefährt. Nur ihre Augen lebten, waren auf der Suche nach Nahrung.
Auf einem Steinsockel saß eine räudige Katze. Das Tier spürte die unheimliche Ausstrahlung, die von der Gondelbesatzung ausging.
Es machte einen Buckel, sein Fell sträubte sich, es fauchte, und dann nahm es Reißaus.
Wie ein Schemen glitt die Todesgondel weiter. Sie schwenkte in einen breiteren Kanal ein.
Die Jagd hatte wieder begonnen…
***
Die Gesichter der drei Männer beunruhigten auch mich, denn sie waren grau wie Granit. Vor uns standen ein großer hagerer Mann mit weißem Haarkranz. Zwei kräftige Kerle flankierten ihn.
Wenn ihre Hautfarbe nicht so ungesund grau gewesen wäre, hätte ich sie für Menschen gehalten.
So aber…
Unauffällig schob ich meine Hand ins Jackett. Meine Finger berührten den Kolben meines Colt Diamondback, der mit geweihten Silberkugeln geladen war.
Die drei Gestalten ließen es mir angeraten erscheinen, vorsichtig zu sein. Meine Augen verengten sich. Ich begegnete den Fremden mit unverhohlenem Mißtrauen.
Immerhin waren sie erst nach Einbruch der Finsternis gekommen. Es konnte also durchaus sein, daß sie das Tageslicht fürchten mußten.
Waren sie Vampire des schwarzen Satans?
Der Hagere trat einen Schritt vor.
Juliet hielt den Atem an.
Graue Gesichter! schoß es mir durch den Kopf. Ich erinnerte mich an mein Telefonat mit Tucker Peckinpah. Er hatte einen graugesichtigen Mann sterben sehen.
Tucker Peckinpah wandte sich an die seltsamen Männer. »Ja, bitte?«
Ich sah, daß Mr. Silver sich entspannte.
Drohte uns von diesen komischen Typen keine Gefahr? Das Entspannen des Ex-Dämons war für mich gewissermaßen eine Entwarnung. Aber ich behielt meine Hand auf dem Colt-Kolben.
Mr. Silver konnte sich auch mal irren.
»Mein Name ist Ludo Arra«, sagte der hagere Alte mit einer gutturalen Stimme. »Sie brauchen vor uns keine Angst zu haben.«
»Niemand hat Angst!« log Tucker Peckinpah.
»Wir fühlen die Furcht«, behauptete Ludo Arra. »Und wir können das Mißtrauen verstehen, das Sie uns entgegenbringen.«
»Venedig ist ein verdammt unsicheres Pflaster geworden«, sagte Eric Mason grimmig.
»Da muß ich Ihnen leider beipflichten«, bestätigte Ludo Arra. »Niemand leidet mehr darunter als wir.«
»Was wollen Sie damit andeuten?« fragte ich den Hageren.
Er richtete seine stechenden Augen auf mich. »Sie sind Tony Ballard, der Dämonenjäger, nicht wahr?«
»Woher kennen Sie meinen Namen?« fragte ich den Graugesichtigen.
»Wir kennen in erster Linie Mr. Silver, und uns ist bekannt, daß er mit einem Mann namens Tony Ballard befreundet ist.«
»Von wo kennen Sie Mr. Silver?« wollte ich wissen.
Darauf antwortete Ludo Arra: »Er ist einer von uns!«
Mir fiel es wie Schuppen von den Augen. Wir hatten es mit Dämonen zu tun! Jetzt ließ ich Ludo Arra meine Kanone sehen, damit er wußte, was es geschlagen hatte.
Doch er schüttelte den Kopf. »Sie brauchen Ihre Waffe nicht, Mr. Ballard. Wir sind in friedlicher Absicht hier.«
»Gebranntes Kind fürchtet das Feuer«, gab ich kalt zurück.
»Das kann ich verstehen. Aber wir tun niemandem etwas zuleide. Wir sind weiße Dämonen. Wir leben nicht mehr nach den Gesetzen der Hölle. Wir leben allerdings auch nicht nach den Geboten des Guten. Wir verhalten uns einfach neutral, tun niemandem etwas und erwarten, daß man auch uns in Ruhe läßt. Bis vor kurzem ging das ganz gut so. Doch nun…« Ludo Arra senkte den Blick. Er war traurig und verbittert.
»Weshalb sind Sie gekommen?« fragte ich.
»Als wir erfuhren, daß Mr. Silver in Venedig eingetroffen war, faßten wir einen Plan«, sagte der weiße Dämon. »Wir brauchen Hilfe. Meine Sippe läuft Gefahr, ausgerottet zu werden.«
»Von wem?«
»Vom schwarzen Satan.«
»Wer ist das?« wollte ich wissen.
»Sein Name ist Zepar Ness. Wir haben keine Ahnung, woher er kam. Eines Tages war er hier, und von diesem Tag an machten seine Vampire Jagd auf uns. Er
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