GK384 - Die Legion des Bösen
über die gegenüberliegenden Bullaugen.
Plötzlich wurde sie kreideweiß, und ein schriller Schrei entrang sich ihrer Kehle.
»Juliet!« rief Eric Mason erschrocken aus. »Mein Gott, Juliet, was hast du denn?«
»Dort!« stieß die junge Frau aufgewühlt hervor. »Dort…! Ein bleiches Gesicht! Das Gesicht eines Vampirs!«
Alle blickten auf das Bullauge, auf das Juliet wies. Aber da war niemand.
»Die Nerven! Das müssen die Nerven sein«, sagte Eric Mason. Besorgt nahm er seine Frau in die Arme. »Himmel, so beruhige dich doch, Juliet. Du hast nichts gesehen. Niemand hat zum Bullauge hereingesehen.«
»Doch. Es war ein Vampir des schwarzen Satans!«
»Wie kannst du nur solch einen Unsinn behaupten? Hätten wir ihn nicht auch sehen müssen?«
»Als ich schrie, zog er sich blitzschnell zurück. Aber ich habe ihn gesehen. O Gott, er sah grauenerregend aus. Schwarz wie die Nacht waren seine stechenden Augen. Er… er will uns umbringen… Er… er giert nach unserem Blut.«
»Hör auf damit, Juliet. Mach mich nicht böse!«
»Er ist an Bord!« schrie die junge Frau. »Warum glaubst du mir nicht?«
»Du hattest eine Halluzination, Juliet!« redete Mason eindringlich auf seine Frau ein. »Hörst du? Es ist alles in Ordnung. Deine überreizten Nerven haben dir einen Streich gespielt.«
»Vielleicht ist er nicht allein gekommen. Vielleicht befinden sich noch mehr von diesen blutgierigen Teufeln an Bord!« rief Juliet.
»Ich seh’ mal nach«, sagte Tucker Peckinpah.
»Ich komme mit«, sagte Yuki Shimo.
»Okay.«
Sie verließen die Messe. Ein milder Wind blies ihnen ins Gesicht, als sie an Deck kamen. Der Himmel war wolkenlos. Sterne funkelten wie Diamanten auf schwarzem Samt. Der Mond war fast voll und goß sein silbriges Licht über die nächtliche Szene.
»Wäre das nicht eine wunderschöne Nacht?« sagte Peckinpah ärgerlich. »Und was ist daraus geworden? Ich könnte den schwarzen Satan und seine verdammten Vampire in Stücke reißen.«
»Wenn man wüßte, wer das Opfer war, könnte man vielleicht herausbekommen, warum die Vampire ihn getötet haben«, meinte Yuki Shimo.
»Vampire morden zumeist aus reiner Lust am Töten, aus Gier nach Blut«, sagte Tucker Peckinpah.
Glatt wie eine schwarze Glasscheibe sah das Wasser aus.
Die beiden Männer begannen ihren Rundgang.
»Angenommen, Juliet Mason hat tatsächlich einen Blutsauger gesehen, Tucker. Was tun wir dann?«
»Wir werden versuchen, ihn zur Strecke zu bringen.«
»Braucht man da nicht spezielle Waffen dazu?«
»Nicht unbedingt. Es würde genügen, wenn es uns gelänge, ihn zu überwältigen und zu fesseln. Theoretisch könnten wir ihn danach einfach liegenlassen und vergessen. Der erste Sonnenstrahl würde ihn vernichten. Er würde unweigerlich zu Staub zerfallen. Nichts setzt Vampiren mehr zu als die Sonne.«
Yuki Shimo blieb stehen.
»Ist was?« fragte Peckinpah sofort.
»Mir war, als hätte ich eben eine schwarze Gondel durch die Dunkelheit gleiten sehen. Ich kann mich aber auch getäuscht haben.«
Die Männer gingen weiter. Sie blickten sich an Deck sehr aufmerksam um, konnten jedoch keinen Vampir an Bord finden.
Als sie in die Messe zurückkehrten, starrte Juliet sie erwartungsvoll an. »Nun?«
»Nichts«, sagte Tucker Peckinpah.
Eric Mason atmete erleichtert auf. »Dem Himmel sei Dank. Ich befürchtete schon, Juliet könnte recht haben.«
»Ich habe an diesem Bullauge ein totenblasses Gesicht gesehen, das lasse ich mir nicht nehmen!« behauptete Juliet starrsinnig.
»Okay, du hast eins gesehen. Und jetzt sprechen wir nicht mehr darüber. Vergiß es.«
Tucker Peckinpah zog an seiner Zigarre. »Morgen wird ein Mann in Venedig eintreffen, der das Zeug in sich hat, mit diesem Spuk aufzuräumen.«
»Meinen Sie so etwas wie einen Dämonenjäger?« fragte Eric Mason.
»Tony Ballard ist sein Name.«
»Solche Leute kennen Sie auch?« fragte Yuki Shimo verwundert.
»Ich kenne Tony Ballard nicht nur. Er ist sogar mein Partner«, sagte Tucker Peckinpah, und es hörte sich so an, als wäre er stolz darauf. »Er jagt die Abgesandten der Hölle auf allen fünf Erdteilen. Nur wenige wissen, was dieser Mann unter ständigem Einsatz seines Lebens schon geleistet hat. Ich habe ihn angerufen und gebeten, nach Venedig zu kommen. Er wird die Stadt säubern.«
»Sie sprechen von ihm, als wäre er ein Übermensch, dem nichts unmöglich ist«, sagte der Japaner.
»Ein Übermensch ist Tony Ballard nicht, auch er hat seine Grenzen. Aber er weiß
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