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GK398 - Gefangen in der Spiegelwelt

GK398 - Gefangen in der Spiegelwelt

Titel: GK398 - Gefangen in der Spiegelwelt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A.F.Morland
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schaute sie nicht an. Sein Blick war auf den Boden gerichtet. »Vielleicht…«
    »Ja - Frank?«
    »Vielleicht solltest du mich einsperren.«
    »Wo?«
    »Im Keller«, sagte Frank. »Ja, im Keller. Komm!«
    Vicky zögerte.
    »Komm!« sagte der WHO-Arzt eindringlich. »Schnell. Wir wissen nicht, wieviel Zeit uns noch bleibt!«
    Er verließ mit dem Mädchen das Wohnzimmer und stieg vor ihr die Kellertreppe hinunter. Vor der massi ven feuerhemmenden Tür, die in den Heizraum führte, blieb er stehen.
    Langsam drehte er sich um und…
    Für einen Moment dachte Vicky, es wäre soweit mit ihm. Ihr Herz übersprang einen Schlag. Aber dann erkannte sie, daß sie sich irrte. Mit von Wehmut verhangenem Blick schaute er sie an.
    »Du mußt gut abschließen«, sagte er.
    »Ja, Frank.«
    »Und du darfst die Tür nicht mehr öffnen!«
    »Okay, Frank.«
    Er wies mit dem Daumen darauf. »Was dahinter auch immer passieren mag, was du auch hörst, du bleibst dieser Tür fern, bis Tony und Silver zurückkommen.«
    »In Ordnung«, sagte Vicky mit belegter Stimme. »Es wird alles wieder gut werden, Frank. Ich bin ganz sicher.«
    Er öffnete die Tür und betrat den Heizraum.
    »Du hast mein ganzes Mitgefühl«, sagte Vicky, und ihre Augen füllten sich mit Tränen.
    »Mach zu, Mädchen!« verlangte der WHO-Arzt. »Schließ ab!«
    Vicky Bonney schloß die Tür. Sie drehte den Schlüssel so oft herum, wie es möglich war, und zog ihn danach ab. Sie legte ihre Wange an die Tür und sagte leise: »Hab keine Angst, Frank. Tony und Silver lassen dich nicht im Stich. Sie werden dich retten. Du wirst wieder so, wie du früher gewesen bist.«
    Frank Esslin antwortete nicht.
    Er wandte sich langsam um, und ein grausamer Ausdruck war auf einmal in seinen Augen…
    ***
    Mit ihrer Unpünktlichkeit war Dolores Cox unschlagbar. Alle anderen Ballettratten waren bereits beim Training, als Dolores keuchend das Gebäude betrat.
    Gott, würde das wieder ein Gemecker geben. Der schrullige Tanzlehrer haßte das Zuspätkommen zum Unterricht wie die Pest, und in dieser Woche war ihm wegen Dolores schon dreimal die Galle übergelaufen.
    Immer wieder nahm sie sich vor, wenigstens zehn Minuten früher von zu Hause wegzugehen. Sie schaffte es einfach nicht.
    Atemlos legte das hübsche sechzehnjährige Mädchen die Stufen zurück. Dolores war brünett, gertenschlank und talentiert - und letzteres war der einzige Grund, weshalb sie noch nicht aus der Ballettschule hinausgeflogen war.
    Sie blickte bereits auf eine Reihe von Auftritten zurück, wußte aber selbst, daß sie noch hart an sich arbeiten mußte, um eines Tages den Vorstoß zur Spitze zu schaffen. Daß sie das Zeug dafür in sich hatte, war ihr von ihrem Leher mehrfach bescheinigt worden. Er pflegte in diesen Dingen immer die Wahrheit zu sagen. Er hielt nichts davon, den Mädchen falsche Hoffnungen zu machen. Er verschenkte seine Mühe ausschließlich an Schülerinnen, die den Arbeitsaufwand auch wert waren.
    Und er sorgte dafür, daß sie da und dort Gelegenheit bekamen, Bühnenerfahrung zu sammeln.
    Mehr noch als Dolores träumte deren Mutter von einer märchenhaften Karriere. Dafür brachte die alleinstehende Frau jedes Opfer. Und wie revanchierte sich Dolores dafür? Mit Unpünktlichkeit.
    »Das muß wirklich endlich anders werden!« sagte sie schwer atmend.
    Dann betrat sie die Schule. Laut flogen ihr die Klavierklänge entgegen. Sie wandte sich nach rechts. In dieser Richtung befanden sich die Garderoben. Sie öffnete auf dem Weg dorthin schon ihre Kunstpelzjacke.
    Sobald sie ihren Spind erreicht hatte, öffnete sie ihn, griff nach dem Kleiderbügel aus Draht und warf die Jacke darüber. Dann schlüpfte sie rasch aus den beiden Pullis, die sie übereinander trug. Der BH, den sie anhatte, war hauchdünn und durchsichtig.
    Als sie die Jeans öffnen wollte, vernahm sie ein Geräusch jenseits der Schränke. Ihre Finger ließen von dem Metallhaken ab.
    Sie hörte, wie sich jemand bewegte, und dann glaubte sie, zu hören, wie Füße über den Boden scharrten. Und jemand stöhnte.
    Obwohl Dolores Cox schon spät dran war, konnte sie nicht umhin, nachzusehen, wer diese Geräusche verursachte.
    Sie lief um die Schränke herum und sah einen Mann. Er lehnte an der Wand. Totenblaß. Sein Gesicht war verzerrt, als hätte er große Schmerzen. Er zitterte, und seine Finger waren in seine Brust gekrallt.
    Dolores hatte ihn noch nie zuvor gesehen. Sie blickte ihn erschrocken an. Es war offensichtlich, daß es dem Mann

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