GK436 - Die Geißel der Menschheit
konnte sie noch zurück?
Die Pistole in der Hand gab ihr ein bißchen Mut. Die Waffe war immerhin mit geweihten Silberkugeln geladen, und Carrago mußte sich davor in Acht nehmen. Jenny schluckte trocken. Ein scheußliches Gefühl krallte sich in ihrer Brust fest.
Mit bis zum Zerreißen angespannten Nerven erreichte sie das Tor. Sie legte ihre Finger um einen der dicken Gitterstäbe. Kalt war das Metall. Jenny versuchte den Torflügel zu öffnen.
Es ging nicht.
Irgendwo hing er fest.
Jenny rüttelte daran. Das Eisentor schepperte und klapperte, ließ sich jedoch nicht aufmachen. Jenny rüttelte immer ungestümer. Sie begann zu schluchzen.
»Komm schon!« keuchte sie verzweifelt. »Geh auf! Geh endlich auf!« Aber das Tor blieb geschlossen. Sosehr sich das Mädchen auch anstrengte, sie brachte es nicht auf.
Plötzlich vernahm sie Schritte.
Zweige knackten. Blätter schliffen über einen Körper, der sich durch die Büsche bewegte. Augenblicke später teilten sich die Zweige, und Jenny Pappeel sah Carrago wieder!
***
Er grinste gehässig. Ihr Herz übersprang einen Schlag. Sie wich einen Schritt zurück. Weit aufgerissen waren ihre Augen. Sie begriff, daß es ein großer Fehler gewesen war, die Villa zu verlassen. Nun war sie mit Carrago hier draußen allein, und Mr. Silver konnte ihr nicht noch einmal beistehen, wie er es getan hatte, als sich der Zombie auf sie gestürzt hatte.
Carrago grinste. »Ich lasse dich nicht gehen.«
Jennys Augen schwammen in Tränen. »Bitte…«
»Erinnerst du dich an unsere erste Begegnung? Ich sagte, wir würden uns wiedersehen. Nun ist deine Zeit gekommen. Es stand auf dem Tablett. Du bist die nächste. Ich wollte, daß Miller es für mich tut, aber durch diese Rechnung hat mir Mr. Silver einen Strich gemacht. Also werde ich dich selbst töten! Camilla Ford ist bereits gestorben, und du wirst ihr nun folgen!«
Jenny schüttelte verzweifelt den Kopf. »Nein! Nein…!«
Sie wich weiter zurück.
In ihrem Kopf überstürzten sich die Gedanken. Unter anderem dachte sie daran, in den Austin zu springen und von innen zu verriegeln, doch würde das etwas nützen? Konnte den Magier eine verriegelte Tür aufhalten? Nein.
Jenny stieß gegen den Austin.
Sie schlug mit der Colt Commander gegen das Blech. Es gab einen dumpfen Laut, und der brachte der Fernsehsprecherin zum Bewußtsein, daß sie ja bewaffnet war.
Sie sah, wie der grausame Magier nach einem Dolch griff. Im selben Moment drehte Jenny Pappeel durch. Sie sah Carrago, die Geißel der Menschheit, nur wie durch einen trüben Schleier. Ihr tränenverhangener Blick ließ sie den Magier nicht genau erkennen.
Sie sah nur seine Umrisse.
Blind richtete sie ihre Waffe auf den Höllengünstling und zog den Stecher mehrmals kurz hintereinander durch. Die Kugeln verfehlten Carrago. Bis auf eine. Die letzte traf, Jedoch nicht tödlich, sondern wuchtete nur in die Hand des Magiers.
Er brüllte auf, riß den Arm hoch, und seine rechte Hand zerplatzte wie eine Seifenblase. Bis zum Armstumpf fehlte sie, war nicht mehr vorhanden.
Die Commander machte mehrmals »Klick«, denn Jenny Pappeel drückte in ihrer Panik auch dann noch weiter ab, als sich keine Patrone mehr in der Pistole befand.
Der verletzte Magier mobilisierte seine übernatürlichen Kräfte.
Er brauchte die Dolche des Teufels nicht selbst zu werfen. Es genügte, wenn er ihnen den geistigen Befehl gab, sich selbst ihr Opfer zu suchen, und das tat er in diesem Augenblick.
Schon flitzte einer der Dolche aus dem Gürtel.
Carrago faßte ihn nicht an.
Für einen Sekundenbruchteil hing die Teufelswaffe in Augenhöhe in der Luft. Waagrecht. Mit der Spitze auf das starre Mädchen weisend.
Und dann raste der Dolch los.
Er traf.
Und Jenny Pappeel brach tot zusammen.
***
Wir hörten den Austin-Motor losbrummen. Keenan Keel wollte aus der Villa stürmen, doch Mark Porter trat ihm in den Weg und schüttelte langsam den Kopf. »Es hat keinen Zweck mehr, Keenan. Du kannst für Jenny nichts mehr tun. Sie ist verloren.«
»Woher willst du das wissen?« fragte Keel nervös.
»Ich bin sicher, Carrago wartet draußen auf sie.«
»Ein Grund mehr, sie nicht einfach ihrem Schicksal zu überlassen!« keuchte Keel.
»Sie hat auf mich geschossen. Sie würde auch auf dich schießen, wenn du ihr nachfährst. Sie ist nicht mehr richtig im Kopf. Sie will sich nicht helfen lassen.«
Lance Selby blickte mich zerknirscht an. »Verflucht, wenn ich nicht so dämlich gewesen wäre, die Pistole
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