GK456 - Irrfahrt in die Zwischenwelt

zurücklegen. Dann traten zwei Markia-Krieger durch eine Tür. Als sie uns sahen, und als sie begriffen, was wir vorhatten, wollten sie lauthals Alarm schlagen.
    Wir ließen Skup augenblicklich fallen, ich überließ einen Gegner meinem Kampfgefährten und kümmerte mich um den anderen. Mit großer Wucht hämmerte ich ihm die Faust gegen den Kinnwinkel. Der grüne Schatten brach ohne einen Laut von sich zu geben zusammen.
    Ugar schaffte seinen Gegner nicht auf einmal. Es gelang ihm zwar, den Kerl niederzuschlagen, aber der Mann verlor nicht die Besinnung. Wie am Spieß wollte er losbrüllen. Da packte ihn Ugar und drückte ihm die Luft ab, bis der Markia-Krieger erschlaffte.
    Ich wischte mir den Schweiß mit dem Ärmel von der Stirn. »Ich würde viel darum geben, wenn ich von hier endlich weg wäre«, sagte ich.
    Wir nahmen unsere Last wieder auf und eilten zu jener Öffnung zurück, durch die wir in den Gang gelangt waren.
    Ich knotete das Seil gewissenhaft um Skups schlaffen Körper, und wir seilten den Ohnmächtigen ab. Sobald er unten angelangt war, turnten wir ebenfalls hinunter. Ich war sehr schnell. Ugar konnte mein Tempo nicht mithalten, und es erwies sich als gut, daß ich mich so beeilte, denn soeben kam Skup zu sich. Wenn er jetzt losgebrüllt hätte, hätte es einen für uns lebensgefährlichen Auflauf gegeben, deshalb schläferte ich ihn mit meiner Faust noch einmal ein.
    Dann erst kam Ugar.
    »War er schon wieder wach?« fragte der Einäugige erschrocken.
    »Er scheint einen Schädel aus Eisen zu haben«, brummte ich.
    Ugar band Skup einen breiten Lederriemen über den Mund. »So, jetzt darf er schreien, wenn er kann.«
    »Hilf mir«, verlangte ich.
    Wir hievten Skup auf meine Schultern und vereinbarten, den Tyrann abwechselnd zu tragen. Ugar ging vor mir. Immer wieder vergewisserte er sich, daß niemand in den Gassen war, durch die wir dann eilten.
    Sobald wir die Häuser hinter uns gelassen hatten, übernahm Ugar den Tyrann. In der weiteren Folge wechselten wir uns noch einmal ab, dann erreichten wir die Pferde, die zum Glück noch niemand entdeckt hatte.
    »Von dem, was du für den Frieden zwischen Markia und Dargan getan hast, wird man noch lange reden, Tony Ballard«, sagte Ugar, als er im Sattel saß.
    »Reiten wir«, empfahl ich meinem einäugigen Freund. »Noch ist nicht Frieden zwischen den beiden Völkern.«
    Ich trieb mein Pferd an. Ugar folgte meinem Beispiel. Er zog das Pferd, auf dem Skup lag, hinter sich her. Ich hatte meine Augen überall. Nichts durfte uns entgehen, denn solange wir uns auf markianischem Boden befanden, war unser Leben in Gefahr. Meine Aufmerksamkeit machte sich sehr bald schon bezahlt.
    Ich entdeckte einen Reitertrupp und machte Ugar darauf aufmerksam. Wir versteckten uns hinter einem hohen Felsen und warteten, bis die Dreiarmigen vorbei waren. Etwa zehn Krieger waren es.
    »Wenn wir denen in die Hände gefallen wären, dann gute Nacht«, sagte ich.
    Ugar lachte. »Ein bißchen Glück gehört eben auch dazu, um Erfolg zu haben.«
    Wir ritten weiter. Im Schutze des Waldes fühlten wir uns etwas wohler. Aber unsere Sinne blieben angespannt. Die Erleichterung stellte sich erst ein, als wir darganesischen Boden unter den Hufen unserer Pferde hatten.
    Der Streich war gelungen.
    Skup befand sich in Dargan. Ohne seine Krieger. Jetzt konnte sich Ramba, der Zauberer, mit ihm beschäftigen. Ich hoffte, daß es ihm gelingen würde, Skup umzudrehen, damit dieses sinnlose Blutvergießen ein Ende hatte.
    Skup kam zu sich. Wir änderten nichts daran. Ich konnte mir vorstellen, wie dem Tyrann von Markia zumute war. Er dachte wohl, er wäre zu seiner Hinrichtung unterwegs, und wir ließen ihn vorläufig in dem Glauben.
    »Schaffen wir ihn gleich zu Ramba?« fragte ich.
    »Wird wohl das beste sein«, erwiderte Ugar. »Ramba soll mit seinem Zauber gleich anfangen, denn wenn die Markiasen merken, daß Skup entführt wurde, greifen sie Dargan möglicherweise an. In diesem Fall wäre es gut, wenn ihnen der umgedrehte Skup Einhalt gebieten würde.«
    Rambas Haus war eines der letzten. Wir stiegen von den Pferden und klopften an die Tür des Zauberers. Das alte grüne Wesen öffnete vorsichtig. Ich sah ein seltsames Blitzen in seinen kaum wahrzunehmenden Augen, als er erkannte, daß wir Skup bei uns hatten. Das gefiel mir nicht. Führte der Zauberer irgend etwas im Schilde, was nicht in Ragus Sinn war? Ugar schien dem Alten bedingungslos zu vertrauen. Deshalb nahm ich an, mich getäuscht zu