Glaenzend
Kopf Gabriels Hand lange schüttelt, schließe ich ein Auge und betrachte die Frau mit vollen Formen, die einen beigefarbenen geschlitzten Kostümrock und eine schwarz-goldene Seidenbluse mit perfektem Dekolleté trägt. Mit meinem linken Auge erkenne ich eine Stupsnase in einem runden Puppengesicht mit blassem, milchfarbenem Teint und leicht orange schimmernden Wangenknochen, sinnliche Lippen, die den Blick auf etwa 50 ultraweiße Zähne freigeben, und eine große, trendige schwarze Brille, die ihr den perfekten Look einer ernsthaften Künstlerin verleiht. Sie sieht zum Niederknien aus. Wie hätte es auch anders sein sollen?
Verdrossen schlage ich laut die Tür zu und werfe mich aufs Bett. Hoffentlich habe ich sie wenigstens erschreckt. Und hoffentlich ist Prudence ihr entzückter Blick und dieser unseligen Fotografin das selige Lächeln abhandengekommen. Ich vertiefe mich wieder in die Lektüre des Romans, den ich im Flugzeug begonnen habe, und hoffe, dass ich die angeblich rein geschäftliche Szene vergessen kann, die sich nun ganz in der Nähe abspielt. Dies wäre etwas einfacher, wenn es sich nicht um einen Roman über eine unmögliche Liebesbeziehung zwischen einer jungen Menschenfrau und einem umwerfenden Vampir namens Gabriel handeln würde. Marion hat mir "Beiss mich!" von Sienna Lloyd geborgt und gesagt, dass ich mich darin wohl wiedererkennen würde. Normalerweise ist das nicht meine Sorte Roman, aber die Handlung ist wirklich packend und die Übereinstimmungen ziemlich beunruhigend. Nach zwei relativ harmlosen Seiten komme ich zu einer heißen Szene mit sadomasochistischen Zügen zwischen den Hauptfiguren:
„Gabriel greift nach einem dicken, weichen Seil und beginnt damit, meine Beine an die Stuhlbeine zu binden. Man merkt, dass jeder Handgriff sitzt. Wie viele Frauen er wohl auf diese Weise gefesselt hat? Er sucht nach einem weiteren, längeren, Seil, schlingt es mir, ohne mich dabei aus den Augen zu lassen, zwei Mal um den Oberkörper, um meine Brüste zu verschnüren, und zurrt meine Hände mit den Enden in meinem Rücken fest. Ich kann meine Beine nicht mehr bewegen, warte, was weiter passiert, und werde feucht.
„Ich hätte Lust, dich jetzt zu lecken, doch das hast du nicht verdient.“
Gabriels Blick spiegelt inzwischen animalische Lust wider, ich sehe, wie er sich verändert. Wenn er mich begehrt, scheint er zu wachsen, er erscheint mir größer, imposanter. Seine grünen Augen werden dunkler und ich kann in ihnen schaudernd Hunderte Bestrafungen lesen, die er gerne an mir ausprobieren würde. Ich sitze rittlings auf dem Stuhl, meine Brüste sind verschnürt, mein Intimbereich wird nur von meinem roten Höschen bedeckt, meine Hände sind gefesselt … Ich warte darauf, den kalten Hauch zu spüren, der Besitz von mir ergreift.“
Es überrascht mich selbst, wie sehr mich diese Szene erregt. Ich ändere meine Position und setze mich auf dem Bett auf, um meine Gefühle unter Kontrolle zu halten.
Danke, Marion, das hilft mir wirklich weiter …
„Mir wird klar, dass Gabriel es ernst meint, doch vor allem denke ich, dass er spielen will, mich in die Enge treiben will, um mich schließlich zu nehmen. Ich fühle, dass er es heute Abend gewaltsam tun wird, dass er brutal sein wird, und ich will seine dunkle Seite entdecken.“
Ich fühle … nichts! „Mein“ Gabriel ist unter der Leitung seiner teuflischen Mutter mit seiner rothaarigen Puppe beschäftigt, und ich habe absolut keine Ahnung, wie ich da mithalten könnte. Ich spreche nur Schulenglisch, meine Karriere und meine Ambitionen sind gleich null, ich bin nicht Fotografin und noch weniger bin ich berühmt, ich habe weder ihr Dekolleté, noch ihre Klasse, ich habe … nichts. In meine aufkeimende Begierde mischen sich eine krankhafte Eifersucht und schließlich auch ein Funken Zorn. Was, wenn diese Frau ihm die Augen öffnet? Was, wenn ihm in eben diesem Moment klar wird, dass uns nichts verbindet? Und dass diese April Carter genau der Typ Frau ist, den er braucht?
„Er nimmt den Stuhl und stellt ihn unter vollem Einsatz seiner muskulösen Arme vor das Sofa. Dann setzt er sich hin und kippt den Stuhl nach vorne. Mein Gesicht ist nun zwei Zentimeter von seinem steifen Penis entfernt. Obwohl ich gehalten werde, habe ich das Gefühl zu schweben. Er wiegt mich zwischen seinen Schenkeln vor und zurück.
„Ich will, dass du mir einen bläst, dass du ihn tief in dir aufnimmst. Ich will, dass dir die Wangen wehtun und dass du erst
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