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Glaenzende Geschaefte

Glaenzende Geschaefte

Titel: Glaenzende Geschaefte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katharina Muenk
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ziemlich alt, bisschen porös geworden mit der Zeit. Ob die heute einen unserer schweren Jungs noch abfedern könnte, wissen wir nicht. Wir haben es auch noch nicht ausprobieren müssen. Und Sie wollen es sicherlich auch nicht, oder?«
    »Mir geht es hervorragend. Danke.« Löhring schritt weiter. Ihm fiel auf, dass sein Begleiter noch nicht einmal eine Waffe trug. Sehr zivil. Es hatte Zeiten gegeben, da war sogar sein Fahrer im Besitz eines Waffenscheins gewesen. Und hier? An diesem Ort hätte man doch wohl eine Waffe für angemessen gehalten, und sie wäre nicht weiter aufgefallen. Man hätte einfach auch mal schießen können.
    Überall schepperte es eigenartig, und die Stimmen verhallten so langsam im Raum, dass sie ineinander übergingen und sich zu einem einzigen nahen und fernen Stimmengewirr um ihn herum vereinten. Man hatte Schwierigkeiten, überhaupt noch etwas zu verstehen und die Orientierung zu behalten.
    Plötzlich setzte über ihm ein ohrenbetäubender Lärm ein. Löhrings Kopf lag sofort im Nacken Richtung Selbstmordsicherung, denn jetzt kamen aus allen diesen Türen die Häftlinge, behäbig wie die Löwen, bewegten sich in lockeren Gruppen in ein und dieselbe Richtung. Überall hallten Türen, und das klirrendeGeräusch von Schlüsselbunden war allgegenwärtig. Was war hier los?
    Die Stimme des Beamten wurde lauter: »Nicht erschrecken. Das ist die erste Freistundenschicht. Alle Häftlinge haben außerhalb der Arbeitszeiten das Recht auf täglich mindestens eine Stunde Aufenthalt und Bewegung im Freien.«
    Löhring versuchte derweil die Gesichter zu erkennen, als suche er Bekannte. Es waren Männer aller Altersklassen da über ihm – keinesfalls finstere Individuen, die meisten in Jeans und Sweatshirt, einige tätowiert, andere mit einem fast biederen Aussehen wie Schrebergärtner oder Wohnwagenurlauber. Sie waren ihm fast sympathisch, so auf den ersten Blick. Er mochte dieses Unangepasste, dieses Unnahbare und Außerordentliche im wahrsten Sinne des Wortes, das von ihnen auszugehen schien. Die hatten es wahrscheinlich nicht mehr nötig, freundlich zu sein, wenn ihnen nicht danach war. Löhring blickte immer noch fast bewundernd nach oben.
    Sein Begleiter drängte weiter: »Ich sehe schon, Sie interessieren sich für die Menschen hier. Ein Mädchenpensionat sind wir zwar nicht gerade, aber eigentlich sind das oft ganz nette Jungs. Und Herr Kellermann ist ein ganz besonderes Exemplar. Sie werden sehen.«
    Löhring stutzte: »Wie meinen Sie das? Gute Führung?«
    Der Beamte lief weiter und sagte mit nach oben gerichtetem Blick: »Für gute Führung gibt es keine Vergünstigungen. Wir sehen sie als notwendige Voraussetzung für ein geordnetes Zusammenleben. Im Gegenteil, schlechte Führung hat Konsequenzen, wird sanktioniert. Gute Führung wird vorausgesetzt.« Er winkte einigen Häftlingen zu.
    Kein schlechter Ansatz, fand Löhring. Es schien auch so zu gehen. Diesen ganzen Zinnober rund um den Begriff Leadership Performance fand er sowieso reichlich ausgereizt. Er war geradezu überrascht von dem informellen und freundlichen Miteinander – vielleicht der einzige Luxus, den man sich leistete an diesem Ort.
    Der Beamte fuhr fort: »Nein, Kellermann ist einer unserer Resos. Er ist auf Resozialisierung bedacht und möchte wieder zurück in die Gesellschaft.«
    »Ja, wer möchte das nicht«, bemerkte Löhring.
    Kellermann gehe übernächste Woche in den offenen Vollzug und parallel in die berufliche Entlassungsvorbereitung, erklärte der Beamte weiter. Er habe nur noch sechs Monate abzusitzen und sei keiner jener Schauspieler, die es hier auch gebe. Man müsse wissen, und das sage er nur ihm, Löhring, dass bei den Profis unter den Insassen der Wille zur Veränderung oft nichts weiter als ein Lippenbekenntnis sei, die verkauften ihre Seelen für den kleinsten Mehrkomfort. Kellermann sei da anders, und im Schulungsraum, wo man sich treffe, gebe es für alle Fälle Kameras. Löhring könne auch ein Personennotrufgerät haben, falls er das wünsche.
    »Für meine Nöte reicht kein Notrufgerät der Welt, guter Mann«, scherzte Löhring. »Ich bin froh, mich hier mal mit anderen Dingen zu umgeben, mich ein wenig zu dezentrieren.« Verkaufte Seelen. Kameras. Interessant.
    Bis zum Mittag hatte er fast alles gesehen: eine Gefangenenzelle mit Bademantel, Topfblumen und Transistorradio, die Küche, die Gärtnerei, die Gebäudereinigung, den Kabelhof, den arbeitstherapeutischen Betrieb, die

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