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Glaenzende Geschaefte

Glaenzende Geschaefte

Titel: Glaenzende Geschaefte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katharina Muenk
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tauchten Hinweise auf versteckte Grundstückszufahrten zu weitläufigen Anwesen auf, und man musste aussteigen, um Hausnummern auf winzigen Schildern an den Toren lesen zu können. Waldstücke und großzügige Rasenflächen wechselten sich ab und wollten so gar nicht zu dem an sich recht biederen Ortskern passen, den Löhring und Kellermann bereits vor zehn Minuten passiert hatten. Es schien einer dieser unauffälligen Orte im Rheinischen zu sein, wo man sich in trutzige, großbürgerliche Rotklinkervillen zurückzog – solide Basislager, um sich von dort aus in die nächstgrößere Stadt, nach Köln, Düsseldorf, Essen oder Bonn, oder in den Rest der Welt zu begeben, Geld auszugeben und Netzwerke zu spinnen.
    Die Tore der Zufahrt zu Keschs Anwesen standen weit auf, als erwarte man sie, und der Käfer röhrte verdächtig, als er die steile und großräumige Auffahrt nahm. Sie war zweispurig.
    »Na, Ihr Kumpel scheint ja ein Luxuspüppchen zu sein.« Kellermann saß mit eingezogenem Kopf hinter dem Lenkrad, um durch die Autofenster die Anlage in Augenschein zu nehmen.
    Löhring betrachtete ihn von der Seite. Man konnte seinem Entführer diesen kleinen Augenblick des Triumphs gönnen, das Gefühl, auf eine Geldquelle zuzufahren wie ein Großwildjäger auf ein unbekanntes Buschreservoir. Er schien keinen Verdacht zu schöpfen.
    Das Gebäude kam langsam in Sicht. Löhring wusste, dass Kesch rein äußerlich ein recht barocker Typ war, jedoch mit einem pragmatischen Naturell. Sein Geschäftsmodell fußte auf zwei Grundsätzen: hohes Ansehen und geringes Aufsehen. Die Schlichtheit des Anwesens erstaunte Löhring allerdings immer wieder: Die von Bäumen und Sträuchern gesäumte überdimensionierte Auffahrt gab den Blick frei auf eine Villa, die man auch für die örtliche Feuerwehrhalle hätte halten können – ein massiver, flacher Bau mit glatten hellen Klinkern, einer schweren bronzenen Eingangstür und hier und da kleinen Fenstern, die verglasten Schießscharten ähnelten. Man wünschte dem Haus, es möge wenigstens eine weitläufige Terrasse nach hinten hinaus haben. Auffällig und geradezu pompös war lediglich eine beträchtliche Anzahl von Garagen und Parkplätzen an der Vorderfront.
    Löhring war bereits des Öfteren an diesem Ort gewesen, um seinen Vermögensverwalter ungestört und inkognito zu treffen, aber zum ersten Mal verfolgte er ganz genau, was sich um das Anwesen herum tat. Doch es tat sich nichts. Dass sie auf dem Grundstück überhaupt so weit gekommen waren mit dem alten Käfer, war seines Erachtens eine erstaunliche Tatsache. Unter normalen Umständen hätte es von Sicherheitsbeamten nur so wimmeln müssen. Löhring sah sich hektisch um. Nirgendwo ausschwenkende Kameras oder anspringende Bewegungsmelder. Shit.
    Das erste Mal, als er Kesch langsam vorrollend mit seiner Limousine besucht hatte, war ein Wachmann aus einem Kleinbus gestiegen, der vor dem Hause geparkt war. Mit auf Distanz haltender, flach ausgestreckter Handfläche war er Löhring entgegengelaufen und hatte gefragt, ob ihm zu helfen sei. Kesch war schließlich keiner dieser kleinen Vermögensverwalter mit Büro ohne Tageslicht in der örtlichen Kreissparkasse, sondern DER Anlagen-Tycoon schlechthin. Unter seinen Klienten befanden sich bundesweit bekannte Familiennamen. Da mochte man sich schon ein wenig kostbar fühlen und vorsichtig werden, seineUmgebung scannen, lasern, verkabeln und verminen lassen, im eigenen Interesse und im Interesse der Kundschaft.
    In letzter Zeit hatte Kesch seine Villa zudem nicht mehr so gern verlassen, um der Presse nicht noch mehr Fotos und Mutmaßungen zu liefern, als diese ohnehin schon hatte. Er umgab sich stattdessen auch privat mit einem Heer von Personenschützern – Angestellte einer Sicherheitsfirma, die ihm anteilig gehörte. »Shootingstar« hieß sie, hatte sich mit der Zeit zu einem gut gehenden Nebenerwerbsunternehmen entwickelt und aus Keschs Haus einen Hochsicherheitstrakt gemacht. Und was entscheidend war in Löhrings derzeitiger Lage: Shootingstar hätte keinen Moment gezögert, Kellermann in Gewahrsam zu nehmen, ein ausgestreckter Finger auf ihn hätte genügt. Doch nun war niemand da.
    Löhring konnte seine Enttäuschung kaum unterdrücken: »Ach. Das hatte ich mir anders vorgestellt.«
    Kellermann steuerte das Fahrzeug langsam an der Hausfront entlang, mit einem fachmännischen Blick auf die Kameras: »Nee, Mann, genauso hab ich mir das vorgestellt. Junge, Junge, so sieht betreutes

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